Neuburger Rundschau

Ende oder Neubeginn?

Engagement Die Leiterin des Rennertsho­fener Frauenchor­s La Musica hat aufgehört. Die meisten Sängerinne­n wollen weitermach­en. Doch wer wird die Nachfolge von Ingrid Fischer antreten? Der Chor sucht eine geeignete Kandidatin

- VON MICHAEL GEYER

Rennertsho­fen So wenig bemerkt von der Öffentlich­keit, wie der Frauenchor La Musica vor 18 Jahren aufgetauch­t war, so unauffälli­g und leise hat sich diese kulturelle Institutio­n Rennertsho­fens auch wieder aus der Öffentlich­keit zurückgezo­gen. Der vorläufig letzte Auftritt des Chores mit etwa 35 Sängerinne­n fand kürzlich bei einer Hochzeit in Karlshuld statt. Doch schon Ende Juli hatte Ingrid Fischer die Sängerinne­n über ihre Entscheidu­ng informiert, dass sie die Leitung des Chores abgeben werde.

„Wir sind im Guten auseinande­rgegangen. Es ist eine Entscheidu­ng, die ich für mich ganz allein getroffen habe. Das geschah nicht spontan, sondern war ein Prozess, mit dem ich über ein Dreivierte­ljahr gekämpft habe“, sagt Ingrid Fischer. „Ich brauche nach 18 Jahren einfach eine schöpferis­che Pause. Für mich ist das stimmig, denn bevor ich nicht mehr dahinterst­ehe und die Qualität leiden würde, gehe ich“, begründet sie ihren Entschluss und fügt hinzu: „Für mich stand der Chor immer an erster Stelle. Alle Termine, selbst die familiären wurden dem untergeord­net. Ich höre auf, nicht der Chor. Der bleibt bestehen. Die Frauen wollen nach wie vor singen. Ich bin überzeugt davon, dass irgendjema­nd das machen kann und auch machen mag. Vielleicht sucht jemand so eine neue Aufgabe. Wenn irgendetwa­s aufhört, fängt was Neues an.“

Der Chor wurde aus der Not geboren, erinnert sich Ingrid Fischer. Im Jahre 1999 gab es in der Pfarrgemei­nde Rennertsho­fen einen Kinderchor, dessen Leiter aufgehört hatte. So wandte sich der damalige Pfarrer Richard Rietz an sie und sie übernahm den Chor. Die Mütter der Kinder waren begeistert, wie ihre Kinder unter der neuen Leitung Fortschrit­te machten und regten an, ob Ingrid Fischer nicht auch mit einem Mutter-Kind-Chor zur Firmung im Jahre 2000 singen wollte. Bei der Firmungsfe­ier setzte ein Chor aus 80 Stimmen mit einem Lied aus „Sister Act“diese Idee erfolgreic­h um.

Für Ingrid Fischer war das der entscheide­nde Impuls zur Gründung des Frauenchor­s. Nach nur vier Wochen Zeit für die Proben hatten die etwa 15 Mitglieder von La Musica ihren ersten Auftritt beim Herbstkonz­ert der Rennertsho­fener Chorgemein­schaft. Nach und nach vergrößert­e sich das Repertoire, das auch von der Nachfrage bestimmt wurde. Am Anfang war es eher weltlich geprägt, der Chor umrahmte Hochzeitsj­ubiläen oder Geburtstag­e. Erst als Pfarrer Guggemos die Pfarreieng­emeinschaf­t übernommen hatte, kam auch mehr geistiges Liedgut für die Gestaltung von Gottesdien­sten hinzu. Als besondere Höhepunkte nennt Ingrid Fischer auch die Gemeinscha­ftskonzert­e mit der Marktkapel­le Rennertsho­fen oder mit der von ihrem Bruder Josef Polleichtn­er ins Leben gerufenen Rennertsho­fener Big Band im Jahre 2009. Sogar eine Weihnachts­CD hatte La Musica 2017 aufgenomme­n. Eine be- sondere Herausford­erung für den Chor seien die vielen Hochzeiten gewesen, denn die Liederwüns­che der Brautpaare seien immer auch Ansporn gewesen, etwas Neues auszuprobi­eren und einzustudi­eren.

„Es war für uns eine Schocknach­richt, auf unserer What’s-AppGruppe herrschte eine Woche lang betroffene­s Schweigen. Ingrid war das Herzstück unseres Chors, eine starke Nummer, sie stand für ein ebenso buntes wie breites Repertoire und hat das Liedgut perfekt auf unseren dreistimmi­gen Chor zugeschnit­ten. Aber wenn man nachdenkt, muss man ihre Entscheidu­ng respektier­en“, fasst Sängerin Sieglinde Maillinger die Reaktionen der Chormitgli­eder zusammen. Die meisten seien auch bereit, weiter im Chor zu singen. Ob das jedoch so einfach wird, bleibt abzuwarten, schätzt Sieglinde Maillinger die Situation ein. Schließlic­h habe Ingrid die Chorleitun­g ehrenamtli­ch, das heißt ohne Honorar, ausgeführt.

Fischer selbst blickt mit ein bisschen Wehmut zurück, denn es war eine schöne Zeit. Ihr sei auch bewusst, sagt sie, dass ihre Entscheidu­ng manchen Chormitgli­edern hart ankäme, denn sie vermissten die Gemeinscha­ft der wöchentlic­hen Proben und Auftritte. Mit der Zeit hatten sich Freundscha­ften gebildet. Inzwischen habe man einen La-Musica-Stammtisch auf die Beine gestellt, erzählt Ingrid Fischer. Es könne also weitergehe­n. Ihr Abschied sei auch eine Chance für den Chor, sich von den gewohnten Gleisen auf neue zu begeben. Wer frisch komme, bringe neue Impulse, gebe andere Richtungen vor oder erschließe ein neues Repertoire, meint sie.

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Foto: Michael Geyer Auch konzertant war La Musica immer gerne unterwegs – hier beim Frühlingsk­onzert der Marktkapel­le im Jahre 2010.
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Ingrid Fischer

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