Beschwerden im Feriendorf
Bei der Eröffnung der Center-Parcs-Anlage im Allgäu ging einiges schief. Warum Gäste frustriert wieder abreisten und wie sich die Stadt Isny um gestrandete Urlauber kümmerte
Am 30. Todestag von Franz Josef Strauß haben CSU-Chef Horst Seehofer und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zum Kampf gegen Extremisten und gegen die AfD aufgerufen. „Sein Satz ,Rechts neben der Union darf keine demokratisch legitimierte Kraft sein‘ ist uns weiter Auftrag“, betonte Söder am Mittwoch bei Gedenkfeierlichkeiten zu Ehren des früheren CSU-Vorsitzenden und Ministerpräsidenten in Rott am Inn. Er wies insbesondere Versuche von AfD-Anhängern, Strauß für sich zu vereinnahmen, entschieden zurück: „Strauß hätte die AfD nicht gewählt, er hätte sie bekämpft.“Auch Seehofer bekräftigte Strauß’ Credo, die CSU dürfe nicht akzeptieren, dass sich rechts von ihr eine demokratisch legitimierte Partei dauerhaft etabliere. „Nie wieder dürfen die Volksverführer von rechtsaußen und von ultrarechts wieder Macht und Einfluss in diesem Land bekommen“, zu dieser klaren Haltung habe es für Strauß keine Alternative gegeben, betonte der Bundesinnenminister. Für seine Aquarien in Bayern hat ein Deutscher in Italien tausende Liter Wasser aus dem Meer gestohlen. Der 48-Jährige sei vergangene Woche mit einem Laster mit 24 Zisternen, die insgesamt 24 000 Liter fassen konnten, in Triest vorgefahren, teilte die Polizei mit. Ein Bürger habe den Mann beim Abpumpen beobachtet und die Polizei alarmiert. Der Mann bekam eine Strafe von 1549 Euro. Er habe angegeben, nach Bayern fahren zu wollen. Wohin genau, blieb ungeklärt. Wer in Italien Wasser, Sand oder Algen ohne Genehmigung aus dem Meer entnimmt, muss nach einem speziellen maritimen Gesetz mit einer Strafe rechnen. An seinem zweiten Arbeitstag hat sich ein 22-Jähriger in Kirchheim (Landkreis Unterallgäu) einen Metallhaken ins Auge gespießt. Nach dem Unfall am Dienstag war laut Polizei unklar, ob er mit dem verletzten Auge wieder sehen wird. Der Mann hatte Gestelle für Einkaufswagen von den Metallhaken abgenommen. Ein frei hängender Haken traf den Arbeiter am Kopf. Er wurde notoperiert. Zehntausende Menschen haben am Mittwoch in München unter dem Motto „Jetzt gilt’s! – Gemeinsam gegen die Politik der Angst“gegen Rechts demonstriert. Die Veranstalter nannten die Zahl von rund 40 000 Teilnehmern, die Polizei sprach von 21 000 Menschen. Eineinhalb Wochen vor der Landtagswahl in Bayern wollten die Organisatoren nach eigenen Worten eine Botschaft senden, dass weder die Verschärfung des Polizeirechts noch andere Formen eines Rechtsrucks in Bayern hingenommen
Die Eröffnung der neuen Center-Parcs-Anlage bei Leutkirch ist für etliche Gäste zu einer riesengroßen Enttäuschung geworden. Auf der Facebook-Seite des neuen Allgäuer Feriendorfs, einem der größten Tourismusprojekte Deutschlands, hagelt es empörte Kommentare. Zahlreiche Gäste fanden Ferienhäuser vor, die nicht bezugsfertig waren. Viele von ihnen reisten daraufhin frustriert wieder ab.
Eine Stellungnahme der Ferienpark-Leitung zur aktuellen Situation war am gestrigen Feiertag nicht zu bekommen. Anfang der Woche hatte Manager Christoph Muth den Zustand der Häuser unter anderem mit dem Regenwetter erklärt. Dreck sei von den Straßen in die Häuser geschleppt worden. Pressesprecherin Sabine Huber meinte, alle gebuchten Häuser seien eigentlich geprüft und abgenommen worden.
Wer abreisen wollte, bekam laut Huber Buchungs- und Anreisekosten erstattet. Außerdem dürften die Gäste einen künftigen Urlaub bei Center Parcs kostenlos verbringen. blieb, bekam 150 Euro auf sein Aufenthaltsbudget gutgeschrieben. Die Entschädigungen waren für Gäste wie Vanesse Miceli aus dem Saarland allerdings nur ein schwacher Trost. Sie und ihre Familie waren die ersten Gäste, die am Montag mit dem Auto den Eingang des Ferienparks passierten. „Das war ein tolles Erlebnis. Wir wurden mit Blasmusik und Präsentkorb empfangen“, sagt die 37-Jährige bei einem Telefongespräch mit unserer Zeitung. Schon wenige Stunden danach war der Traum vom schönen Urlaub jedoch vorbei. Die Micelis traten die über 300 Kilometer weite Heimreise an. „Es war nichts fertig. Das Ferienhaus war eine reine Baustelle“, berichtet Miceli, die mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern sowie einer befreundeten Familie fünf Tage in dem neuen Ferienpark verbringen wollte. Der Urlaub war ein Kommunionsgeschenk für ihren neunjährigen Sohn. Als sie nachmittags zu ihrem Haus durften, war der Schreck groß: „Es waren noch Arbeiter drin, wir hatten keine Küchenzeile und keine Möbel“, beschreibt Miceli. Die 37-Jährige schätzt, dass es noch über 100 weiteren Gästen so ging wie ihnen.
