Seehofer feuert weiter
Wahlkampf Eine Woche vor der Wahl tobt scharfer Streit in der CSU
Berlin/München Es ist eine Anspannung wie wohl noch nie in der CSU. Eine Woche vor der Landtagswahl wird der offene Streit zwischen CSU-Chef Horst Seehofer und Ministerpräsident Markus Söder über die Ursache der schlechten Umfragewerte der Partei immer heftiger geführt. Nachdem Söder vor allem die Bundespolitik dafür verantwortlich gemacht hatte, spielte Seehofer den Ball zurück an Söder: „Er ist zuständig für strategische Überlegungen im Wahlkampf.“
In der Welt am Sonntag zeigte sich Seehofer zugleich kampfeslustig und kündigte an, auch nach der Wahl Innenminister bleiben zu wollen. „Ich habe ein großes Werk zu verrichten.“Auf die Frage, ob er auch den CSU-Vorsitz behalten wolle, sagte er: „Ich bin von meinem Parteitag bis zum Herbst nächsten Jahres gewählt.“Dabei prüft die Partei inzwischen wohl sogar, den eigenen Parteichef von möglichen Koalitionsverhandlungen auszuschließen, wie der Spiegel berichtet.
CSU-Generalsekretär Markus Blume setzte auf Mobilisierung und Motivation – und drückt seinen Wunsch in Form einer Feststellung aus: „Die CSU war schon immer legendär geschlossen und entschlossen, wenn es darauf ankam“, sagte er unserer Zeitung. „Wir werden jetzt alles in einen starken Endspurt hineinlegen, um die fast 50 Prozent Unentschlossenen zu erreichen.“Er kündigte eine „Mobilisierungsoffensive“mit zusätzlichen Plakaten und Haustürbesuchen an.
Blume ist nicht der Einzige, der das Treiben zwischen Söder und Seehofer zu beruhigen versucht. Ausgerechnet die Schwesterpartei mahnt zur Einheit: CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer forderte die Christsozialen auf, ihre Schuldzuweisungen zu beenden. Und dabei verwies sie ausgerechnet auf den CSU-Übervater Franz Josef Strauß. Der, so KrampKarrenbauer, hätte jedenfalls nicht schon vorher darüber geredet, wer schuld an der Niederlage sei.
Unterdessen gerät zunehmend auch CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt ins Visier der innerparteilichen Kritik. Hinter vorgehaltener Hand sagen mehrere CSU-Bundestagsabgeordnete, dass sie auch ihn für die Umfragewerte verantwortlich machen. Dessen „Strategie der rhetorischen Zuspitzung“habe sich als falsch erwiesen. Auch der Führungsstil Dobrindts, heißt es in der Landesgruppe, werde zunehmend als „selbstherrlich“empfunden.