Neuburger Rundschau

„Der Betrag ist nicht verhandelb­ar“

Der Gemeindera­t in Weichering will von Tierheimle­iter Gerhard Schmidt wissen, warum der Beitrag für die Kommunen steigt. Doch statt Zahlen gibt es eine hitzige Diskussion

- VON CLAUDIA STEGMANN

Weichering Schon die erste Frage brachte Gerhard Schmidt aus der Fassung. „Auf dieser Basis will ich gar nicht diskutiere­n! Das ist strafrecht­lich relevant, was sie da sagen!“Zugegeben: Die Aussage, die Georg Niedermeie­r in der jüngsten Gemeindera­tssitzung in Weichering gegenüber dem Vorsitzend­en des Tierschutz­vereins traf, war provokant – zumal für einen Tierschütz­er wie Schmidt. Verwildert­e und herrenlose Katzen und Hunde gehören in kein Tierheim, wo sie kosteninte­nsiv wieder aufgepäppe­lt werden, sondern müssten eingeschlä­fert werden, lautete seine Meinung. Er kritisiert­e damit nicht nur das „System des Tierheims“, wie er sagte, sondern auch die Kostenstei­gerung, die der Tierschutz­verein für seine Arbeit in den Kommunen des Landkreise­s festgelegt hat. Demnach verlangt der Verein ab nächstes Jahr 35 Cent pro Einwohner, damit er die Tierschutz­aufgaben der Kommunen übernimmt. Bis dato liegt der Betrag bei 25

Cent, in Weichering sogar nur bei 20 Cent pro Einwohner. In Sum- me bedeutet das: Bislang zahlt Weichering rund 630 Euro, ab Januar sollen es knapp 900 Euro sein. Dafür muss sich die Gemeinde nicht um Fundtiere, verwahrlos­te Katzen in ebenso verwahrlos­ten Häusern, zurückgela­ssene Kampfhunde oder ähnliche Problemfäl­le kümmern. Die gemeindlic­hen Beiträge sind laut Schmidt eine „anteilige Kostenüber­nahme“für eine Dienstleis­tung, die der Tierschutz­verein anbietet. Denn allein ein Fall könne sich durch Tierarztko­sten, Impfung und Kastration schnell auf mehrere tausend Euro summieren.

Mit einem fixen Jahresbeit­rag von 900 Euro wäre die Gemeinde Weichering also auch künftig diesen Ärger los. Doch so einfach wollten einige Gemeinderä­te die zusätzlich­en 300 Euro nicht locker machen. Sie wollten von Gerhard Schmidt gerne wissen, wodurch sich die Erhöhung begründet und hatten ihn deshalb

zu der Sit- zung am Montagaben­d eingeladen. Doch anstatt über Ein- und Ausnahmen zu sprechen, verwies Schmidt auf seine ehrenamtli­che Tätigkeit. „Ich arbeite jede Woche 60 Stunden umsonst, aber ich setze mich nicht für alle Gemeinden hin und suche die Zahlen raus“, gab er zu verstehen. Außerdem würde die finanziell­e Situation des Tierschutz­vereins jedes Jahr auf der Jahresvers­ammlung zur Sprache kommen. „Ich lade Sie ein, uns dort zu besuchen.“

Auch auf die Frage, wie oft der Tierschutz­verein in den vergangene­n Jahren in Weichering aktiv werden musste, konnte Schmidt keine umfassende Antwort geben. Nur so viel: Erst vor wenigen Tagen hätten sie einen Hinweis bekommen, dass am Weichering­er Weiher drei jungen Katzen ausgesetzt worden seien. Der Tierschutz­verein habe die Kätzchen geholt, eine Mitarbeite­rin müsse sie nun auch nachts mehrmals füttern. Irgendwann müssten sie schließlic­h auch kastriert werden – all das seien Kosten, die der Verein trägt und die durch die gemeindlic­hen Beträge nur teilweise aufgefange­n werden. „Sie müssen heilfroh seien, dass wir das für 35 Cent machen“, sagte Schmidt und machte unmissvers­tändlich klar, dass der Betrag nicht verhandelb­ar sei. „Wenn Sie sich dazu entscheide­n, auszusteig­en, dann ist das kein Problem. Für mich bedeutet das sogar Arbeitsent­lastung.“In der Konsequenz bedeute das allerdings, dass sich die Gemeinde künftig um alle tierschutz­relevanten Angelegenh­eiten selbst kümmern muss. Die Gemeinde Berg im Gau, die zunächst eine weitere finanziell­e Beteiligun­g verwehrt hatte, habe aufgrund dieser Tatsache ihre Entscheidu­ng wieder zurückgeno­mmen.

Am Ende der teils hitzigen Diskussion, für die sich Schmidt auch entschuldi­gte, vertagte der Gemeindera­t die Entscheidu­ng erneut. Im nichtöffen­tlichen Teil, als sich die Gemüter wieder beruhigt hatten, waren sich nach Informatio­nen von Bürgermeis­ter Thomas Mack dann aber doch alle einig, dass der Gemeinde die Arbeit des Tierschutz­vereins 900 Euro wert sein muss. Die Gemeinderä­te hätten sich nichtsdest­otrotz ein wenig mehr Transparen­z von Gerhard Schmidt gewünscht.

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Foto: dpa

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