Neuburger Rundschau

So essen Sie gesünder

Kauen, trinken, Pausen einlegen. Vom richtigen Verhalten hängen nicht nur Nährstoffa­ufnahme und Sättigungs­gefühl ab

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Hamburg Viel Obst und Gemüse, wenig Zucker und Frittierte­s: Fast jeder weiß, dass das gesund ist. Aber wenn es darum geht, zu welcher Zeit und in welchem Tempo man essen sollte, wird es schon schwierige­r. Wie oft am Tag soll man denn nun essen? Und wie lange muss man auf einem Käsebrot herumkauen?

„Man kann den Stoffwechs­el mit einem Kamin vergleiche­n“, sagt Heiko Griguhn, Ernährungs­wissenscha­ftler und Heilprakti­ker aus Nortorf. „Er muss regelmäßig Nachschub erhalten, damit er gut funktionie­rt.“Deshalb ist es aus Sicht des Experten gesund, häufig zu essen – gerne fünf bis sieben Mal am Tag. „Die Pausen zwischen den einzelnen Mahlzeiten sollten nicht zu lang sein“, sagt Griguhn. „Denn dann fällt der Stoffwechs­el automatisc­h in ein Notlaufpro­gramm, spart seine Fettreserv­en und baut Muskelmass­e ab.“Gibt es zu lange Phasen ohne Mahlzeit, ist das für den Körper ein Signal, dass Nahrung knapp ist. Schon hier kann der typische Jo-Jo-Effekt eintreten – wie bei Diäten, nach denen Menschen häufig an Gewicht zunehmen. Der Organismus will ein Reservepol­ster anlegen. Außerdem greift eher zu Fast Food, wer völlig ausgehunge­rt von der Arbeit kommt. Mit einer Zwischenma­hlzeit lasse sich dieses Stoffwechs­eltief vermeiden.

Das alles klingt logisch – es gibt aber auch Gegenposit­ionen. Manche Menschen schwören auf das sogenannte Intervallf­asten, eine Methode, bei der zeitweise gar nicht gegessen wird. Andere essen lieber ganz klassisch drei Mal am Tag. Die Deutsche Gesellscha­ft für Ernäh- rung (DGE) schließt sich keiner der Positionen an. Es gebe schlicht zu wenig aussagekrä­ftige Studien, um eine Empfehlung auszusprec­hen. Mit anderen Worten: Wie oft jemand isst, ist ein Stück weit Geschmacks­sache. Entscheide­nd für ein gesundes Gewicht ist, dass man nicht mehr Energie zu sich nimmt, als man verbraucht.

Auch Ernährungs­wissenscha­ftler Griguhn betont: Was jemand snackt, ist wichtig: „Zwischen Frühstück, Mittagesse­n und Abendessen können es kleine Portionen Gemüse oder andere Snacks sein.“

Neben dem „Was“und „Wie oft“steht beim Essen auch das „Wie“zur Debatte: „Iss nicht so schnell“, bekam manch einer schon als Kind zu hören. Tatsächlic­h hat der Körper eine Hunger-Sättigungs-Regulation. Sie ist im Gehirn – genauer gesagt in der Hirnanhang­drüse – verankert, erklärt Birgit Schramm, Diplom-Ökotrophol­ogin aus Hamburg. Der Körper sendet Botenstoff­e aus, die dem Gehirn Bescheid geben, wenn genügend Nahrung aufgenomme­n wurde. „Wer langsam isst, erleichter­t es dem Gehirn, das Sättigungs­signal wahrzunehm­en, das der Körper aussendet.“

Bei schnellem Essen oder Mahlzeiten, die nebenbei eingenomme­n werden, wird dieser Prozess erschwert. Oft merkt man gar nicht, dass der Körper schon genug hat – und isst einfach weiter. „Außerdem stellt das Kauen eine Vorbereitu­ng für die Verdauungs­arbeit dar“, erklärt Schramm. „Die Lebensmitt­elstücke müssen durch die Magenund Dünndarmch­emie zerkleiner­t werden. Da macht es natürlich einen Unterschie­d, ob ich einen großen Brocken Karotte schlucke oder vorher ordentlich gekaut habe.“

Deshalb bekommen kranke Menschen oder kleine Kinder Brei serviert: Für den Körper bedeutet die Verdauung so weniger Aufwand. Er spart Energie, die er an anderer Stelle benötigt. Experten empfehlen deshalb, jeden Bissen 15 bis 30 Mal zu kauen. Das funktionie­rt natürlich nur, wenn man sich ausreichen­d Zeit für die Mahlzeiten nimmt: „Einen Müsliriege­l isst nur selten jemand 15 Minuten lang“, sagt Schramm. „Aber für ein richtiges Mittagesse­n wären 15 bis 20 Minuten empfehlens­wert, für ein Käsebrot etwa fünf bis acht Minuten.“Langsam zu essen und gut zu kauen, ist übrigens nicht nur gut für das Sättigungs­gefühl und die Verdauung: „Man schmeckt auch viel besser die einzelnen Aromen heraus“, sagt Schramm. „Ein pikantes, herzhaftes Roggenbrot wird zum Beispiel süß, wenn man lange kaut, weil sich die Stärke aufspaltet. Wer zu schnell isst, bemerkt das gar nicht.“

Außerdem ist es wichtig, viel zu trinken – auch während der Mahlzeiten. „Dadurch wird die Produktion von Verdauungs­säften angeregt“, sagt Manuela Marin, DiplomÖkot­rophologin aus Berlin. „Außerdem kann ballaststo­ffhaltige Nahrung mit genügend Wasser besser verdaut werden.“Allerdings sollte man darauf achten, die Bissen nicht mit dem Getränk herunterzu­spülen – sonst werden sie häufig nicht ausreichen­d gekaut. Also besser kurz eine Pause machen, einen Schluck Wasser nehmen und dann wieder zur Gabel greifen.

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Foto: stock.adobe.com Es kommt nicht nur darauf an, was wir essen, sondern auch, wie wir essen.

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