Eine riesige Verpuffung – zu Übungszwecken
Bei einer Großübung in Bittenbrunn zeigten die Löschkräfte, dass sie für den Ernstfall bestens gerüstet sind. Sechs Vermisste und ausgelaufene Gefahrenstoffe sind glücklicherweise nur Teil eines erfundenen Szenarios
Sirenen heulen, Funkrufe werden abgesetzt, 106 Wehrleute aus Neuburgs fünf nördlichen Stadtteilen rennen zu ihren Feuerwehrhäusern, rüsten sich auf und eilen mit Einsatzfahrzeugen an den fiktiven Brandort. Dort, in der Werbefirma Hamm an der Monheimer Straße, heißt das Szenario: Es raucht nach einer Verpuffung im Erdgeschoss, sechs Personen werden vermisst und es ist mit Gefahrstoffen zu rechnen. Der Zusatz „Das Ganze ist eine Übung“sorgt für Aufatmen.
Freilich rechnen die Floriansjünger am Tag der Deutschen Einheit mit der routinemäßigen Großübung, bei dem die Freiwilligen Feuerwehren aus Ried-Hessellohe, Gietlhausen, Bergen, Joshofen und Bittenbrunn ihr Zusammenspiel proben. Während es viele Bürger am Feiertag ruhig angehen ließen, demonstrierten die Einsatzkräfte ihre Fähigkeiten. Damit die Zusammenarbeit der Stadtteilwehren funktioniert, ist jährlich das Fahrzeug der Unterstützungsgruppe örtliche Einsatzleitung (UG-ÖEL) mit dabei. Ortskommandant Ludwig Sens aus Bittenbrunn fungierte als Einsatzleiter. Zuerst wurden die Aufgaben verteilt, dann hallten Kommandos über das Gelände. Dazugekommen war zwischenzeitlich noch die Neuburger Feuerwehr mit einem Leiterwagen. Besonderheit bei dieser Übung war es, dass gleich mehrere Personen aus einem vermeintlich brennenden Gebäude geborgen werden mussten. Um drei Wasserversorgungsleitungen aufzubauen – zwei ab Hydranten nahe der Straße und die weitere ab der Donau – waren 600 Meter Schläuche notwendig. Routiniert kuppelten die Ehrenamtlichen die B- und C-Schläuche. Nach wenigen Minuten schoss das Wasser durch mehrere Strahlrohre auf das Übungsobjekt. Zeitgleich rüsteten sich 23 Atemschutzträger aus verschiedenen Stadtteilwehren auf und tasteten sich in die Räume, in denen sich die „Opfer“versteckten, vor. Geborgen und ins Freie gebracht wurden sie mithilfe von Tragen und Rettungstüchern. Dort wurden Erste-HilfeMaßnahmen eingeleitet. Das filmreife Szenario fand nach rund 45 Minuten, nach „Wasser Halt“- Rufen, ein glückliches Ende. Die Einsatzleitung und auch die Übungsbeobachter zeigen sich mit der Leistungsschau zufrieden. Bei der Manöverkritik lobte Kreisbrandrat Stefan Kreitmeier die Teilnehmer. Verbesserungsvorschläge werden in den Stadtteilwehren im Nachgang intern angesprochen. „Das ist schließlich der Übungszweck“, so Kreitmeier. Es faszinierte auch die Zuschauer, wie gut organisiert die Großübung ablief.
Anders als bei Ernstfällen, waren die Schaulustigen gestern sogar erwünscht. Denn das Motto der diesjährigen Aktionswochen der Feuerwehren in Bayern lautet „Begegnen – Bewegen – Bewirken“. Und entsprechend dem Leitsatz appellieren die Wehren insbesondere an Jugendliche und geeignete Frauen und Männer zur Mitarbeit in den Freiwilligen Feuerwehren. Denn gerade tagsüber, wo viele Aktive oft weit entfernt von ihrer Heimat arbeiten, herrscht ein Mangel an Feuerwehrleuten. So auch in Bittenbrunn, weiß Kreitmeier. „Dazu wurde eine Ausrückgemeinschaft mit unseren Nachbarn aus Ried beschlossen“, unterstreicht er. Laut dem Kreisbrandrat ein richtiger und logischer Schritt, um die Einsatzbereitschaft in Zukunft sicherzustellen.