Igel, Eichhörnchen und Co. richtig bewirten
Im Herbst und Winter haben es manche Tiere schwer. Eine Expertin erklärt, was Gartenbesitzer tun können, damit die Wildtiere sicher durch die kalten Tage kommen und worauf sie noch achten müssen
Augsburg Am vergangenen Sonntag war kalendarischer Herbstanfang. Die warmen Tage sind bald vorbei. Laubbäume verabschieden sich von ihren Blättern. Für viele Tiere heißt das: hamstern, hamstern, hamstern. Schnell müssen Vorräte gesammelt werden, damit die Tiere sich in den Winterschlaf begeben können. Was können wir Menschen tun, um Igel, Eichhörnchen und Co. zu helfen? Wie sollte ein tierfreundlicher Garten aussehen?
Die Münchner Zoo- und Wildtier-Ärztin Julia Maltzan erklärt, worauf Gartenbesitzer, aber auch Autofahrer in der dunklen Jahreszeit achten müssen, um den Tieren zu helfen und sie zu schützen:
Igel
Das Stacheltier wird in freier Wildbahn bis zu sieben Jahre alt. In Deutschland bleibe die Zahl der Tiere annähernd konstant, sagt die Wildtierärztin Maltzan. „Der Igel braucht einen offenen Garten, um rein- und rauszuspazieren“, erklärt sie. Statt herabfallende Blätter aufzusammeln, können Gartenbesitzer diese im Unterholz belassen. Der Igel baut sich dann selbstständig einen geschützten wetterfesten Unterschlupf.
Die Expertin rät davon ab, dem Igel im Herbst zusätzliches Futter anzubieten. Dies könne den Biorhythmus des Tieres stören. „Ist das Nahrungsangebot zu üppig, reduziert der Igel seinen Stoffwechsel nicht“, sagt Maltzan. Das sei jedoch nötig, damit er den Winter überstehen kann.
Das Stacheltier geht Anfang November für rund vier Monate in den Winterschlaf. Wobei es je nach Witterung auch früher oder später sein kann, sagt Maltzan. „Wenn es mal wärmer wird, wacht der Igel auch kurz auf und sucht sich Nahrung.“Finden Gartenbesitzer vor dem Winter sehr kleine oder abgemagerte Tiere (unter 500 Gramm), können sie diese zur regionalen Igelhilfe bringen, wo sie dann überwintern.
Eichhörnchen
Auch die Population der Eichhörnchen sei sehr stabil, sagt die Wildtierärztin. Im Herbst beginnen die Tiere, ihren Stoffwechsel zu senken sich eine Höhle einzurichten. „Dafür sammeln sie beispielsweise Moos“, sagt Maltzan. Anders als Igel sind Eichhörnchen aber im Winter sehr viel unterwegs, um eingelagerte Nüsse und Früchte zu holen.
Gartenbesitzer können eine Wasserschale hinausstellen. Gleichzeitig mögen die Tiere neben Haselnüssen und Bucheckern Körnermischungen ähnlich wie Vögel. Deswegen empfiehlt die Expertin auch, einen gemeinsamen Futterplatz für Vögel und Eichhörnchen einzurichten.
Vögel
Durch die milderen Winter blieben immer häufiger einige Zugvogelarten in Nordeuropa, statt in den Süden zu fliegen, sagt die Expertin. Gartenbesitzer haben viele Möglichkeiten, den Vögeln das Überwintern leichter zu machen. „Beeund rentragende Büsche oder Hecken bieten reichlich Nahrung und Unterschlupf für die Tiere“, sagt Maltzan.
Im Winter selbst können ein halbierter Apfel oder getrocknete Beeren angeboten werden. Für Meisen oder Finken lassen sich zudem eigene Körnermischungen anfertigen. Amseln, Rotkehlchen oder Spechte lieben darüber hinaus Insekten und Mehlwürmer. Wichtig sei, dass die Futterstelle nach oben hin geschützt werde. „Das muss nicht direkt ein Vogelhäuschen sein, ein Tannenzweig oder ein kleines Vordach reichen auch schon“, erklärt Maltzan. Dabei geht es um den Sichtschutz vor Raubvögeln. Doch Vorsicht: Die Futterstellen sollten nicht zu nah an Fenstern sein, da diese spiegeln und die Tiere dagegen anfliegen könnten.
Rehe und Wildschweine
Wenn es morgens und abends noch dunkel ist oder noch Nebelfelder über den Wiesen liegen, wechseln oft Wildtiere die Straßenseite. Autofahrern rät die Ärztin daher, auf leuchtende Augen, die das Scheinwerferlicht reflektieren, am Straßenrand zu achten. „Aufmerksam schauen hilft da sehr“, sagt sie. Falls ein Tier auf der Straße steht, sollte trotzdem die Spur gehalten werden. „Menschenleben hat Priorität.“Sehen Autofahrer Reh oder Wildschwein rechtzeitig, abbremsen und das Abblendlicht ausschalten. Bei langsamer Weiterfahrt mit dem Standlicht können die Tiere sich zurückziehen.