Steht mitten in Schrobenhausen
Die Stele des Künstlers Karl-Heinz Torge symbolisiert die neue Partnerschaft zwischen den „Spargelstädten“Schrobenhausen und Schwetzingen. Der Bürgermeister findet’s gut
Schrobenhausen Da steht sie nun, die nicht ganz unumstrittene Marmorstele des Bildhauers KarlHeinz Torge, die die Stadtoberen der Lenbachstadt am Samstag anlässlich der Partnerschaft der „Spargelstädte“Schrobenhausen und Schwetzingen auf dem oberen Stadtplatz enthüllt haben. „Ein Kunstwerk, das wirklich polarisiert“, meint Karlheinz Stephan. „Aber, macht nix“, findet der Bürgermeister. „Über Kunst im öffentlichen Raum darf und soll man debattieren.“Die Säule, die eine Spargelstange darstellt, soll das verbindende Glied zwischen den beiden Städten symbolisieren.
Die 1,60 Meter hohe Skulptur war keine Auftragsarbeit. Kulturreferent Klaus Englert hat sie per Zufall bei einem Spaziergang im Garten des Künstlers stehen sehen und prompt die Idee, den Marmorzapfen anlässlich der Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags mit den Kurpfälzern in der Innenstadt aufzustellen. Im zuständigen Ausschuss hatte der Stadtrat die Idee ziemlich kontrovers diskutiert, letztendlich fiel die Abstimmung pro Kunstwerk aus. Die Anschaffung und das Aufstellen der Skulptur hat sich die Stadt 15000 Euro kosten lassen.
Seine Symbolik hat der Künstler der gegenüber so erklärt: „Viele glauben ja, dass Spargel die Potenz steigert. Das ist zwar Unsinn. Aber er galt schon in der Antike als männliches Symbol. Die Frauen sind das weibliche Gegenstück dazu. Einfach die Knospenblätter in die Spargelspitze einzuarbeiten, war mir zu fad. Das soll nichts Sexistisches oder Pornografisches sein.“Zu den Frauenfiguren inspiriert haben ihn die Venus von Willendorf und andere Fruchtbarkeitsidole aus der Steinzeit und der Antike.
Am neuen Standort ist auf der zur Lenbachstraße abgewandten Seite auf dem Sockel der Säule eine Messingtafel angebracht, auf der diese Interpretation nachzulesen ist: „Auf steinzeitliche Fruchtbarkeitsidole, den Venusfigürchen wurde bei der Spargelstele Bezug genommen. Da der Spargel auch als Phallus gilt, vereinen sich weibliche und männliche Symbolik.“Über Kunst lasse sich bekanntlich streiten, meint Karlheinz Stephan dazu. „Und das ist gut so. Ich find’s nicht schlecht, pfiffig und eindeutig erkennbar. Wenn man die Stele so stehen sieht, ist die Assoziation zum Spargel deutlich erkennbar.“
Ins Stadtbild fügt sich der Riesenspargel ganz gut ein. An einem Montagmorgen laufen die Passanten mehr oder weniger achtlos daran vorbei. Vielleicht hat ihn der ein oder andere auch noch gar nicht
Lediglich über Dritte Kritik vernommen
wahrgenommen? „Wahrscheinlich kommt schon noch was“, glaubt der Rathauschef. Aber zu mir schimpft keiner hin, ich hab’ noch keine negative Resonanz zu hören bekommen.“Lediglich über Dritte habe er vernommen, dass der doppeldeutige Monolith in der Öffentlichkeit „sehr heterogen“diskutiert werde.
Ursprünglich hätte das Kunstwerk 100 Meter weiter in der „Zeil“vor der Frauenkirche aufgestellt werden sollen. Doch nach dem Austausch zwischen Künstler und Stadtbaumeister Axel Westermair entschied man sich für den Platz vor dem Trend-Shop, wo es freier stehe und so mehr zur Geltung komme, fügt Stephan noch an und will sich die heimliche Freude auf fruchtbare Debatten nicht verkneifen. „Ich bin auf alle Fälle gespannt auf die Kommentare in den nächsten Tagen.“