Zum Proben in die Werkstatt
Jubiläum Der Weicheringer Werkstattgsang feiert sein 40-jähriges Bestehen. Wieso mit einer Weihnachtsfeier alles begann und warum die Gruppe so heißt, wie sie heißt
Weichering Der Weicheringer Werkstattgsang blickt heuer auf sein 40-jähriges Bestehen zurück. Deshalb findet am Freitag, 26. Oktober, um 18 Uhr in der Kirche St. Vitus ein Dankgottesdienst statt. Ab 19.30 Uhr wird dann im Landgasthof Vogelsang gefeiert. Doch wie fing eigentlich alles an?
Als Josef Mack, genannt der „Schreiner Sepp“, im Jahr 1976 den Vorsitz des Männergesangvereins (MGV) übernahm, schaute er sich als erstes nach neuen Mitgliedern für den Gesangsverein um. Mit ein bisschen Überredungskunst konnte er den frisch nach Weichering zugeheirateten Tiroler Jakob Ehammer für den Verein gewinnen.
Doch erst die Weihnachtsfeier 1977 sollte für die Gründung des Werkstattgsangs ausschlaggebend sein: Vorsitzender Mack stellte sich vor, den besinnlichen Teil mit dreistimmigen alpenländischen Klöpfelund Hirtenliedern zu gestalten. Nach einigem Herumfragen fanden sich die Sangesbrüder Blasius Bauer (Bass), Josef Mack (Bass), Jakob Ehammer (zweiter Tenor), Fritz Rößler (erster Tenor) und Josef Fürholzer (erster Tenor) zusammen, um die Lieder „Es wird scho glei dumper“, „Jetzt fangen wir zum Singen an“und „Seist gelobt Herr Jesus Christ“zu proben. Der Auftritt bei der Weihnachtsfeier kam bei den Zuhörern so gut an, dass die fünf Sänger beschlossen, auch andere Lieder dreistimmig einzuüben. Zu diesem Zeitpunkt fehlte allerdings noch das entsprechende Liedgut.
Die Lösung für dieses Problem kam schließlich aus Unsernherrn: 1978 traf die Sängergruppe mit dem Unsernherrner Hausgsang, einem vierstimmigen Männergesang, zusammen. Hans Brandl von den Sängern aus Unsernherrn hatte noch einige Blätter aus der Sammlung von Wastl Fanderl übrig, die er den Weicheringern mitgab. „Wir machten uns gleich daran, die Lieder ‘Der Kaiser liabt sei Landl’, ‘Wohl auf der hohen Alm’, ‘A zirbanes Betterl’, ‘A scheans Büschl kaf i Dir’ zu üben“, erzählt Jakob Ehammer. Geprobt wurde in der Brotzeitstub’n beim Schreiner Sepp. Und zwar Wo? In der Werkstatt!
So entstand im Laufe des Jahres 1978 der Name Werkstattgsang. Ehammer: „Wir erweiterten unser Repertoire zunächst mit Liedern aus dem Notenbücherl von Wastl Fanderl. Als Einspieler kam der junge Zitherspieler Gerhard Walter zu uns.“Auftritte bei Musikanten Hoagartn in den Landkreisen Neuburg-Schrobenhausen und Eichstätt folgten. Am Kirchweihsonntag 1979 wurde der erste Weicheringer Sängerund Musikantenhoagarten beim Untern Wirt, einer alten Dorfwirtschaft, ausgerichtet. „Die Wirtsstub’n war bis zum letzten Platz gefüllt und wir wurden von den Zuhörern und mitwirkenden Sängern und Musikanten aufgefordert so weiter zu machen“, erinnert sich Ehammer.
Nach dem zweiten Hoagartn wurde die Veranstaltung wegen des großen Zuhörerandrangs und der größeren Zahl der Mitwirkenden in den Saal vom Unterwirt verlegt. Der Weicheringer Hoagarten wurde immer bekannter und die Schar der Zuhörer immer größer, sodass man in den 350-Gäste-fassenden Saal im Gasthof Vogelsang ausweichen musste. Inzwischen ist der Hoagarten ein fester Bestandteil der jährlichen Veranstaltungen in Weichering geworden. Auch das Weicheringer Adventssingen, das im zweijährigen Rhythmus stattfindet, wurde durch den Werkstattgsang 1980 ins Leben gerufen.
Durch Umzug verließen Josef Fürholzer und Gerhard Walter, aus Altersgründen Blasius Bauer den Werkstattgsang. So verblieben seit 1983 Josef Mack, Jakob Ehammer und Fritz Rößler. „Drei gstandne Männer mit ausgeprägten Stimmen“, sagt Ehammer. 1983 zog Rosemarie Karrasch, Musiklehrerin für Saiteninstrumente und Flöte und Spross aus der Mayerhofer Familie nach Weichering. Sie unterrichtete den Nachwuchs in Harfe, Hackbrett, Gitarre und Flöte und begleitete den Werkstattgsang bei Hochzeiten, Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen. Bei Singstunden in Unsernherrn lernte der Werkstattgsang Rosmaries Vater, den Ziachspieler und Vollblutmusikanten Josef Mayerhofer aus Ingolstadt kennen, der die Musiker von 1984 bis zu seinem plötzlichen Tod 2016 mit seiner steierischen Ziach begleitete. Seit 1995 unterstützt der passionierte Zitherspieler Alois Schärtl aus Karlskron den Werkstattgsang bei vielen kirchlichen und weltlichen Volksmusikveranstaltungen.
Durch die Initiative des Werkstattgsangs entstanden in Zusammenarbeit mit Rosemarie Karrasch noch andere Musikgruppen: der Weicheringer Hausgsang, die Weicheringer Stubenmusi, die Weicheringer Saitenmusi und schließlich 1988 die Weicheringer Unterviertlmusi.
Der Weicheringer Werkstattgsang singt bei Musikantenhoagarten, Hochzeiten, Weihnachtsfeiern, Passionssingen und Geburtstagsfeiern. „Und am liabst’n zur eigenen Freud“, fügt Ehammer hinzu. Höhepunkte waren zum Beispiel das Lindlsingen in Traunstein, ein Adventssingen in Walchsee in Tirol, das Eichstätter Frühjahrssingen, Volksmusik in der Residenz und ein Hoagartn mit den Geschwistern Laschinger in Hohenbercha beim Hörgerwirt. Dieser Hoagartn wurde vom Bayrischen Rundfunk aufgezeichnet. Auch bei Veranstaltungen im Haus im Moos, unter anderem mit der Schauspielerin Marianne Segebrecht, war der Werkstattgsang aktiv. Es folgten Konzertabende mit dem Buchdorfer Zwoigsang im Kaisersaal in Kaisheim und im Stadttheater in Neuburg. Im Dezember 2011 gestaltete der Werkstattgsang gemeinsam mit der Weicheringer Unterviertlmusi und der Weicheringer Stubenmusi das Adventssingen im Kloster Ettal. 2013 feierte der Werkstattgsang mit dem Buchdorfer Zwoigsang, dem Pichler Zwoagsang, der Hausmusi Schärtl, der Weicheringer Stubenmusi, der Weicheringer Unterviertlmusi und Sprecher Hans Riederer mit einem Jubiläums-Hoagarten im Landgasthof Vogelsang in Weichering sein 35-jähriges Bestehen. Besonders in Erinnerung blieb auch eine Radltour nach Rom, wo die Weicheringer Sänger einer Papstmesse beiwohnten und ihre Stimmen in einigen römischen Kirchen erklingen ließen. Jakob Ehammer: „Die emotionalen Höhepunkte kann man bei Sängern und Musikanten nicht aufzählen.“