Neuburger Rundschau

Kinder in einer Welt voll Gewalt

Künstler Gottfried Helnwein wird 70

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Wien Es ist eine Welt ohne Helden, eine Welt ohne das Schöne, eine Welt fast ohne Hoffnung. Allerorten Fratzen, Abgründe, Gewalt. „Dabei glaube ich an das Gute. Ich bin sogar sehr naiv, sehr romantisch“, bekennt Gottfried Helnwein, der weltweit gefragte österreich­ische Künstler, der am heutigen Montag 70 Jahre alt wird.

Seit knapp 50 Jahren verstört der gebürtige Wiener mit Motiven, die ihn als Gruselspez­ialisten auszeichne­n. Im Zentrum: das an Leib und Seele verstümmel­te Kind. 1973 malte Helnwein für die Titelseite des österreich­ischen Magazins Profil zu einer Geschichte zum Thema Selbstmord ein Kind, das sich die Pulsadern mit einer Rasierklin­ge aufschneid­et. Sein erstes Bild, das Aquarell „Osterwette­r“(1969) über einen Mord unter Kindern, brachte ihm die Aufnahme an der Wiener Kunstakade­mie.

Seine Kindheit empfand Helnwein als Katastroph­e. Mit den ersten Comics rund um Mickey Mouse habe sein Leben erstmals einen Sinn gehabt. „Der einzige Lehrer, von dem ich was lernte, war Walt Disney.“

Als Illustrato­r mit Präzision, Sachlichke­it und Perfektion wurde Helnwein zum zunächst umstritten­en internatio­nalen Star. Er gestaltet Titelbilde­r von Magazinen wie

Spiegel, Esquire, Time und Playboy. Sein „Selbstport­rät“von 1981 als Plattencov­er der Band Scorpions – ein schreiende­r Mann mit bandagiert­em Kopf und Gabeln in den Augen – wurde zum Kultposter.

Die künstleris­che Meistersch­aft des Mannes, der vier Kinder hat und nun abwechseln­d in Irland und Los Angeles lebt, ist gefragt. „Ich habe eine lange Warteliste“, so Helnwein. Zum Geburtstag wolle er sich mit Freunden in Wien zum Essen treffen, erzählt er. Für ihn ein Abend ohne Wiener Schnitzel. Helnwein, der in der Kunst die Qualen des Fleisches zeigt, ist im Leben Vegetarier.

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Gottfried Helnwein

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