Die Park-Mitarbeiter versicher- würden. Viele Demonstranten trugen Plakate, auf denen sie direkt die CSU-Politiker Horst Seehofer und Markus Söder attackierten. Die Polizei hob hervor, dass es sich bei den Teilnehmern der Veranstaltung „zu 99 Prozent um ein sehr angenehmes Publikum“handelte. Aufgerufen zu der Demo hatten das Bündnis gegen das bayerische Polizeiaufgabengesetz (noPAG) sowie die Organisatoren der #ausgehetztDemonstration Ende Juli. ten ihnen jedoch, dass die Häuser noch fertig würden und sie sich die Zeit im Park vertreiben sollten. Das taten die Micelis auch, bis es irgendwann abends war, die Kinder weinten und auch die Erwachsenen verzweifelt waren. Da beschlossen sie, nach Hause zu fahren, sagt Miceli. Ihr sei zwar klar gewesen, dass bei einer neu eröffneten Center-ParcsAnlage wohl nicht alles hundertprozentig sein würde. Dass es aber so schlimm werde, habe sie sich nicht vorstellen können.
Wie viele Gäste wieder abreisten, wie viele Häuser mangelhaft waren und wie viele Beschwerden vorliegen, konnte die Center-Parcs-Verwaltung noch nicht bekannt geben. Die Mitarbeiter versuchten, die Lage in den Griff zu bekommen. „Die taten mir eigentlich leid, weil sie den Ärger ausbaden mussten“, sagt Urlauberin Miceli.
Zu den enttäuschten Gästen gehörten auch Simone und Thomas Cyrys, die mit drei Kindern und zwei Verwandten aus Wolfsburg (Niedersachsen) angereist waren. „Das Haus ist nicht bezugsfertig“, schimpfte Simone Cyrys. Es gebe auch keinen Ersatz. „Jetzt können wir wieder nach Hause fahren“, sagt sie. Und es gibt noch viel mehr solWer cher enttäuschter Gäste: „Erst hat der Schlüssel nicht funktioniert. Dann war keine Bettwäsche da. Der Fernseher hat nicht funktioniert“, sagt etwa die Hamburgerin Sabine Steinhagen. Und Patrick Moschitz aus St. Gallen in der Schweiz berichtet, dass es in seinem Haus kein Heißwasser gebe und die Heizung nicht funktioniere.
Während sich zahlreiche unzufriedene Gäste an der Rezeption versammelt hatten, gab es aber auch die andere Seite. Viele Gäste vergnügten sich bereits in den Restaurants und erkundeten die Freizeiteinrichtungen des Parks.
Damit die Menschen, deren Ferienhäuser noch nicht fertig waren, nicht auf der Straße landeten, wurden Unterkünfte in der Umgebung der Ferienanlage organisiert. Die benachbarte Stadt Isny richtete zum Beispiel eine Hotline und eine Internetseite ein, unter der gestrandete Gäste eine Unterkunft finden können. „Uns war wichtig, dass die Urlauber, die oft Kinder dabeihaben, zur Ruhe kommen“, sagt Bianca Keybach, Geschäftsführerin der Isny Marketing GmbH. Sie geht davon aus, dass das Unternehmen Center Parcs die Mängel nun schnell behebe.
Im Prozess um den doppelten Raubmord im oberbayerischen Höfen bei Königsdorf hat die Verteidigung jegliche Tötungsabsichten der vier Angeklagten zurückgewiesen. Der Plan sei nur Einbruch und Diebstahl eines Tresors gewesen, erklärten die Anwälte übereinstimmend am Dienstag vor dem Landgericht München II in ihren Plädoyers. Vielmehr gehe es unter anderem um schweren Raub mit Todesfolge und schweren Raub mit schwerer Körperverletzung. „Die ganze Tat ist aus dem Ruder gelaufen“, sagte einer der Verteidiger und forderte eine Haftstrafe von 13 Jahren und sechs Monaten für seinen Mandanten.
Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten – drei Männern und einer Frau aus Polen – Mord beziehungsweise versuchten Mord, schweren Raub und gefährliche Körperverletzung vor. Sie hatte für alle vier Angeklagten lebenslange Haft verlangt, für die Männer auch die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld. Bei dem Hauptangeklagten sprach sie sich zudem für eine anschließende Sicherungsverwahrung aus. Die Richter wollen am kommenden Montag urteilen.
Die Frau, die als Pflegerin in dem Weiler im Landkreis Bad TölzWolfratshausen einen schwerkranken Mann betreute, spionierte laut Anklage den Haushalt aus. Nach dem Tod des Mannes heckte sie demnach mit ihrem Bruder, ihrem Sohn und einem Bekannten den Raubüberfall auf die wohlhabende Witwe aus. Bei dem Überfall im Februar 2017 starben eine 76 Jahre alte Freundin der Witwe und ein 81-jähriger Bekannter, die Witwe überlebte schwer verletzt. Die drei Männer seien bei dem Einbruch in das Haus mit Drogen „vollgepumpt“gewesen, erklärten ihre Verteidiger am Dienstag. Das Handeln und Denken der Beschuldigten sei stark eingeschränkt gewesen. Eine vorsätzliche Tötungsabsicht müsse daher ausgeschlossen werden.
In ihrem Schlusswort entschuldigten sich die drei Männer bei der Überlebenden und den Hinterbliebenen der Opfer. Die beschuldigte Pflegerin verzichtete auf ein längeres Schlusswort. Sie habe Vertrauen missbraucht, das andere in sie gesetzt hätten, erklärten die Anwälte und plädierten für eine Verurteilung wegen Wohnungseinbruchdiebstahl. Die Freiheitsstrafe dürfe nicht mehr als vier Jahre betragen.