Ohne Kopf nicht kopflos
Der Pariser Patron Dionysius feiert am 9. Oktober Namenstag
Sandizell Um das Jahr 250 ordnete Papst Fabianus den Bischof Dionysius mit etlichen Begleitern nach Gallien ab, um dort zu missionieren. Dionysius wählte als seinen Standort das römische Lutecia Parisiorum, das heutige Paris. Kaum begann er dort das Christentum zu predigen, bekam er Schwierigkeiten mit dem Provinzpräfekten der römischen Verwaltung. Dionysius wurde umgehend verhaftet und auch gleich enthauptet. Der Ort des Martyriums war vor den Toren der Stadt Paris auf dem Berg, der danach Montmartre, Berg des Martyriums genannt wurde.
Nun berichtet die Legende, dass der Enthauptete nach der Hinrichtung wieder aufstand, seinen Kopf aufhob, unter den Arm nahm und diesen über fünf Meilen zu dem Platz trug, an dem er bestattet werden wollte. Eine fromme Frau übergab Dionysius der Erde, dort, wo heute die nach ihm benannte Basilika St. Denis in Paris steht. Diese Kathedrale wurde im Jahr 505 wesentlich erweitert. Das französische Königsgeschlecht der Merowinger (etwa 450-750) wählte diese Kirche als Grablege. Die Anlage wurde ständig ausgebaut. Der Frankenkönig Dagobert I. gründete 626 das an die Kathedrale angrenzende Kloster St. Denis. Die nachfolgenden Karolinger und auch die späteren französischen Herrscher ließen sich dort ebenso beisetzen. Ab dem 9. Jahrhundert war Dionysius der populärste Heilige im Frankenreich. Er wurde zum Nationalheiligen.
Die Regensburger reklamierten den Heiligen für sich und behaupteten 1050, dass die wahre Ruhestätte von Dionysius nicht St. Denis zu Paris, sondern im Kloster St. Emmeram sei. Kaiser Arnulf hätte die Gebeine 890 bei seinem Feldzug gegen die Normannen in Paris „befreit“und in Regensburg sichergestellt. Damit kam der Kult auch nach Deutschland. Anlässlich einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Heinrich V. und König Ludwig VI. von Frankreich, ließ letzterer die Fahne des Dionysius aus der Abtei St. Denis zu seinem Heer holen. Heinrich drehte danach ab. Und so begleitete diese Fahne weiter das französische Heer auf seinen Feldzügen als politisches und schützendes Symbol. Als Dionysius ab dem 14. Jahrhundert in die Reihe der Nothelfer aufgenommen wurde, war er auch bei uns der himmlische Ansprechpartner all derjenigen, die an Kopfschmerzen litten. Dionysius ist nicht nur Patron Frankreichs. Da er auch ohne Kopf nicht kopflos ist, hilft er außer bei Kopfweh auch bei Tollwut, Hundebissen und Syphilis. Seelische Leiden und Gewissensunruhen kann er lindern.
Die nächstgelegene Kirche, die dem Heiligen geweiht ist, steht in Fünfstetten bei Wemding. Sie gehört zu den herausragenden Rokokodorfkirchen unserer Gegend. Fünfstetten war Teil des Fürstentums Pfalz-neuburg und erfuhr die Konfessionswechsel unter Ottheinrich und Wolfgang Wilhelm. Noch bis in das 19. Jahrhundert wurde Dionysius von Paris mit Dionysius Areopagita von Athen gleichgesetzt. Dieser Dionysius von Athen ist an der Empore der Schlosskapelle von Sandizell als Astronom dargestellt.
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