Kampf den Überschwemmungen
Starkregen Das Tiefbauamt legt ein Maßnahmenpaket vor, um das Kanalnetz vor dem Volllaufen zu schützen. Damit reagiert die Stadt auf die Extremwettersituationen des Sommers
Neuburg Am 11. Juni verdunkelte sich der Horizont, Wolken türmten sich auf und kurz darauf krachte es: Der Himmel öffnete seine Schleusen und was da auf Neuburg niederprasselte, war nichts weniger als ein Jahrhundertregen. Es sollte nicht der einzige seiner Art in diesem Sommer sein. Insgesamt drei Mal wurde die Stadt von so viel Regen binnen kürzester Zeit heimgesucht, wie es normalerweise nur einmal in 100 Jahren vorkommt. Die Kanalisation war überfordert, das Wasser stand auf den Straßen und flutete Keller. Das veranlasste die Stadt zum Handeln. Im jüngsten Bauausschuss legte das Tiefbauamt ein Maßnahmenpaket gegen Überschwemmungen bei Starkregen vor.
„Extreme Wolkenbrüche wie diese werden uns in Zukunft häufiger treffen“, fürchtet Carmen Niggemeyer, Leiterin des Tiefbauamts. „Urbane Sturzfluten“nennen Experten das Phänomen, das immer mehr Städten zu schaffen macht, auch Ingolstadt und Schrobenhausen. Dass Neuburg gleich drei Mal in einem Sommer – zweimal in der Innenstadt und einmal in Zell – mit derartigem Starkregen konfrontiert wurde, ist neu. Am 7. Juni, am 11. Juni und am 5. Juli fielen binnen einer halben Stunde je 50 Liter pro Quadratmeter. Laut Starkregenatlas ist das die Kategorie eines Jahrhundertregens, erklärt Thomas Stemmer, Sachgebietsleiter Abwasserbeseitigung und Hochwasserschutz.
Oft käme aus der Bevölkerung der Vorschlag, die Stadt solle doch einfach ihre Kanäle vergrößern. Doch so einfach ist das nicht: „Bei zu groß dimensionierten Kanälen ist im Normalbetrieb, bei Trockenwetter, der Abtransport von Schmutzwasser nicht mehr gewährleistet.“Außerdem seien die Kanäle je nach Stra- ßenzug und zu erwartender Wassermenge durchaus groß dimensioniert. In der Oskar-Wittmann-Straße bis zu 2,20 Meter im Durchmesser
Dennoch könne ein nach den derzeitigen Bestimmungen geplantes Kanalnetz das Wasser bei Starkregen nicht auffangen. Und das, obwohl die Stadt bei großem Wasseraufkommen in die Donau ableiten darf und das auch automatisch geschieht. „Im Normalfall reicht das aus, nicht aber bei einem Jahrhundertregen“, sagt Stemmer. Das hat mehrere Gründe: „Zum einen gelangt das Wasser überhaupt nicht in die Abflüsse, sondern saust darüber hinweg, und zum anderen drückt es an so vielen Stellen gleichzeitig in die Kanäle, dass sich darin Luftblasen bilden, die Platz für nachfließendes Wasser blockieren.“
Mehrere Maßnahmen sollen helfen, das Problem in den Griff zu bekommen. Das Tiefbauamt will die Entlüftung des Kanalnetzes optimieren, zum Beispiel durch größere Öffnungen in den Kanaldeckeln oder eigens installierte Lüftungsschächte, das soll ein Ingenieurbüro berechnen. Zudem soll das Wasser noch an der Oberfläche abgefangen und umgeleitet werden, wo dies möglich ist. In der Heugasse, Einmündung Lauingenstraße, zum Beispiel soll noch in diesem Jahr eine Rinne gebaut werden, die das Wasser auf eine städtische Grünfläche gegenüber in eine Mulde zum Versickern leitet. Im kommenden Jahr will die Stadt außerdem Abflussmessgeräte an neuralgischen Punkten im Kanalnetz installieren. Sie sollen zeigen, wann woher wie viel Wasser kommt und wohin es fließt, dann kann die Stadt das Wasser über regulierbare Schieber in Kanäle leiten, die möglicherweise noch Kapazitäten haben. Um belastbare Daten darüber zu sammeln, muss Neuburg aber erneut ein Jahrhundertregen treffen.