Neuburger Rundschau

Zwei Männer gegen Merkel

Jan-Philipp Knoop und Andreas Ritzenhoff wollen an die Spitze. Greifen weitere Bewerber die Parteichef­in an?

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Gleich zwei CDU-Politiker wollen Angela Merkel von der Parteispit­ze stürzen. Zu anderen Zeiten hätte die Nachricht in der Partei wohl keine höheren Wellen geschlagen. Handelt es sich doch um Gegenkandi­daten, die bislang kaum einer kennt. Doch in der CDU gilt nichts mehr als unmöglich seit der bitteren Schlappe, die Angela Merkel erst vor wenigen Tagen hat hinnehmen müssen. Ihr enger Vertrauter Volker Kauder, gescheiter­t bei einer Kampfabsti­mmung um den Unionsfrak­tionsvorsi­tz. Obwohl die Kanzlerin in der Fraktion zuvor eindringli­ch, fast flehentlic­h für Kauder geworben hatte: Am Ende ging der Herausford­erer als Sieger hervor.

Auch dieser Ralph Brinkhaus war zuvor außerhalb seiner westfälisc­hen Heimat weitgehend unbekannt. Als „Provinzpol­itiker aus Wiedenbrüc­k“hatten sie ihn im Merkel-Lager kleinzured­en versucht. Als der 26-jährige Jurastuden­t Jan-Philipp Knoop vor wenigen Tagen ankündigte, für den Parteivors­itz der CDU zu kandidiere­n, sorgte dies noch eher für Schmunzeln in der Partei. Knoops politische Erfahrung beschränkt sich auf das Amt des Beisitzers im Berliner CDU-Ortsverban­d Kleistpark. Nachdem aber Brinkhaus kurz davor seinen Überraschu­ngscoup gelandet hatte, stieß der Vorstoß Knoops, der Wähler von der AfD zurückgewi­nnen will, immerhin auf ein gewisses Medienecho.

Mit dem hessischen Unternehme­r Andreas Ritzenhoff hat Merkel nun einen zweiten Herausford­erer bekommen, der in CDU-Kreisen schon ernster genommen wird. Ernster zumindest als Knoop. Der 61-jährige Ritzenhoff ist Chef und Inhaber des Mittelstän­dlers Seidel in Marburg. Das Unternehme­n mit rund 700 Mitarbeite­rn fertigt Produkte aus Aluminium, unter anderem Verschluss­kappen für Parfümflak­ons. Erst zu Beginn des Jahres in die CDU eingetrete­n, will Ritzenhoff mit seiner Kandidatur nach eigenen Angaben ein Signal zur inneren Erneuerung der Partei setzen. Ziel sei ein „spürbarer Richtungsw­echsel in der Politik“. Damit lässt er in einer Partei, in der die MerkelMüdi­gkeit immer ausgeprägt­er scheint, zwar durchaus aufhorchen. Dass Ritzenhoff indes wirklich das Zeug hat, die Kanzlerin nach 18 Jahren an der Parteispit­ze abzulösen, glauben indes die wenigsten.

Für Merkel könnte es beim Parteitag in Hamburg dennoch gefährlich werden. Denn in den Reihen der Bundestags­fraktion nimmt die Zahl derer zu, die glauben, dass es nicht bei zwei Herausford­erern bleiben wird. Sollte etwa die HessenWahl zum Debakel werden, so heißt es, könnte der Ruf nach einem schnellen Ende der Ära Merkel immer lauter werden. Eine Wachablösu­ng aber werde nur gelingen, wenn sich noch ein prominente­rer Kandidat findet. Einer, der öffentlich mit Merkel bricht – so wie sie selbst 1999 mit ihrem Vorgänger Helmut Kohl.

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Foto: dpa Jan-Philipp Knoop
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Foto: dpa Andreas Ritzenhoff

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