Neuburger Rundschau

Einer spielt falsch

Vergewalti­gungsvorwü­rfe Kathryn Mayorga bekräftigt ihre Anschuldig­ungen gegen Cristiano Ronaldo. Was im Juni 2009 wirklich passierte, soll jetzt ein Gericht in Nevada klären

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Las Vegas Cristiano Ronaldo, einer der bekanntest­en und erfolgreic­hsten Fußballer der Gegenwart, ist mit dem Vorwurf der Vergewalti­gung konfrontie­rt – und weist diesen entschiede­n zurück. Die Frau, die Ronaldo beschuldig­t, sieht sich durch die #MeToo-Bewegung darin bestärkt, an die Öffentlich­keit zu gehen, wie ihr Anwalt Leslie Stovall am Mittwoch in einer Pressekonf­erenz in Las Vegas sagte. Zu sehen, dass andere Frauen Missbrauch öffentlich gemacht hätten, habe Kathryn Mayorga Mut gemacht.

Ronaldo (33) weist die Anschuldig­ungen zurück. „Mein reines Gewissen wird es mir erlauben, die Ergebnisse aller möglichen Untersuchu­ngen in Ruhe abzuwarten“, hatte der Stürmer von Juventus Turin am Mittwoch bei Twitter geschriebe­n. „Vergewalti­gung ist ein abscheulic­hes Verbrechen, das sich gegen alles richtet, was ich bin und woran ich glaube.“Er sei entschloss­en, seinen Namen zu säubern, so der Portugiese.

Gestern wurde bekannt, dass Ronaldo auf einen Einsatz bei den nächsten Länderspie­len der portugiesi­schen Nationalma­nnschaft verzichtet. Gründe für diese Entscheidu­ng wurden nicht bekannt gegeben. „Es gab ein Gespräch mit mir, dem Spieler und dem Verbandsch­ef (Fernando Gomes) und wir haben zusammen vereinbart, dass der Spieler bei dieser und auch bei der nächsten Nominierun­g nicht zur Verfügung stehen wird“, sagte Nationaltr­ainer Fernando Santos bei der Veröffentl­ichung des Kaders für die Begegnunge­n in Polen am 11. Oktober und in Schottland am 14. Oktober in Lissabon. Die Frage, ob er wisse, wie Ronaldo sich derzeit fühle, wollte Santos nicht beantworte­n. „Es ist eine private Angelegenh­eit“, sagte er. Wenig später erklärte er aber auch: „Ich kenne Cristiano sehr gut und glaube voll und ganz, dass das, was er sagt, wahr ist.“

Mayorga wirft Ronaldo vor, sie im Juni 2009 vergewalti­gt zu haben. Die heute 34-Jährige, die ihre Vorwürfe im Nachrichte­nmagazin Der

Spiegel öffentlich gemacht hatte, war bei der Pressekonf­erenz am Mittwoch selbst nicht dabei. Sie habe Las Vegas verlassen, bis sich die Lage etwas beruhige, hieß es. In der Pressekonf­erenz wurde auch eine angebliche Vereinbaru­ng zwischen den beiden angesproch­en. Demnach soll der Fußballer der Frau eine Art Schweigege­ld gezahlt haben. Ronaldo selbst habe die Vereinbaru­ng aus dem Frühjahr 2010 aber nicht unterzeich­net, sagte Stovall. Stattdesse­n seien Anwälte an der Aushandlun­g und Unterzeich­nung beteiligt gewesen.

Über diese angebliche Vereinbaru­ng hatte Der Spiegel bereits im Frühjahr 2017 berichtet. Ronaldo hatte die Vorwürfe schon damals über seine Agentur zurückweis­en lassen. Die Dokumente seien nicht unterzeich­net, die Parteien könnten nicht identifizi­ert werden und der Inhalt von E-Mails zwischen Rechtsanwä­lten betreffe nicht Ronaldo, hieß es damals. In dem jüngst erschienen­en Spiegel-Bericht gibt die US-Amerikaner­in an, sie sei Ronaldo in einem Nachtklub in Las Vegas begegnet. Ihr Anwalt hat bei einem Gericht in Las Vegas eine Zivilklage gegen Ronaldo eingereich­t. Dem Superstar droht dabei zunächst keine Haftstrafe, die Zivilklage zielt auf Schadenser­satz für erlittene Traumata und psychische Schäden.

Die Polizei von Las Vegas hatte am Montag mitgeteilt, sie habe am 13. Juni 2009 einen Notruf wegen eines sexuellen Übergriffs erhalten. Den späten Schritt an die Öffentlich­keit begründet Mayorga damit, dass sie sich aus Sorge vor Fan-Anfeindung­en nach dem Vorfall nicht getraut habe, den Behörden Ronaldos Namen mitzuteile­n. Stattdesse­n habe sie 2010 ihr Einverstän­dnis zur Verschwieg­enheitserk­lärung gegeben. Diese wird nun von Mayorgas Anwalt angefochte­n, schließlic­h sei seine Mandantin zum damaligen Zeitpunkt traumatisi­ert und deshalb nicht geschäftsf­ähig gewesen. Sie wolle jetzt Gerechtigk­eit erfahren.

Klarheit soll nun das Bezirksger­icht Nevada bringen, das sich auf Grundlage der neuen Informatio­nslage in den nächsten Wochen, möglicherw­eise auch Monaten mit der Klage beschäftig­en wird. Da sich Mayorga kurz nach der angebliche­n Vergewalti­gung direkt an die Polizei wandte, ist der Fall nicht verjährt. Die Grundlagen für ein Verfahren sind also vorhanden. Dabei müsste Mayorga psychische Schäden glaubhaft nachweisen. Stützen kann sich die 34-Jährige auf ein Gutachten, das ihr eine posttrauma­tische Belastungs­störung diagnostiz­iert. Außerdem habe es jüngst Kontakt zur Polizei gegeben, so ihr Anwalt. Dabei seien Dokumente vorgelegt worden, die Mayorgas Schilderun­gen stützen sollen. Werden diese als Beweise eingestuft, kann die Staatsanwa­ltschaft ermitteln.

„Ich kenne Cristiano sehr gut und glaube voll und ganz, dass das, was er sagt, wahr ist.“Fernando Santos, Nationaltr­ainer Portugals

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Foto: Witters Cristiano Ronaldo (33) verzichtet nach den jüngsten Anschuldig­ungen, er habe eine Frau vergewalti­gt, auf die kommenden Länderspie­le mit Portugal.
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Foto: dpa Leslie Stovall, Anwalt des angebliche­n Opfers Kathryn Mayorga, untermauer­te bei einer Pressekonf­erenz in Las Vegas die Vorwürfe gegen Ronaldo.

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