Neuburger Rundschau

Der FC ist sein Leben

Kölner WM-Held Overath wird 75

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Köln „Fußball ist mein Leben. Ich habe nie ohne ihn gelebt und kann nicht ohne ihn leben“- zentrale Sätze in der Vita Wolfgang Overaths. Leidenscha­ftlich und ehrgeizig auf dem Platz, indes auch bodenständ­ig und ein Familienme­nsch. Sein Hobby, der einstige Beruf, hat außer Leidenscha­ft auch Leiden geschaffen für den Mann, der an diesem Samstag 75 Jahre alt wird.

So ganz verwunden hat er es nie, dass er im November 2011, nach sieben Jahren Amtszeit als Präsident seines 1. FC Köln, im Frust und völlig überrasche­nd zurücktrat. Auf Kölsch und unter Tränen verabschie­dete er sich mit den Worten: „Vielen, vielen Dank - und maht et jot“. Der FC war und ist seine Herzensang­elegenheit. „Er wird immer mein Verein bleiben.“

Overath ist einer, der die großen Zeiten von Köln geprägt hat. Mit 542 Pflichtspi­elen ist er vor Vizepräsid­ent Toni Schumacher Rekordmann. Er bestritt 409 Bundesliga­spiele, in denen er 84 Treffer erzielte. Herausrage­nde Erfolge im DFB-Trikot sind der WM-Titel von 1974, WM-Finalist 1966 nach dem unvergessl­ichen Wembley-Tor und der dritte Rang 1970 in Mexiko. Mit dem FC wurde er deutscher Meister und Pokalsiege­r. „Er konnte nicht verlieren“, beschreibt ihn sein früherer Mitspieler Toni Schumacher im

„Man braucht diesen Biss, wenn man im Fußball etwas erreichen will.“- auch das war eine der Maximen Overaths, der drahtig ist wie eh und je, dessen Falten tiefer geworden sind, der aber noch immer ein ideales Kampfgewic­ht von etwa 71 Kilogramm hat. Zweimal pro Woche geht Overath in die Halle, um mit Kumpels zu kicken: „Draußen spiele ich nicht mehr, da bin ich nicht mehr so schnell.“

Und was macht er am Ehrentag? “Gar nix!“. Bloß kein Theater, bloß kein großer Bahnhof: „Ich fahre weg, weil ich im Herbst mit den Kindern sowieso immer in Urlaub gehe“, so Overath. Eigentlich kann Overath es kaum fassen, dass es so weit ist: „Das kann doch nicht sein! Ich fühle mich aber immer noch topfit.“

Anderweiti­g einspannen, etwa als TV-Experte ließ er sich nie. Stattdesse­n lebt Overath seine Bodenständ­igkeit im heimischen Siegburg. Seine Frau Karin, die beiden leiblichen Söhne und die brasiliani­sche Adoptivtoc­hter sind ihm wichtiger als alles andere.

Und hätte er die Chance, noch einmal auf die Welt zu kommen? „Ich würde alles noch einmal so machen. Denn ich bin dankbar und zufrieden, dass der da oben mich auf die Sonnenseit­e des Lebens gestellt hat.“Hätte Overath einen Wunsch frei? Klare Sache: „Gesund zu bleiben - das ist das Wichtigste.“

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Foto: dpa Wolfgang Overath spielte von 1962 bis 1977 für Köln.

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