Morbides Wien
Tipp des Tages Christiane Hörbiger als „Die Muse des Mörders“im gleichnamigen Krimi
ZDF, 20.15 Uhr Man könnte es schon fast ein Familienprojekt nennen: Bei „Die Muse des Mörders“führt Christiane Hörbigers einziges Kind Sascha Bigler (50, „Kommissar Pascha“) Regie. Sie selbst spielt die Hauptdarstellerin.
In blassgrauen Farben malt Bigler das Bild der Stadt Wien, deren Bewohner dort oft in aus der Zeit gefallenen Räumen hausen. Blutrünstig inszeniert er die Morde, die den Fall nur bedingt zur Familienunterhaltung machen. So liegt eingangs die Leiche einer bestialisch getöteten Prostituierten in der Liliputbahn im Prater.
Hauptattraktion des Films ist natürlich die Hörbiger, die von sich sagt, sie lese Krimis privat „nur im äußersten Notfall, wenn ich nicht schlafen kann“. Wie in ihren letzten Produktionen, etwa „Die letzte Reise“(2017), scheut sie sich in einer Szene nicht, ihr ungeschminktes, faltiges Gesicht auszustellen. „Auch noch da“, lautet lakonisch dazu ihr Kommentar beim morgendlichen Blick in den Spiegel. Doch auch das hervorragende Ensemble um Hörbiger sorgt mit mehrschichtigen Rollenfiguren für Farbe und Spannung: etwa Florian Teichtmeister („Die Toten von Salzburg“) als ihr Sohn, ein versponnen wirkender Antiquar, und Robert Lohr als schnieker Buchverleger.
Nicht zuletzt zieht der Ermittler von der Mordkommission, Major Rupert Bäumer (Fritz Karl, „Falk“), den Zuschauer in seinen Bann. Ein abgeklärter Mann mit der Ausstrahlung eines einsamen Wolfs. Luft nach oben in puncto abgebrühter Polizeiarbeit scheint es bei seiner Kollegin Flo (Cornelia Ivancan) zu geben: Denn die übergibt sich beim Anblick von Leichenteilen.