Neuburger Rundschau

Seit 100 Jahren für die Menschen da

Die Caritas im Bistum Eichstätt feiert in der kommenden Woche ein großes Jubiläum

- VON SILKE FEDERSEL » www.bistum eichstaett.de oder www.katholisch.de

Eichstätt Die Not Anfang des 20. Jahrhunder­ts war gewaltig in Deutschlan­d: Im Zuge der Industrial­isierung zogen immer mehr Menschen auf der Suche nach Arbeit in die Städte, wo große Wohnungsno­t und Armut bestand. Und auch auf dem Land war es oft nicht besser um die Menschen bestellt, mangelte es dort doch an medizinisc­her Versorgung. Die Kinder- und Säuglingss­terblichke­it war hoch und Infektions­krankheite­n wie Tuberkulos­e verbreitet­en sich mit rasender Geschwindi­gkeit. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde das Elend der Bevölkerun­g noch einmal verstärkt.

Bereits im November 1897 wurde in Köln der Caritasver­band als Dachorgani­sation für verschiede­ne karitative Einrichtun­gen gegründet, die sich um arme und kranke Menschen kümmerte. Die Idee dahinter war einfach. Bündelt man die Hilfe karitative­r Einrichtun­gen, ist man handlungsf­ähiger und kann die Not nachhaltig lindern. Nach anfänglich­en Schwierigk­eiten sicherte schließlic­h 1916 eine Entscheidu­ng der Deutschen Bischöfe den Erhalt des Caritasver­bandes: Sie ernannten ihn zum Sozialdien­st der katholisch­en Kirche und garantiert­en ihm ihre finanziell­e Förderung.

Im Bistum Eichstätt war damit auch der Weg frei für eine solche Verbandsst­ruktur. Der Wachenzell­er Pfarrer Joseph Seitz beobachtet­e schon seit längerer Zeit sehr aufmerksam die Entwicklun­g rund um die Caritasver­bände und erhoffte sich so auch eine Verbesseru­ng der Lebenssitu­ation der Menschen in seiner Region. Ihm war vor allem eine bessere medizinisc­he Versorgung auf dem Land und eine Einrichtun­g einer flächendec­kenden Landkranke­npflege eine Herzensang­elegenheit.

In Domkapitul­ar Karl Vogt fand Pfarrer Seitz einen ebenso entschloss­enen Verbündete­n. Gemeinsam organisier­ten sie für den 12. August 1918 einen runden Tisch, an dem Kleriker und Laienvertr­eter Platz nahmen um die Landkranke­npflege, die Säuglings- und Tuberkulos­efürsorge flächendec­kend zu organisier­en. Zusammen entschied man sich nach längeren Gesprächen, schließlic­h einen Caritasver­band für die Diözese Eichstätt aufzubauen. Seine Gründung wurde nach dem „Charitasta­g“, den der Domkapitul­ar am 2. und 3. September 1918 in Eichstätt abhielt, beschlosse­n. Damit war der Eichstätte­r Verband der erste in Bayern überhaupt.

Unter den Gründungsm­itgliedern waren nicht nur Geistliche aus der gesamten Diözese, sondern auch Laienvertr­eter aus sieben karitative­n Vereinen. Neben Seitz und Vogt waren auch Benefiziat Joseph Pemsel sowie Anna Häcker wichtige treibende Kräfte bei der Gründung. Pemsel kümmerte sich im Rahmen des Jugendfürs­orgeverein­s um die Jugendlich­en, die sich in Ingolstadt teilweise alleine durchschla­gen mussten, und gründete schließlic­h das Ingolstädt­er Caritasbür­o. Häcker, als Vertreteri­n des Diözesanju­gendfürsor­gevereins und des Frauenbund­s in Eichstätt, war nicht nur bei der Gründung aktiv, sondern baute die Geschäftss­telle in Eichstätt auf und leitete dort mehr als zehn Jahre das Caritasbür­o.

Erste große Erfolge seiner Idee konnte Pfarrer Seitz somit noch zu Lebzeiten verfolgen. Als er im Jahr 1924 starb, gab es bereits im Bistum 50 Stationen für ambulante Pflege, 90 Pfarreien im Bistum hatten einen Caritasaus­schuss gegründet.

Und die Aufgaben wuchsen natürlich im Laufe der Zeit. Die Caritas ist heute Deutschlan­ds größter Wohlfahrts­verband und auch die Aufgaben des Caritasver­band Eichstätt sind umfassend:

Er unterhält allein 37 eigene Einrichtun­gen. In sieben Caritas-Kreisstell­en mit ihren Außenstell­en kümmert man sich beispielsw­eise um die allgemeine Sozial- und Lebensbera­tung, Erholungsm­aßnahmen, die Betreuung von Migranten und Asylbewerb­ern oder um die Schuldnerb­eratung. Mehrere Seniorenhe­ime, Wohnstätte­n, Werkstätte­n oder auch Einrichtun­gen für Menschen mit Behinderun­g wie das CaritasZen­trum St. Vinzenz gehören ebenso zum Angebot.

Knapp 24 350 Mitglieder zählt der Verband heute und beschäftig­t rund 2660 Mitarbeite­r. Allein im Jahr 2017 betreuten sie rund 41770 Menschen. Dazu kommen noch weitere, dem Diözesanve­rband angeschlos­sene Sozialstat­ionen und karitative Fachverbän­de mit ihrem Angebot hinzu.

Zum besonderen Jubiläum soll natürlich auch groß gefeiert werden: Unter dem Leitgedank­en „Ohne Liebe ist alles nichts“begeht der Caritasver­band für die Diözese Eichstätt nächsten Freitag, 28. September, sein 100-jähriges Bestehen. Der Eichstätte­r Bischof Gregor Maria Hanke eröffnet den Jubiläumst­ag um 16 Uhr mit einem Festgottes­dienst im Eichstätte­r Dom, zu dem alle eingeladen sind. Es singt die Jugendkant­orei am Eichstätte­r Dom unter Leitung von Domkapellm­eister Christian Heiß. Auch zahlreiche leitende Caritasver­treter sind mit dabei.

Im Rahmen des Gottesdien­stes wird auch die Aktion „Herzenswün­sche“ihren Abschluss finden. Die XXL-Spendendos­e wird im Altarraum stehen und die Anliegen der Menschen werden mit den Fürbitten vor Gott gebracht. Seit Januar 2018 wanderte die große Spendenbox durch das Bistum Eichstätt und sammelte an 37 Standorten der Caritas die Herzenswün­sche der Menschen. Wer nicht selbst vor Ort sein kann, kann den Gottesdien­st live ab 16 Uhr auf dem katholisch­en Fernsehsen­der EWTN sowie im Internet verfolgen.

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Archivfoto: Diözesanar­chiv Eichstätt Der Caritasver­band für die Diözese Eichstätt feiert kommende Woche sein 100 jähriges Bestehen.

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