Der passende Hut für jede Religion
Dieter Philippi präsentiert einen kleinen Teil seiner Sammlung an religiösen Kopfbedeckungen im Weveldhaus. Welche einzigartigen Schmuckstücke in den Vitrinen auf die Besucher warten
Neuburg Wegen seiner Form wird er auch „Saturno“genannt. Der rote Hut mit goldenen Stickereien diente dem Papst als Sommerhut. Viel schlichter, aber nicht weniger außergewöhnlich kommen die drei bunten Barette daher, die in der Vitrine direkt gegenüber liegen. In pink, orange und grau und mit lustigen Bommeln versehen, leuchten die auffälligen Hüte, die von katholischen Geistlichen getragen wurden. In der Ausstellung „Hut auf zum Gebet“, die am vergangenen Samstag im Stadtmuseum eröffnet wurde, gibt es knapp zwei Dutzend Hüte zu bestaunen, die aus allen Erdteilen kommen.
Eine „ganz außergewöhnliche Ausstellung“habe Dieter Philippi mit der Bereitstellung seiner Hüte ermöglicht, wie Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling sagte. Philippi, Sammler von religiösen Kopfbedeckungen, ist heute stolzer Besitzer von über 600 Hüten, Kappen und Mützen, die im spirituellen Kontext verwendet werden.
Vor genau zwanzig Jahren begann Philippis Leidenschaft, als er im Vatikan einen Papsthut als Souvenir erwarb. Das Stück, welches damals 40 000 Lire (40 DM) gekostet hatte, ist nicht lang alleine geblieben. Auf zahlreichen Reisen wuchs Philippis Hutsammlung, die Stücke aus dem Christentum, Islam und Judentum, aber auch aus Religionen, von denen man noch nie gehört hat, enthält. Sich selbst sieht Dieter Philippi ähnlich wie einen Archäologen. Bei jedem „Fund“, den er in den vergangenen zwanzig Jahren gemacht hat, interessierte ihn vor allem die Geschichte dahinter. Besonders faszinierten ihn dabei Erzählungen, wie die von einer blauen Mütze mit aufgenähter Muschel, die er in Bhutan gefunden hatte. Ein buddhistischer Mönch erklärte Philippi die Funktion der Kauri-Muschel, die den Träger der Mütze vor Dämonen schützen soll: Will ein Dämon die Seele des Trägers stehlen, versteckt sich diese in der Muschel auf der Mütze und kehrt danach unversehrt in den Körper zurück.
Neben den gut zwei Dutzend Hüten wartet ein anderes Ausstellungsstück auf die Besucher, über das sich auch Museumsleiter Michael Teichmann besonders freut. Es sind die roten Lederslipper, die vielen Gästen der Ausstellung so bekannt vorkommen: Die knalligen Schuhe des ehemaligen Papstes Benedikt XVI. bezeichnete Oberbürgermeister Gmehling als „Starstück“der Ausstellung. Sie können gleich in der ersten Vitrine bestaunt werden.
Nun mögen sich viele Besucher fragen, wie Dieter Philippi an seine zahlreichen modischen Kunstwerke gekommen ist. Die Antwort darauf fällt sehr bescheiden aus: Man brauche viel Glück und einige Fürsprecher, sagt der passionierte Sammler. Viele Sammelstücke wurden extra für ihn angefertigt, so auch die roten Papstschuhe. Auf besonders ausgefallene Exemplare wartete Philippi bis zu zwei Jahre. Andere Stücke waren Geschenke oder wurden von ihm in speziellen Kleidergeschäften für Priesterbedarf erworben.
Noch bis zum 25. November besteht die Möglichkeit, sich die außergewöhnlichen Kopfbedeckungen im Stadtmuseum genauer anzusehen. Danach plant Dieter Philippi die Eröffnung eines eigenen Museums, bei dem dann alle seine Sammelstücke bewundert werden können.