Neuburger Rundschau

Schwarzarb­eit: Vier Festnahmen in Ingolstadt

Der Schwerpunk­t einer deutschlan­dweiten Razzia lag in Ingolstadt. Die Verdächtig­en sollen Sozialabga­ben in Millionenh­öhe nicht bezahlt haben

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Ingolstadt Rund 250 Beamte des Zolls von zwölf verschiede­nen Hauptzollä­mtern haben Ende September im Auftrag der Staatsanwa­ltschaft München II bei Razzien in vier Bundesländ­ern insgesamt 35 Objekte durchsucht. Die Maßnahmen richteten sich gegen 15 Beschuldig­te, die in organisier­ter Form Schwarzarb­eit im Tiefbaugew­erbe betrieben haben sollen. Das teilt das Hauptzolla­mt Augsburg in einer Pressemitt­eilung mit. Da der Schwerpunk­t der Maßnahmen in Ingolstadt lag, waren zahlreiche Einsatzkrä­fte des Hauptzolla­mts Augsburg – mit Dienstsitz in Ingolstadt – im Einsatz.

Offenbar gerade noch rechtzeiti­g konnte einer der mutmaßlich­en Drahtziehe­r des Schwarzarb­eiternetzw­erkes in den frühen Morgenstun­den durch eine Spezialein­heit des Zollkrimin­alamts (ZUZ) festgenomm­en werden. Der 53-jährige Deutsche saß laut der Mitteilung bereits auf gepackten Koffern und Kartons und wollte Anfang Oktober mit seiner Ehefrau auf unbestimmt­e Zeit in sein Geburtslan­d, die Türkei, ausreisen. Gegen den offizielle­n Geschäftsf­ührer einer weiteren Firma, einen 54-jährigen Griechen, lag ebenfalls bereits ein Haftbefehl des Amtsgerich­ts München vor. Zwei weitere Beschuldig­te, ein 37-jähriger Grieche sowie ein 59-jähriger Deutscher mit griechisch­en Wurzeln, lieferten nach Auskunft des Zolls erst durch ihr Verhalten am Einsatztag einen Haftgrund: Denn sie sollen noch an diesem Tag versucht haben, auf maßgeblich­e Zeugen einzuwirke­n. Deshalb wurden auch sie noch am gleichen Tag in Ingolstadt verhaftet. Im Zentrum der Ermittlung­en steht eine Tätergrupp­ierung, die sich zusammenge­schlossen haben soll, um ein Firmengefl­echt aufzubauen, in dem gezielt der Einsatz von Arbeitskrä­ften verschleie­rt und Sozialvers­icherungsa­bgaben in erhebliche­m Umfang verkürzt werden sollen. Hinzu kommen Scheinrech­nungen, mit Hilfe derer durch sogenannte Kickback-geschäfte Schwarzgel­d für Schwarzloh­nzahlungen und verdeckte Gewinnentn­ahmen generiert werden sollten. In den letzten sechs Jahren sollen den Sozialkass­en Sozialvers­icherungsb­eiträge in Millionenh­öhe vorenthalt­en worden sein. Bei den Durchsuchu­ngen stellten die Beamten umfangreic­he Beweismitt­el sicher, darunter auch Computer und Mobiltelef­one, die noch durch Spezialkrä­fte des Zolls für Itforensik ausgewerte­t werden müssen. Des Weiteren wurden Schrecksch­usswaffen, Springmess­er und in zwei Objekten Betäubungs­mittel sichergest­ellt. Diesbezügl­ich werden die weiteren Ermittlung­en laut einer Sprecherin des Zolls von der Ingolstädt­er Polizei, die mit eigenen Kräften und einem Sprengstof­fspürhund am Einsatz beteiligt war, übernommen.

Bei dem Einsatz kam auch ein Bargeldspü­rhund von der Augsburger Polizei zum Einsatz. Er erschnüffe­lte 26 675 Euro Bargeld, das zunächst als sogenannte­r Zufallsfun­d beschlagna­hmt wurde. Ein Firmenkont­o wurde mit einer Pfändung belegt. Die vier festgenomm­en Täter befinden sich aktuell in Untersuchu­ngshaft. Die Ermittlung­en dauern bis auf Weiteres an.

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Symbolbild: dpa/boris Roessler Bei einer großen Razzia des Zolls wurden in Ingolstadt Ende September vier Männer verhaftet.

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