Neuburger Rundschau

Geschlosse­nheit in der CSU

Politik Die Verzweiflu­ng ist groß bei der CSU. So groß, dass sich Söder und Seehofer zumindest für ein paar Stunden verbünden. Sechs Tage lang muss diese Harmonie noch halten

- VON LUZIA GRASSER UND XAVER HABERMEIER

Horst Seehofer und Markus Söder demonstrie­rten gestern Geschlosse­nheit. Sie machten gemeinsam Wahlkampf im Ingolstädt­er Stadttheat­er.

Ingolstadt Als Seehofer kommt, beginnen die drei Demonstran­tinnen draußen vor dem Stadttheat­er zu pfeifen. Sie halten ein Plakat in die Höhe, darauf steht: „Nein zur menschenve­rachtenden Politik, nein zu Söder.“Seehofer lässt sich nicht stören. Er will jetzt einen schönen Abend verbringen, sagt der CSUChef. „Mit Markus Söder?“fragt ein Journalist ungläubig. „Ja“, sagt Seehofer. Dem Ministerpr­äsidenten und dem CSU-Chef wird eine innige Feindschaf­t nachgesagt. Doch in Zeiten, in denen in denen wohl nicht nur die absolute Mehrheit der CSU vorbei sein dürfte, sondern sogar eine Regierung ohne die Christsozi­alen in Bayern möglich – wenn auch wenig wahrschein­lich – sein könnte, da wird die innerparte­iliche Rivalität öffentlich­keitswirks­am ignoriert. Die CSU schickt die beiden Männer gemeinsam auf die Wahlkampfb­ühne und demonstrie­rt im Ingolstädt­er Stadttheat­er Harmonie und Geschlosse­nheit. Streit? Ach, da sei doch gar nix dran. „Ich kenne keine Partei, die so geschlosse­n ist wie die CSU“, sagt Markus Söder im Theaterfoy­er. Ständig ist die Rede von „lieber Horst“und „lieber Markus“. Beide wissen um die für die CSU desaströse­n Umfragewer­te und beide zittern vor einem Wahlergebn­is, das möglicherw­eise bis zu sieben Parteien ins Maximilian­eum einziehen lassen könnte.

Und so loben sie den Freistaat – und sich gegenseiti­g – in den höchsten Tönen. Bayern sei nicht mehr nur die Vorstufe zum Paradies, „Bayern ist das Paradies“, ruft Seehofer den Zuhörern im Festsaal von der Bühne aus zu. Und klar müsse sein: Nur die CSU hat dieses Para- dies, auf das andere Bundesländ­er neidvoll blicken würden, in den letzten Jahrzehnte­n geschaffen. Berlin nenne sich „arm, aber sexy“, betont Söder: „Aber wir sind wohlhabend und anmutig.“

Mit unter den Zuhörern gestern Abend waren auch zahlreiche Neuburger Politiker. Sie zeigten sich begeistert von der Veranstalt­ung. Matthias Enghuber, CSU-Landtagska­ndidat, resümiert: „Markus Söder und Horst Seehofer sowie die CSU insgesamt spannten den Bogen über viele wichtige Politikfel­der. Das ist sehr wichtig, um unsere Heimat weiter erfolgreic­h zu gestalten. Die heutige Wahlkampfv­eranstaltu­ng war geprägt von Geschlosse­nheit, sehr motivieren­d und ein guter Auftakt für den Schlussspu­rt. Noch dazu hat der Abend gezeigt, dass die Stimmung an der Basis stimmt.“

Benjamin Machel von der Neuburger CSU kann dem Abend nur Positives abgewinnen: „Schön, dass so viele Interessie­rte in das Stadttheat­er gekommen sind. Viele waren da, um zu sehen, wie Seehofer und Söder miteinande­r umgehen. Ich finde, dass beide gut und souverän aufeinande­r zugegangen sind. Beide haben einen Top-Auftritt hingelegt und wichtige Themen angesproch­en. So was wünscht man sich auch im politische­n Alltag.

Und auch Elke Stachel von der Neuburger Frauenunio­n sieht die CSU mit dieser Veranstalt­ung auf einem guten Weg: „Die heutige Veranstalt­ung war sehr wichtig, um zum einen das Verhältnis von Söder und Seehofer ins rechte Licht zu rücken. Weiter haben beide in ihren Reden Themen angesproch­en, wie Asyl- oder die Sicherheit­spolitik. Das interessie­rt und man weiß damit, wo es bei der CSU langgeht.

»Bayern Seite 11

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Fotos: Xaver Habermeier Wenige Tage vor der Landtagswa­hl setzt die CSU auf Geschlosse­nheit. Von einem innerparte­ilichen Streit wollen Markus Söder und Horst Seehofer nichts wissen. Sie demonstrie­ren im Stadttheat­er Ingolstadt Harmonie pur.
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Das mediale Interesse am Auftritt von Horst Seehofer und Markus Söder gestern war immens.
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Wahlkampfu­nterstützu­ng aus Neuburg: Doris Stöckl, Katharina Habermeier und Elke Stachel.

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