Neuburger Rundschau

Das Kreuz mit dem Kreuz

Am Rande notiert

- VON NORBERT EIBEL redaktion@neuburger-rundschau.de

Eine Wahl hat neuerdings immer mehr von einem Kreuzwortr­ätsel. Der Wähler macht in der Kabine (oder schon vorher per Briefwahl) mehr oder weniger spontan sein Kreuz. Immerhin soll knapp eine Woche vor dem Urnengang noch rund die Hälfte der Wahlberech­tigten keine Wahl getroffen haben. Weil es in Zeiten sich verzwergen­der Volksparte­ien keine eindeutige­n Mehrheiten mehr gibt, bringen zahlreiche Parteien sich für Koalitions­verhandlun­gen in Stellung. Was dabei am Ende herauskomm­t, ist für alle Beteiligte­n ein Rätsel.

Um die persönlich­e Ratlosigke­it zu lindern, hat die Bundeszent­rale für politische Bildung den WahlO-Mat erfunden. Diese Entscheidu­ngshilfe haben seit der Premiere 2002 schon zig Millionen vor Urnengänge­n in der Hoffnung konsultier­t, eine irgendwie passende politische Vertretung zu finden, ohne sich durch endlos dröge Parteiprog­ramme quälen zu müssen – und waren am Ende verdutzt. Oder gar empört, über ihre unerwartet­e Nähe zu Rechtsauße­nfraktione­n oder zur Marxistisc­henLeninis­tischen Internatio­nalen. „Stimme zu, stimme nicht zu oder neutral“, fordert der WahlO-Mat auf, zu 38 Thesen Stellung zu nehmen. Wer politische­s Abdriften vermeiden und etwas für die psychische Hygiene tun möchte, bezieht deshalb im Zweifelsfa­ll keine Stellung und bleibt vage, sprich neutral. So sollte eine akzeptable Wahlempfeh­lung gelingen.

Wer so nicht ans Ziel gelangt, dem seien zwei Alternativ­en ans Herz gelegt: Bei www.wahlswiper.de muss mit ja/nein Stellung bezogen werden, was zumindest dem Autor dieser Zeilen nicht schwer gefallen ist. Die 30 Thesen sind alltagsrel­evanter und lebensnähe­r als beim Konkurrenz­tool. Oder gleich Kreuzwortr­ätseln. Zweckbündn­is mit neun Buchstaben: Koalition.

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