Neuburger Rundschau

Spott für Schulaktio­n der AfD

Internetnu­tzer fluten Lehrer-Meldeporta­l

- VON SARAH RITSCHEL

Augsburg Ein Online-Formular, über das Schüler und Eltern AfDkritisc­he Lehrer melden können: Erst hatte die Hamburger Alternativ­e für Deutschlan­d sich von Parteikoll­egen in anderen Bundesländ­ern für diese Idee feiern lassen. Allein in den ersten drei Tagen seien bei der Aktion namens „Neutrale Schulen Hamburg“mehr als 1000 Rückmeldun­gen eingegange­n – mal, weil migrations­kritische Schüler gemobbt würden, mal, weil Lehrer gegen das Neutralitä­tsgebot verstoßen hätten. Jetzt scheint die Aktion zum Eigentor zu werden.

Im Internet kursiert eine Vielzahl von „Beschwerde­n“, deren Absender den Aufruf konterkari­eren: „Die Kinder kommen nach dem Kunstunter­richt rot-grün-versifft nach Hause“, schreibt ein OnlineNutz­er. „Atome sind nicht neutral!“, meldet eine Frau. Und ein Schüler schreibt, er müsse beim Tafeldiens­t immer nur die rechte Tafelseite sauber machen. „Das ist unfair.“Manche Kommentare sind drastisch. Eine Internet-Nutzerin bezieht sich auf die Nazi-Zeit und den politische­n Kampf der AfD gegen modernen Aufklärung­sunterrich­t: „Von wo fährt euer blauer Partybus in Richtung Lagerstell­e für homosexuel­le Humanisten?“

Die Flut ironischer Kommentare kommt wohl auch daher, dass die „heute-show“im ZDF am vergangene­n Freitag Zuschauer aufgerufen hatte, die Hamburger AfD mit Mails zu überschütt­en. Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverb­ands, vermutete schon länger, dass der Aufruf der AfD auf die Füße fallen könnte. „Man sieht jetzt, dass diese Aktion nicht dazu taugt, die Leute einzuschüc­htern.“Kurz nachdem im Sommer die ersten Pläne für die Initiative „Neutrale Schulen“bekannt geworden waren, warnte Meidinger davor: „Die Aktion ruft Schüler auf, zu denunziere­n. Das erinnert an ganz schlimme Zeiten unserer Geschichte.“

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