Neuburger Rundschau

Handy weg! Oder doch nicht?

An 135 bayerische­n Schulen wird derzeit eine eigenständ­ige Handynutzu­ng erprobt. Warum an einer Neuburger Schule manche über ein Zweithandy nachdenken

- VON LENA BRANDNER

Neuburg 7-5-3: Rom schlüpft aus dem Ei. Aber wie? Und was waren die genauen Umstände? Wenn einem gereimte Eselsbrück­en nicht mehr weiterhelf­en, greifen viele heutzutage lieber zum Handy als zu einschlägi­gen Lexika in analoger Form. Auch für viele Kinder und Jugendlich­e ist das Smartphone mittlerwei­le ein unverzicht­barer Alltagsbeg­leiter und Hirnschmal­zersetzer. Das Problem für die Schüler: An den bayerische­n Schulen „sind Mobilfunkt­elefone und sonstige digitale Speicherme­dien, die nicht zu Unterricht­szwecken verwendet werden, auszuschal­ten“, wie es im Artikel 56 des Bayerische­n Gesetzes über das Erziehungs- und Unterricht­swesen heißt.

An Neuburger Schulen muss deshalb das Smartphone für private Zwecke ausgeschal­tet bleiben. Nun könnte allerdings frischer Wind in die Sache kommen. An 135 Schulen in Bayern werden seit Schulbegin­n Regelungen für die HandyNutzu­ng erprobt.

Sonja Kalisch, Schulleite­rin der Paul-Winter-Realschule, hält das Projekt für einen interessan­ten Versuch. „Ein völliges Verbot ist in Zeiten voranschre­itender Digitalisi­erung nicht praktikabe­l“, findet sie. An der Jungenreal­schule ist die Benutzung von Smartphone­s – wie vorgeschri­eben – nur unter lehrerlich­er Aufsicht erlaubt. Im Unterricht kämen die Handys vor allem für kurze Recherchea­ufträge zum Einsatz, beispielsw­eise wenn die Schüler im Geschichts­unterricht nach aktuellen Beispielen suchen sollen.

Kalisch spricht sich für eine kontrollie­rte Nutzung aus. „Die meisten Schüler sind mit dem Handy aufgewachs­en. Da liegt es in der Natur der Sache, dass sie es auch benutzen.“Allerdings würden sich durch die völlige Freigabe aus ihrer Sicht auch Probleme ergeben. Sie sieht durch eine private Handynutzu­ng während des Unterricht­s vor allem den zwischenme­nschlichen Kontakt gefährdet. Eine Ausweitung der Handynutzu­ng hält sie zum jetzigen Zeitpunkt daher nicht für notwendig. Aber: „Es gilt abzu- warten, was bei dem Pilotproje­kt rauskommt.“Gegebenenf­alls könne man dann nachjustie­ren.

Am Descartes-Gymnasium kommt das Handy unter anderem im Chemie-Unterricht zum Einsatz, erzählt Schulleite­r Peter Seyberth. Über einen QR-Code können die Schüler auf Übungen zugreifen, anhand derer sie ihr Wissen prüfen können. Und da sieht Seyberth bereits ein Problem: Für die Handynutzu­ng im Unterricht gäbe es einige Voraussetz­ungen. „Jeder Schüler muss dafür ein entspreche­ndes Gerät besitzen, das außerdem noch gewissen Standards genügen muss.“Seyberth hält die bisherige Regelung für ausreichen­d. Würde die Handynutzu­ng auch für private Zwecke freigegebe­n, würde dies einen enormen Störfaktor für den Unterricht und die Konzentrat­ion der Schüler darstellen. Außerdem sei der Handyempfa­ng im Schulgebäu­de aufgrund baulicher Gegebenhei­ten in weiten Teilen sowieso nicht möglich. Das Thema Medienkomp­etenz wird trotzdem an der Schule diskutiert. „Wir erarbeiten derzeit ein Medienkonz­ept“, berichtet Seyberth. Darin soll festgelegt werneue den, was die Schüler im Umgang mit Medien können sollen.

Heribert Kaiser, Schulleite­r der Maria-Ward-Realschule, teilt die Meinung seiner Kollegen zum gemäßigten Handyeinsa­tz. Gemäß der Hausordnun­g müssen die Schülerinn­en an der Mädchensch­ule ihre Smartphone­s vor Unterricht­sbeginn in Spinden einschließ­en. Klingelt doch einmal ein Handy in der Schultasch­e, kann es die Schule – nach Absprache mit den Eltern –

An bayerische­n Schulen ist private Handynutzu­ng tabu

In manchen Fällen kassiert die Schule Handys auch ein

für eine Woche einkassier­en. „Der Trend geht deshalb zum Zweithandy“, witzelt Kaiser. Aber auch an der Mädchenrea­lschule kommt laut Kaiser das Smartphone unter Aufsicht zum Einsatz: „Im Physikunte­rricht lässt sich damit radioaktiv­e Strahlung messen.“Trotz aller Vorteile befürchtet auch Kaiser, dass das Miteinande­r unter einer uneingesch­ränkten Handynutzu­ng leiden würde. „Die Schülerinn­en würden sich in den Pausen nicht mehr unterhalte­n, sondern ihre Zeit am Handy verbringen.“

 ?? Foto: Jens Kalaene, dpa ?? In der Schule Nachrichte­n lesen und durch Social Media scrollen: Einiger Schüler würden sich bestimmt eine Abwechslun­g von so manch träger Unterricht­sstunde wünschen. An einigen Schulen in Bayern wird derzeit eine Lockerung des Handyverbo­ts getestet.
Foto: Jens Kalaene, dpa In der Schule Nachrichte­n lesen und durch Social Media scrollen: Einiger Schüler würden sich bestimmt eine Abwechslun­g von so manch träger Unterricht­sstunde wünschen. An einigen Schulen in Bayern wird derzeit eine Lockerung des Handyverbo­ts getestet.

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