Neuburger Rundschau

Die Stadt muss stärker in die Höhe wachsen

Auch in Neuburg ist Wohnraum, insbesonde­re bezahlbare­r, knapp. Doch wie kann der Wohnungsno­t und den hohen Mieten entgegenge­wirkt werden? Die Freien Wähler machten sich bei ihrem Sozialforu­m Gedanken dazu

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Neuburg Bauland ist rar. Die Mietpreise explodiere­n. Ein Ende der Preisspira­le ist nicht in Sicht. Und die Lösungsans­ätze der Bundesund Landespoli­tik scheinen ins Leere zu laufen. Was also tun, damit Wohnraum bezahlbar bleibt? Die Freien Wähler Neuburg-Schrobenha­usen analysiert­en eines der brennendst­en Probleme Deutschlan­ds: Viele politische Reaktionen wirken, als ob sie getrieben seien von schnellem Aktionismu­s. Die Mietpreise­ntwicklung, auch in Neuburg, hat vielfältig­e Gründe und es bräuchte ein ganzes Maßnahmenp­aket, um die Wohnungsno­t effektiv zu bewältigen.

Für das erste Sozialforu­m der Freien Wähler Kreisverei­nigung Neuburg-Schrobenha­usen, das am Donnerstag­abend stattfand, hat Neuburgs dritter Bürgermeis­ter Johann Habermeyer den Wohnungsma­rkt und die Mietpreise einmal durchleuch­tet. Und auch die politi- schen Maßnahmen hat er seziert, die gerade wild diskutiert und beschlosse­n werden. Zuerst einmal stellte Habermeyer klar, dass vor allem bezahlbare Mietwohnun­gen fehlten. Der dritte Bürgermeis­ter blickte in die Vergangenh­eit. Staatliche Wohnungen seien verkauft worden, steuerlich­e Anreize seien weggefalle­n, Mittel seien von den Bundesländ­ern zweckentfr­emdet verwendet worden. Die Nachfrage nach Immobilien sei zudem stark gestiegen, weil der Zinsverfal­l andere Anlagemögl­ichkeiten unattrakti­v mache.

Habermeyer hinterfrag­te, ob der freie Markt das Problem beseitigen könnte, und rechnete eine Beispielfi­nanzierung durch. Bei Baukosten von 3500 bis 4000 Euro pro Quadratmet­er und einer Finanzieru­ng von einem Drittel durch eigene Mittel und dem Rest durch ein Darlehen, bleibe dem Vermieter erst ab einem Quadratmet­er-Mietpreis von knapp elf Euro ein Überschuss. Habermeyer wollte mit dem Märchen von den gierigen Investoren aufräumen, das mancher Politiker noch befeuert. Von der Mietpreiss­teigerung würden höchstens Besitzer von Altimmobil­ien profitiere­n. Und deren Mietpreise seien gar nicht er- Die Baukosten künstlich zu verringern, sei eine Utopie.

Der Staat aber halte sich finanziell raus, obwohl höhere Mieten auch ein Mehr an Steuereinn­ahmen für den Fiskus bedeute. Und genau da könnte die Politik ansetzen. Gezielte Steuervort­eile für den Mietwohnun­gsbau. Die Abschreibu­ng erhöhen. Denn neue Mietgesetz­e senken laut Habermeyer keine Mieten. Die Mietpreisb­remse funktionie­re nicht. Oft würden alleine lebende, ältere Menschen zu große Wohnungen bewohnen, weil der Umzug in eine kleinere Wohnung teurer käme. Diesen Menschen, so Habermeyer sollte man das Umziehen finanziell erleichter­n. Stattdesse­n sprechen Politiker vom Einfrieren der Bodenpreis­e, vom Anheben der Grundsteue­r C, vom Zurücknehm­en von Baulandaus­weisungen, wenn Privatfläc­hen nicht bebaut werden. Das sei Druck auf die Eigentümer. Alles Eingriffe, die den Wohnungsba­u eher behindern oder Eigentumsr­echte verletzen.

Dabei hat Habermeyer einige Vorschläge, wie es funktionie­ren könnte. Steuerbegü­nstigte Überführun­g von Flächen aus Betriebsve­rmögen ins Privatverm­ögen. Schaffung von zusätzlich­en Reinvestit­ionsmöglic­hkeiten für Entnahmege­winne. Kostengüns­tige Verfügbark­eit von staatliche­n Bauflächen, beispielsw­eise durch Erbpacht.

Staatliche Zuschüsse für den sozialen Wohnungsba­u dagegen helfen laut Habermeyer den Kommunen bei Bau von Wohnungen nur scheinbar. Eher trieben sie die Gefasst. meinden in höhere Verschuldu­ngen. Entweder, so Habermeyer, baue der Staat selbst in erhebliche­n Umfang Mietwohnun­gen, oder aber er müsse die Rahmenbedi­ngungen verändern, im Baurecht zum Beispiel.

Für Neuburg wünscht sich Habermeyer einen aktiveren Grunderwer­b. Außerdem müsse der Mehrgescho­ssbau auf städtische­n Flächen forciert werden. Die Wohnungsno­t werde durch die Ausweisung von Grundstück­en für Einfamilie­nhäuser nicht an der entscheide­nden Stelle bekämpft. Auch das Baukinderg­eld

Eine Wohnung als attraktive Geldanlage

Einfamilie­nhäuser lindern nicht die Wohnungsno­t

helfe nicht bei der Schaffung von Mietwohnun­gen für einkommens­schwächere Menschen.

Die Freien Wähler wollen Brennpunkt­themen nun regelmäßig mit der Bevölkerun­g diskutiere­n. Der nächste Termin ist bereits Ende Oktober geplant. Zum ersten Sozialforu­m allerdings waren die Freien Wähler noch recht familiär unter sich. Obwohl das Thema eigentlich viele Landkreisb­ewohner angehen müsste.

 ?? Foto: Manfred Dittenhofe­r ?? Johann Habermeyer analysiert­e den Wohnungsma­rkt und die politische Ak tionen gegen die Wohnungsno­t.
Foto: Manfred Dittenhofe­r Johann Habermeyer analysiert­e den Wohnungsma­rkt und die politische Ak tionen gegen die Wohnungsno­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany