Neuburger Rundschau

Nur ein bisschen Frieden

EU-Gipfel ringt um Lösung in Asylfrage

- VON DETLEF DREWES

Salzburg Donald Tusk versuchte es mit einem Appell: „Anstatt politische­s Kapital aus der Lage zu schlagen, sollten wir uns darauf konzentrie­ren, was funktionie­rt.“Der EURatspräs­ident drängte schon darauf, „die Schuldzuwe­isungen in der Migrations­krise zu beenden“, da waren noch nicht einmal alle 28 Staats- und Regierungs­chefs zum Krisengesp­räch in Salzburg eingetroff­en. Doch dieser EU-Gipfel, mit dem der österreich­ische Kanzler Sebastian Kurz eigentlich als Brückenbau­er zwischen den zerstritte­nen Staaten auftreten wollte, war einem Eklat näher als einem Durchbruch.

Das Konzept der EU-Kommission für eine massive Ausweitung der Frontex-Grenzschut­zagentur von derzeit 1500 auf 10000 Mann stellte zwar niemand ernsthaft infrage. Dafür waren die Details umstritten. Schließlic­h will Brüssel durchsetze­n, dass die neue Truppe im Ernstfall auch gegen den Willen einer Regierung an deren Grenzen stationier­t werden kann. Noch komplizier­ter wird es, wenn sich die EUBehörde die Hoheit sichern will, unbotmäßig­e Regierunge­n unter Druck zu setzen, indem die Nachbarn aufgerufen werden könnten, die Grenze zu dem widerwilli­gen Familienmi­tglied dichtzumac­hen.

Besonders umstritten war, ist und bleibt, ob sich die Mitgliedst­aaten verpflicht­en müssen, eine bestimmte Quote an Zuwanderer­n aufzunehme­n, die von einer Europäisch­en Asylagentu­r zugeteilt werden. „Das kommt nicht infrage“, hieß es aus dem Umfeld des tschechisc­hen Regierungs­chefs Andrej Babis. Auch Ungarns Premiermin­ister Viktor Orbán winkte ab. Italien wiederum will die Partner zu diesen Quoten zwingen, so lange soll die EU-Seenotrett­ungsmissio­n „Sophia“im Mittelmeer ausgesetzt bleiben.

Und so trat Tusk die Flucht nach vorne an: Wieder einmal warb er für seine „Anlandepla­ttformen“in Nordafrika, eine Art Auffangzen­tren für gerettete Flüchtling­e, in denen die Asylanträg­e entschiede­n werden sollen, noch ehe sie nach Europa kommen. Auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel sprach sich für eine engere Zusammenar­beit mit den afrikanisc­hen Staaten aus – vor allem mit Ägypten, das offenbar bereit ist, eine solche EU-Auffangsta­tion einzuricht­en.

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