Rain hat eine neue Pfarrerin
Die evangelische Gemeinde in der Lechstadt heißt Friederike Töpelmann willkommen. Warum für die 30-jährige Rheinländerin Heimat ein wichtiger Begriff ist
Rain Die evangelische Gemeinde Sankt Michael hat wieder einen Pfarrer – genauer gesagt erstmals eine Pfarrerin. Eine junge obendrein. Sie heißt Friederike Töpelmann und ist 30 Jahre alt. Töpelmann wurde zusammen mit ihrer Kollegin Lisanne Teuchert im Rahmen eines festlichen Ordinationsgottesdienstes in der Sankt-Michaels-Kirche als Pfarrerin bestellt. „Das ist wohl der erste Ordinationsgottesdienst in Rain“, mutmaßte Michael Grabow, Regionalbischof Oberkirchenrat im Kirchenkreis Augsburg und Schwaben, in seiner Ansprache. Wenn es auch ein wenig eng geworden sei in der Kirche, habe man doch „das wunderbare Gefühl wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag zusammen“.
Grabow bezeichnete die beiden Frauen als „motivierte, frische, kreative und hoch kompetente Theologinnen“. Für die Landeskirche sei es ein Verlust, „dass uns Frau Teuchert verlässt, um an der Ruhruniversität Bochum eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen.“Der Geistliche erwähnte, dass Töpelmann aus Neuss am Rhein stamme und nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr in Bolivien absolviert habe. Dort habe sie tiefgreifende, prägende Erfahrungen insbesondere mit den Straßenkindern von La Paz gemacht. Bei einem Auslandssemester in Singapur habe sie „eine tiefe Heimatlosigkeit“erlebt, was mit zum Entschluss beigetragen habe, Theologie zu studieren.
Der Begriff Heimat spiele in den Biografien der beiden Frauen eine wichtige Rolle. In einer Welt, die immer komplizierter werde, gewinne Heimat eine ganz neue Bedeu- tung. Das Gefühl der Heimatlosigkeit in der eigenen Heimat mache Menschen leicht anfällig für extreme Parolen. Der Umgang mit „Heimat“werde von manchen zur Ausgrenzung benutzt. Bischof Grabow sprach von den Heimatvertriebenen von 1945, aber auch von Russlanddeutschen, Italienern, Griechen und Türken, die seit Generationen bei uns leben. Er habe dankbar erlebt, wie die Flüchtlinge der vergangenen Jahre in Rain „so freundlich aufgenommen worden sind“. Töpelmann wolle den Menschen Heimat anbieten, in der Kirche und ganz konkret in der Gemeinde. „Nur so können unsere christlichen Werte eine tragfähige Basis finden“, betonte der Bischof. Den beiden Pfarrerinnen wünschte er, „dass Sie aus diesem Gottesdienst Vergewisserung für Ihren Auftrag erhalten. Ihr Weg soll ein gesegneter sein“.
Mitglieder der Rainer evangelischen Gemeinde, Bürgermeister und – neben Donauwörths Dekan Johannes Heidecker – an die 20 Geistliche, darunter auch katholische Pfarrer, verfolgten die Zeremonie des Handauflegens. Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von Dekanatskantor Hans-Georg Stapff aus Donauwörth an der Orgel und dem Vokal-Ensemble München unter Leitung von Viktor Töpelmann.
Vertrauensfrau Angelika Schmidt-Thrul berichtete, dass man das vergangene halbe Jahr der Vakanz mit vereinten Kräften relativ gut überstanden habe. Sie dankte allen, „die sich bei uns engagiert haben“. Sie hieß die neue Pfarrerin und ihren Mann in Rain willkommen. „Ich darf Ihnen versichern, dass Sie eine lebendige Kirchengemeinde mit engagierten Ehrenamtlichen vorfinden“, sagte sie. Sie schloss mit den Worten: „Wir hoffen, dass Sie sich bei uns wohlfühlen und dass Sie uns lange erhalten bleiben.“Weitere Grußworte sprachen Pfarrerin Ulrike Brödel, Pfarrer Andreas G. Ratz, Rains katholischer Stadtpfarrer Jörg Biercher, Prof. Bernd Oberdorfer, stellvertretender Landrat Dr. Peter Thrul und Rains Bürgermeister Gerhard Martin.
Ihren ersten Gottesdienst in Rain hält Friederike Töpelmann am Sonntag, 23. September, um 10.30 Uhr.