Die ganze Welt in Neuburg
Der Weltladen in der Neuburger Markthalle kann auf eine 30-jährige Geschichte zurückblicken. Die handelt davon, was sich mit viel Engagement und Leidenschaft für die gute Sache erreichen lässt
Neuburg Filzblumen ranken aus gläsernen Vasen, mit orientalischen Ornamenten verzierte Keramik aus Indien steht auf einem kleinen Tischchen, in einem Holzregal stehen Tongefäße aus Kamerun und vor dem Fenster findet man Seifen aus Aleppo. Wenn man in dem kleinen Laden in der Neuburger Markthalle einkauft, kommt dies einer Weltreise gleich. Ganz neu im Sortiment: Bambusgeschirr aus China, die ideale Alternative zur Plastikvariante, erklärt Roswitha Schottnar, die regelmäßig hinter der Ladentheke des Weltladens steht. „Wir wollen immer wieder Neues ausprobieren“, sagt sie.
Angefangen hat alles mit einem Tapeziertisch auf dem Neuburger Wochenmarkt. 1985 schloss sich eine Hand voll engagierter Frauen zu einem Aktionsbündnis zusammen, einige von ihnen waren schon als Entwicklungshelferinnen unter anderem in Peru und Brasilien gewesen. Auf dem Tisch boten die Frauen zunächst nur fair gehandelten Kaffee und Tee an.
„Die Waren haben sie auf Kommission von dem bereits bestehenden Weltladen in Ingolstadt erhalten“, erzählt Sibylle Graf, die sich seit 2005 für den Weltladen engagiert. Die Frauen organisierten Theateraufführungen und Wanderausstellungen, verkauften bei einer Aktion der Gemeinde Sankt Peter ihren Kaffee vom Bauchladen weg. Ihr Ziel war es, das Bewusstsein der Bevölkerung über die Zustände in der sogenannten „Dritten Welt“zu informieren.
Eine, die schließlich auf das Engagement der Damen aufmerksam wurde, ist Inge Appel. Ihr gefiel die Idee vom fairen Handel auf Anhieb und als 1988 der Verein „Aktion 3. Welt“ins Leben gerufen wurde, war sie neben Ursel Croce-Keller, Gerti Göbel, Maria Fischer, Agnes Seeanner und Bärbel Wiehen eines der Gründungsmitglieder. Im selben Jahr übernahm der Verein die Räumlichkeiten des Bundes Naturschutz in der Markthalle – nur sechs Quadratmeter standen dem Weltladen damals zur Verfügung, aber immerhin konnten die Öffnungszeiten ausgedehnt werden und es gab einen anständigen Lagerraum für die Wa- – zuvor mussten sie immer für den Wochenmarkt aus dem Keller von Bärbel Wiehen geholt werden, erinnert sich Inge Appel.
„Das Geschäft ist zunächst etwas zäh angelaufen“, erzählt Appel. Aber schließlich kamen die Kunden und durch die Umsatzsteigerung war es möglich, den Laden 2003 innerhalb der Markthalle zu vergrößern.
Neben Lebensmitteln konnten nun auch Kunsthandwerksstücke angeboten werden. 2006 vergrößerte sich der Laden erneut, die Verren kaufsfläche konnte diesmal verdoppelt werden.
Diese Entwicklung sei neben den steigenden Umsätzen auch der zunehmenden Mitgliederzahl des Vereins zu verdanken, erklärt die 64-Jährige. Mittlerweile stehen rund 30 Mitglieder ehrenamtlich hinter der Ladentheke, darunter sind hauptsächlich Damen älteren und mittleren Alters, viele davon bereits in Rente. „Die junge Generation lässt sich wenig mitreißen“, findet Inge Appel, dabei würde sie sich sehr über jungen Zuwachs freuen, da die Jugend neue Anregungen und Ideen mitbringen könnte.
Auch nach 30 Jahren Engagement treibe Inge Appel immer noch der Gedanke an, dass die Menschen, die die Produkte herstellen auch das Geld bekämen – und eben nicht irgendwelche Zwischenhändler oder Großkonzerne. Der Weltladen spendet all seine Gewinne an humanitäre Projekte in aller Welt. Dafür nehme sie auch als Kundin gern einen Mehrpreis in Kauf.
Der Nachhaltigkeitsgedanke sei mittlerweile in der Gesellschaft angekommen,
Vom Tapeziertisch in die Markthalle
Nachhaltigkeit liegt voll im Trend
immer mehr Menschen legen Wert auf ökologischen Anbau und fairen Handel, sagt Appel. Dass der Weltladen eines Tages auf eine so lange Geschichte zurückblicken kann, habe sie sich aber trotzdem nicht träumen lassen. „So weit haben wir damals nicht gedacht. Wir wollten einfach etwas in die Wege leiten.“
Sein 30-jähriges Bestehen feiert der Weltladen im Rahmen der Fairen Woche unter dem Motto „Gemeinsam für ein gutes Klima“. Um möglichst vielen Menschen aus Neuburg und Umgebung den Weltladen und die Ideen dahinter näherzubringen, beteiligt sich der Laden auch bei „Neuburg leuchtet“. Am Freitag, 28. September, stehen Besuchern von 8.30 bis 12.30 Uhr sowie von 14 bis 22 Uhr die Türen offen. Märchenerzählerin Carla Teigeler wird am Samstag, 28. September, um 9.30 Uhr von der „Idee, die Welt zu fair-ändern“erzählen.