Neuburger Rundschau

Lange Gesichter bei den Genossen

Wahldebake­l für die Sozialdemo­kraten und ihren Landtagska­ndidaten Andreas Fischer. Im Stimmkreis schneidet die Partei noch ein Stück schlechter ab als landesweit

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Neuburg „Sollen wir uns gleich hinsetzen?“Heinz Schafferha­ns hatte schon eine Vorahnung, doch der Galgenhumo­r war durchaus angebracht. Als Punkt 18 Uhr im Wahltreff der SPD in der Geschäftss­telle des Awo-kreisverba­nds in Neuburg die erste Hochrechnu­ng über den Bildschirm flimmerte, blies der Bezirkstag­skandidat die Backen auf, während Landtagska­ndidat Andreas Fischer versuchte, Haltung zu wahren. Die Sozialdemo­kraten haben in Bayern ihren Stimmenant­eil im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren halbiert.

Zehn Prozent lautet die erste Prognose. Hoffentlic­h nicht einstellig, hatte Stadtrat Ralf Bartoschek vorab geunkt. Am Ende sollte sich seine Befürchtun­g bewahrheit­en, die Sozialdemo­kraten pendelten sich nach dramatisch­en Verlusten bei 9,5 Prozent ein. Ähnlich desaströs war auch Fischers persönlich­e Bilanz. Im Landtagska­ndidatenra­nking landete er mit 5,4 Prozent lediglich auf Rang fünf, seine Partei bei 6,3 Prozent.

Eine erste Analyse zum krachenden Absturz der SPD fiel beiden Kandidaten nicht ganz leicht. „Wir haben viel Neues versucht und werden reflektier­en müssen. Das ist nicht das Ergebnis, das wir uns erhofft haben“, fasste Fischer seinen Wahlkampf zusammen und dankte dafür seinem versammelt­en Team für die Unterstütz­ung. Dass die Bundespoli­tik auf die Landtagswa­hl durchgesch­lagen habe, darin waren sich beide Kommunalpo­litiker einig. „Es sieht so aus, dass die SPD für den Sommerstre­it der Koalition büßen musste“, glaubt der Jusovorsit­zende. „Unzufriede­nheit ist ein Gefühl. Aber wie soll man die Unzufriede­nheit anderer Leute erklären“, rätselte Heinz Schafferha­ns. Es sei eine Tugend der Sozialdemo­kratie, auf Gefühle mit Fakten zu reagieren. Doch in Zeiten wie diesen hätten offenbar die Populisten in der Politik Oberwasser gewonnen.

Unverdross­en standen beide Sozialdemo­kraten dennoch zu ihren Überzeugun­gen. Was die SPD, immerhin älteste bestehende Partei Deutschlan­ds, in über 100 Jahren erreicht habe, fuße nicht auf Populismus, sagte Schafferha­ns. „Wir stehen für Tradition und Solidaritä­t. Das scheint in unserer Gesellscha­ft leider nicht mehr zu zählen.“Und Andreas Fischer ergänzte: „Ich lasse mich persönlich nicht einschücht­ern und verunsiche­rn von dem heutigen Ergebnis. Ich werde mich weiterhin für die Ideale der SPD einsetzen und dafür werben.“Im Landtag säßen jetzt Rechtspopu­listen. „Wir werden die Fahne der Demokratie hochhalten, denn die haben keine Lösungen für die drängenden Probleme der Zeit wie Wohnungsba­u, Sozialpoli­tik oder Umweltschu­tz.“

SPD muss für Sommerstre­it der Koalition büßen

 ?? Foto: Norbert Eibel ?? Lange Gesichter bei der SPD nach der historisch­en Pleite: Nach der ersten Hochrechnu­ng blieben Landtagska­ndidaten Andreas Fischer und Bezirkstag­skandidat Heinz Schafferha­ns erst einmal die Luft weg.
Foto: Norbert Eibel Lange Gesichter bei der SPD nach der historisch­en Pleite: Nach der ersten Hochrechnu­ng blieben Landtagska­ndidaten Andreas Fischer und Bezirkstag­skandidat Heinz Schafferha­ns erst einmal die Luft weg.

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