Richard Wagner mit Augenzwinkern
Augsburger Puppenkiste Der ganze „Ring des Nibelungen“an einem Abend
Augsburg Zu ihrem 70. Geburtstag wird die Augsburger Puppenkiste sich und ihrem Publikum ein besonderes Geschenk machen: einen eigenen Puppenkisten-„Ring des Nibelungen“. Den „Ring“, den Richard Wagner in rund 14 Stunden mit Vorspiel und drei Opern angelegt hat, inszeniert die Puppenkiste an einem Abend in zwei Stunden. Damit setzt die Puppenkiste die Reihe ihrer Opernfassungen, zuletzt „Die kleine Zauberflöte“, „Die kleine Entführung“und „Don Giovanni“von Mozart fort.
„Wir bringen das Beste aus vier Opern an einem Abend“, verspricht Theaterleiter Klaus Marschall. In dem Spiel „um Macht, Liebe und verworrene Familienverhältnisse“wolle die Puppenkiste zeigen, worum es im Ring überhaupt geht. „Wir sehen uns als Theater mit niedriger Eingangsschwelle.“Dabei werde man Wagner auf keinen Fall veräppeln, sondern ihn „aufs Wesentliche reduzieren“. Natürlich dürfe sich der Zuschauer auch amüsieren.
Inszenieren wird den Puppenkisten-Ring (Premiere: 16. November) das Ensemble-Mitglied Florian Moch, der schon öfters Regie führte. Die größte Herausforderung für ihn: „vier Wagner-Opern in zwei Stunden zu fassen, ohne dass ihnen was fehlt“. Erzählt wird chronologisch, die Figuren werden sprechen, statt singen – und zwar in neuer, frischer Textfassung. „Weil in der Vorlage einzelne Probleme und Fragen häufig über mehrere LibrettoSeiten erörtert, viele Handlungselemente fast episch ausgebreitet werden, war relativ klar, was gekürzt werden konnte, was Teil unserer Textfassung bleiben sollte“, beschreibt Florian Moch die Vorarbeiten. Von 32 Marionetten, inklusive fünf Tieren, wird der Puppenkisten-Ring bevölkert. Die Charaktere seien pointiert gezeichnet, hie und da umwehe sie ein kabarettistischer Hauch.
Für die Musik konnte der Komponist Enjott Schneider gewonnen werden, der neun Opern und 600 Filmmusiken schrieb, auch die zu „Schlafes Bruder“. Schneider beschreibt sich als einen großen Kenner und Liebhaber Wagners. So sei auch seine Musik für den „Ring“von einem „riesigen Respekt vor Wagner getragen“. Er habe sich verpflichtet gesehen, mit seiner Musik „die Geschichte zum Schweben zu bringen“. Auch wenn es Sprechtheater sei, so sei doch viel Musik im Hintergrund zu hören. Alle bekannten Themen des „Ring“tauchten auf, mal elektronisch-magisch, mal leicht-humoristisch. Das Bühnenbild entwirft – mit Augenzwinkern – Hans Kauzmann. Klaus Marschall ist sich sicher: „Wagner hätte es bestimmt gerne gehabt, seinen Ring im Puppentheater zu sehen.“
Gleichzeitig legt Klaus Marschall zum 70. Geburtstag eine stattliche Puppenkisten-Bilanz vor: Über fünf Millionen Besucher haben seit der ersten Premiere das Theater besucht, die Platzauslastung liege bei 96 Prozent. „Der Ring des Nibelungen“wird die 239. Inszenierung sein.