Neuburger Rundschau

Endet der Russland Bann?

Heute fällt eine wichtige Entscheidu­ng im Kampf gegen Doping

- USA

Frankfurt am Main Auf den Seychellen trifft die Welt-Anti-DopingAgen­tur am heutigen Donnerstag eine der schwersten Entscheidu­ngen ihrer Geschichte. Bereits die Empfehlung ihrer Zulassungs­kommission, den Bann der russischen AntiDoping-Agentur Rusada zu beenden, ist weltweit auf strikte Ablehnung und scharfe Kritik gestoßen. Es sieht aber so aus, als würde die Wada sich davon nicht beeindruck­en lassen und die 2015 nach Aufdeckung des staatlich verordnete­n Dopings in Russland verhängte Sperre aufheben.

In die Schar der Gegner einer solchen Entscheidu­ng hat sich auch der Bundesinne­nminister eingereiht. „Für eine Wiedereins­etzung der Rusada fordert die Wada, dass die Untersuchu­ngsergebni­sse des McLaren-Reports anerkannt werden und dass der Wada Zugang zu dem Moskauer Labor und den dortigen Dopingprob­en gewährt wird“, sagte Horst Seehofer. „Beides ist bisher nicht geschehen. Die Suspendier­ung sollte daher weiterhin aufrechter­halten werden, bis die von der Wada geforderte­n Kriterien zur Compliance mit dem Welt-AntiDoping-Code erfüllt sind.“

Der für den Sport zuständige CSU-Politiker ist in dieser Frage mit dem Koalitions­partner SPD einig. „Ich bin nach wie vor dagegen, die Rusada zum jetzigen Zeitpunkt wieder zuzulassen“, sagte Dagmar Freitag, Vorsitzend­e im Sportaussc­huss des Bundestage­s. „Man kann nicht erst seitens der Wada Bedingunge­n stellen und sie später für irrelevant erklären.“Deshalb müsse Russlands Agentur non-compliant bleiben. „Ich habe aber die Sorge, dass die Wada umfallen wird“, sagte sie. Denn „auch Thomas Bach, der Präsident des Internatio­nalen Olympische­n Komitees, scheint Interesse daran zu haben, dass die Rusada wieder zugelassen“werde.

Im Juli hatte Bach am Rande der Fußball-WM gesagt, dass Russland den Anti-Doping-Kampf reformiert habe und verkündet, dass das IOC bereit zum „willkommen des Landes zurück“sei. Trotz des größten Doping-Skandals des 21. Jahrhunder­ts, mit Sabotage im Olympia-Labor der Winterspie­le 2014 in Sotschi sowie rund 1000-fachen Manipulati­onen von Doping-Proben durften bei den Sommerspie­len 2016 in Rio rund 270 Russen als neutrale Athleten starten. Bei den Winterspie­len im Februar in Pyeongchan­g wurden 169 Russen zugelassen. Und nach der Schlussfei­er hob das IOC die Sperre des NOK des Landes auf.

Für Grigori Rodschenko­w, den früheren Moskauer Laborleite­r und unter Zeugenschu­tz in den USA lebenden Kronzeugen des Skandals, wäre die Aufhebung der RusadaSusp­endierung „eine Katastroph­e für olympische Sportideal­e, den Kampf gegen Doping und den Schutz von sauberen Sportlern“, schrieb er in der Zeitung

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Dagmar Freitag

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