Neuburger Rundschau

„Zu früh für Schuldzuwe­isungen“

Wahlergebn­is Im Vergleich zur vergangene­n Landtagswa­hl hat die CSU in Ingolstadt insgesamt rund 13 Prozent der Stimmen eingebüßt. Der Kreischef Hans Süßbauer analysiert die Verluste

- VON STEFAN KÜPPER

Ingolstadt Am Tag danach mehren sich die Zeichen dafür, dass es nach der Landtagswa­hl in München auf ein in Ingolstadt vertrautes Bündnis herauslauf­en könnte: Die CSU gemeinsam mit den Freien Wählern.

Für den Ingolstädt­er CSU-Kreisvorsi­tzenden Hans Süßbauer ist das „trotz allen Absturzes ein Hoffnungss­chimmer“und die beste Koalitions­option. Ministerpr­äsident Markus Söder hat zwar angekündig­t mit allen bürgerlich­en Parteien – außer der AfD – zu sprechen, Süßbauer aber favorisier­t die FW. Mit deren Chef Hubert Aiwanger werde es „mit Sicherheit nicht einfach“, aber mit dessen Partei sieht er die meisten inhaltlich­en Schnittmen­gen. Die bei der Landtagswa­hl besonders erfolgreic­hen Grünen dagegen gelte es als Partner zu vermeiden. Süßbauer sagt: „Wie man mit denen eine Basis finden soll – ohne dass sich eine Partei so verbiegt, bis sie sich selbst nicht mehr erkennt – kann ich mir nicht vorstellen.“Der Kreischef meint dabei vor allem die Politikfel­der Asylpoliti­k und innere Sicherheit. Soweit der Ausblick auf die politische­n Möglichkei­ten.

Dann nochmals ein Blick zurück auf die Fakten, wie sie am Wahl- geschaffen wurden: Die Ingolstädt­er CSU hat im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren insgesamt über 13 Prozent verloren (Erst- und Zweitstimm­en). 2013 kamen die Christsozi­alen noch auf 49,9 Prozent. Am Sonntag waren es nur noch 36,2 Prozent. Der Ingolstädt­er CSU-Direktkand­idat Alfred Grob (36,03 Prozent) zog zwar bei seiner ersten Kandidatur souverän und mit deutlichem Abstand vor der zweitplatz­ierten Grünen Stephanie Kürten (15,76 Prozent) ins Maximilian­eum ein. Seine Vorgängeri­n Christine Haderthaue­r hatte vor fünf Jahren allerdings fast zehn Prozent mehr geholt.

Der Stimmenver­lust seien „nicht wegzudisku­tieren“, erklärt Süßbauer, auch wenn die Ingolstädt­er CSU unter den bayerische­n Großstädte­n das vergleichs­weise beste Ergebnis eingefahre­n habe. Die Gründe für die Verluste lägen allerdings nicht in Ingolstadt, sondern sie resultiert­en aus Problemen, die die CSU landesweit gehabt habe. Und die Kernursach­e für diese Probleme der CSU und den Aufstieg der AfD sieht er nach wie vor in der Asylpoliti­k von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU), als Folge der offenen Grenze von 2015. Dieses Ereignis habe die AfD schon bei der Bundestags- wahl und nun auch bei der Landtagswa­hl erstarken lassen. Hatte die AfD 2017 in Ingolstadt mit 15,3 Prozent das höchste Zweitstimm­enErgebnis unter den bayerische­n Großstädte­n, kam sie hier diesmal – insgesamt – auf 12,81 Prozent. Süßsonntag bauer ist – trotz anderslaut­ender Analysen – nach wie vor davon überzeugt: „Die AfD ist nicht wegen Horst Seehofer, Markus Söder oder der CSU stark geworden, sondern wegen der unsägliche­n Flüchtling­spolitik von damals.“Auch dass die CSU wegen des schlechten Verhältnis­ses von Seehofer und Söder uneinheitl­ich gewirkt habe, will er so nicht gelten lassen. Inhaltlich sei die Partei gemeinscha­ftlich aufgetrete­n. Allerdings schränkt Süßbauer ein: „Ich hätte mir gewünscht, dass persönlich­e Dinge in den letzten beiden Wochen vor der Wahl nicht diskutiert worden wären.“

Söder hatte sich angesichts immer weiter sinkender Umfragewer­te Anfang Oktober gewünscht „keinen Gegenwind“mehr aus Berlin zu bekommen. Seehofer hatte in einen Zeitungsin­terview gekontert, die Verantwort­ung für den bayerische­n Wahlkampf liege in München.

Süßbauer jedenfalls ist – wie am Montag oft seitens der CSU zu hören war – der Ansicht, dass es für Schuldzuwe­isungen und Personalde­batten zu früh sei: „Das wäre momentan total daneben und käme auch zur Unzeit.“Nächstes Jahr werde der Parteivors­itzende gewählt. „Dann ist der Zeitpunkt über Personal nachzudenk­en.“

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Foto: Wyszengrad Die CSU musste auch in Ingolstadt herbe Verluste hinnehmen.

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