Gnadenlos herrlicher Blödsinn
Sehenswert: „Gras drüber“im Ingolstädter Theater
Ingolstadt Die Handlung ist absolut schräg: Zwei Tierschützer, Marc und Jago, kämpfen gegen eine vermeintliche Froschfarm, deren Besitzer Gerry hinter dieser Fassade in Wirklichkeit eine Hanfplantage („Gras“) betreibt. Er und sein Bruder Roger müssen erfahren, dass die sterblichen Überreste ihrer Mutter ausgegraben und deren Gebeine verstreut wurden. Versteht sich, dass der Verdacht auf die Veganer fällt. Licht in die mysteriöse Angelegenheit soll Inspektor Clout bringen, dem allerdings noch nie in seiner langjährigen Berufslaufbahn die Aufklärung eines Falles gelungen ist. Mit im Spiel auf wechselnden Seiten ist die kecke Caro.
Es lässt sich denken, dass ein Autor, der einen solchen verrückten Plot zusammenspinnt, auch ansonsten vor nichts zurückschreckt. Das Stück „Gras drüber“des Briten David Spicer, das jetzt in Anwesenheit des Autors im Kleinen Haus des Stadttheaters Ingolstadt zur deutschsprachigen Erstaufführung gebracht wurde, ist auf nichts anderes aus, als geradezu schamlos die Lachmuskeln des Publikums zu reizen, koste es, was es wolle. Kein Klamotten-gag ist zu schade, eben wie in Tv-comedy-serien üblich, mit denen Spicer Erfahrung hat.
Das Kuriose ist ja, dass ein solch gnadenlos dämlicher Blödsinn auf der Bühne hoher Kunstfertigkeit der Darsteller bedarf, um nicht unterzugehen, und damit dann gar das Prädikat „sehenswert“erhält. Dafür stehen hier vor allem der wunderbare Ulrich Kielhorn als einfältiger Kriminaler, Olaf Danner als Althippie-karikatur und Andrea Frohn mit ihrem frechen Spielwitz gerade. An der vorzüglichen Leistung des Schauspieler-sextetts, dem auch Maik Rogge, Felix Steinhardt und Sascha Römisch angehören, ist die Hand des erfahrenen, genau arbeitenden Regisseurs Sebastian Kreyer ablesbar. Hübsch gemacht sind die persiflierenden Reminiszenzen an Klassiker des Krimi-genres.
Lena Thelens fantasievolle Ausstattung scheut keinen Aufwand. Vor allem Valerij Lisac aber trägt mit den hintergründig witzigen Videoeinlagen und den effektvollen musikalischen Akzenten einen hohen Anteil zum Gelingen der Inszenierung bei, die bei der Premiere mit großem Beifall bedacht wurde.
Weitere Aufführungen gibt es am 19., 21. und 27. Oktober.