Geschlossenheit in der CSU
Politik Die Verzweiflung ist groß bei der CSU. So groß, dass sich Söder und Seehofer zumindest für ein paar Stunden verbünden. Sechs Tage lang muss diese Harmonie noch halten
Horst Seehofer und Markus Söder demonstrierten gestern Geschlossenheit. Sie machten gemeinsam Wahlkampf im Ingolstädter Stadttheater.
Ingolstadt Als Seehofer kommt, beginnen die drei Demonstrantinnen draußen vor dem Stadttheater zu pfeifen. Sie halten ein Plakat in die Höhe, darauf steht: „Nein zur menschenverachtenden Politik, nein zu Söder.“Seehofer lässt sich nicht stören. Er will jetzt einen schönen Abend verbringen, sagt der CSUChef. „Mit Markus Söder?“fragt ein Journalist ungläubig. „Ja“, sagt Seehofer. Dem Ministerpräsidenten und dem CSU-Chef wird eine innige Feindschaft nachgesagt. Doch in Zeiten, in denen in denen wohl nicht nur die absolute Mehrheit der CSU vorbei sein dürfte, sondern sogar eine Regierung ohne die Christsozialen in Bayern möglich – wenn auch wenig wahrscheinlich – sein könnte, da wird die innerparteiliche Rivalität öffentlichkeitswirksam ignoriert. Die CSU schickt die beiden Männer gemeinsam auf die Wahlkampfbühne und demonstriert im Ingolstädter Stadttheater Harmonie und Geschlossenheit. Streit? Ach, da sei doch gar nix dran. „Ich kenne keine Partei, die so geschlossen ist wie die CSU“, sagt Markus Söder im Theaterfoyer. Ständig ist die Rede von „lieber Horst“und „lieber Markus“. Beide wissen um die für die CSU desaströsen Umfragewerte und beide zittern vor einem Wahlergebnis, das möglicherweise bis zu sieben Parteien ins Maximilianeum einziehen lassen könnte.
Und so loben sie den Freistaat – und sich gegenseitig – in den höchsten Tönen. Bayern sei nicht mehr nur die Vorstufe zum Paradies, „Bayern ist das Paradies“, ruft Seehofer den Zuhörern im Festsaal von der Bühne aus zu. Und klar müsse sein: Nur die CSU hat dieses Para- dies, auf das andere Bundesländer neidvoll blicken würden, in den letzten Jahrzehnten geschaffen. Berlin nenne sich „arm, aber sexy“, betont Söder: „Aber wir sind wohlhabend und anmutig.“
Mit unter den Zuhörern gestern Abend waren auch zahlreiche Neuburger Politiker. Sie zeigten sich begeistert von der Veranstaltung. Matthias Enghuber, CSU-Landtagskandidat, resümiert: „Markus Söder und Horst Seehofer sowie die CSU insgesamt spannten den Bogen über viele wichtige Politikfelder. Das ist sehr wichtig, um unsere Heimat weiter erfolgreich zu gestalten. Die heutige Wahlkampfveranstaltung war geprägt von Geschlossenheit, sehr motivierend und ein guter Auftakt für den Schlussspurt. Noch dazu hat der Abend gezeigt, dass die Stimmung an der Basis stimmt.“
Benjamin Machel von der Neuburger CSU kann dem Abend nur Positives abgewinnen: „Schön, dass so viele Interessierte in das Stadttheater gekommen sind. Viele waren da, um zu sehen, wie Seehofer und Söder miteinander umgehen. Ich finde, dass beide gut und souverän aufeinander zugegangen sind. Beide haben einen Top-Auftritt hingelegt und wichtige Themen angesprochen. So was wünscht man sich auch im politischen Alltag.
Und auch Elke Stachel von der Neuburger Frauenunion sieht die CSU mit dieser Veranstaltung auf einem guten Weg: „Die heutige Veranstaltung war sehr wichtig, um zum einen das Verhältnis von Söder und Seehofer ins rechte Licht zu rücken. Weiter haben beide in ihren Reden Themen angesprochen, wie Asyl- oder die Sicherheitspolitik. Das interessiert und man weiß damit, wo es bei der CSU langgeht.
»Bayern Seite 11