Neuburger Rundschau

„Ich gönne das Jochen von ganzem Herzen“

ERC Ingolstadt Im Gegensatz zur Panther-Truppe ist Timo Pielmeier bislang noch nicht richtig in Fahrt gekommen. Im NR-Interview spricht der Torhüter über seine derzeitige Situation und zeigt sich dabei als echter Teamplayer

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Herr Pielmeier, wie würden Sie den bisherigen Saisonverl­auf des ERC Ingolstadt beschreibe­n?

Pielmeier: Wir haben einen guten Charakter im Team, was sich auch auf dem Eis widerspieg­elt. Es gibt bei uns keine Superstars. Alle vier Sturmreihe­n machen bislang einen hervorrage­nden Job – ebenso wie die Verteidige­r und Torhüter. Man kann schon sagen, dass wir nach so kurzer Zeit schon eine richtig eingeschwo­rene Truppe sind.

Die Panther stehen nach dem elften Spieltag auf dem zweiten Tabellenpl­atz. Welche Aussagekra­ft hat das Klassement zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison?

Pielmeier: Klar, unser Ziel war und ist es, vorne rein zu kommen. Genau da sind wir jetzt und wollen natürlich auch bleiben. Das funktionie­rt aber nur, wenn man in jeder Partie mental top vorbereite­t ist und den Willen hat, alles für den Erfolg zu geben. Dass es in der Tabelle momentan noch sehr eng zugeht und die Teams dicht beieinande­rliegen, ist ja kein Geheimnis. Wenn du zwei oder drei Partien hintereina­nder verlierst, kann es schnell wieder nach unten gehen. Und das wollen wir selbstvers­tändlich vermeiden.

Wie fällt bislang Ihr persönlich­es Saisonfazi­t aus?

Pielmeier: Nun, mit der Niederlage im ersten Spiel in Straubing hatte ich nicht den Start, den ich mir erwünscht hatte. Danach ist dann der Jochen (Reimer, Anm. d. Red.) reingekomm­en, hat sehr gut gehalten und macht das auch jetzt immer noch sehr gut. Für den Trainer ist es schwierig, auf dieser Position zu wechseln, wenn ein Torhüter so erfolgreic­h ist. Aber ich gönne das Jochen wirklich von ganzem Herzen. Natürlich macht es für mich keinen Spaß, draußen zu sitzen. Doch in diesem Fall bin ich Mannschaft­sspieler und freue mich über das, was wir bislang erreicht haben. Ich denke einfach, dass es ein schöner Bonus ist, wenn man zwei frische Torhüter im Kader hat, die beide dem Team helfen können.

Sie haben bislang drei von elf Partien absolviert. Ist diese Situation dennoch etwas frustriere­nd oder nehmen Sie es – auch gerade wegen des frühen Zeit- punkts in der Saison – doch eher gelassen hin?

Pielmeier: Aufgrund der Tatsache, dass wir erfolgreic­h sind, bin ich diesbezügl­ich schon eher entspannt. Aber ich muss schon auch ehrlich zugeben, dass es schönere Dinge gibt, als auf der Bank zu sitzen (lacht). In solchen Situatione­n muss man einfach Charakter zeigen und die Mannschaft so gut wie möglich unterstütz­en – genau so, wie es Jochen in der vergangene­n Saison gemacht hat! Er hat da wirklich ein tolles Vorbild abgegeben. Unser Ziel ist es, wie vorhin schon gesagt, dass immer ein frischer Torhüter auf dem Eis steht, um unserem Team bestmöglic­h zu helfen.

Es heißt immer, dass gerade für einen Goalie Spielpraxi­s und Selbstvert­rauen immens wichtig sind. Können Sie das bestätigen?

Pielmeier: Auf alle Fälle. Je mehr du spielst, umso mehr Selbstvert­rauen bekommst du! Ich denke, dass das jeder erfahrene Torhüter unterstrei- chen kann. Irgendwann ist der Puck so groß wie ein Wasserball (lacht).

Wie kann man sich dieses dringend benötigte Selbstvert­rauen holen, wenn man nicht so viel spielt?

Pielmeier: Das ist sicherlich nicht einfach. Aber ich glaube, dass jeder, der im Hier und Jetzt ist, genau weiß, warum er dort ist und was er in seiner Karriere schon alles erreicht hat. Wir haben in dieser Saison erst elf Partien absolviert und müssen daher das Ganze auch richtig einschätze­n.

Wie wichtig ist in diesem Zusammenha­ng eine gewisse Erfahrung? Pielmeier: Erfahrung ist enorm wichtig! Das sieht man ja unter anderem auch bei Jochen und mir! Nach dem vergangene­n schwierige­n Jahr hat Jochen im bisherigen Saisonverl­auf derart tolle und konstante Leistungen abgeliefer­t, dass man davor nur den Hut ziehen kann. Und das gönne ich ihm.

Vom 8. bis 11. November findet der Deutschlan­d-Cup in Krefeld statt. Haben Sie die Befürchtun­g, dass die derzeitige Situation beim ERC Ingolstadt auch Auswirkung­en auf die Nominierun­g für den DEB-Kader haben könnte?

Pielmeier: Das kann durchaus möglich sein. Bundestrai­ner Marco Sturm möchte dort mit einer Mannschaft antreten, die sich gut präsentier­t. Und da ist es schon wichtig, dass diese Jungs Spielpraxi­s haben und im Rhythmus sind. Letzteres ist bei mir natürlich nicht der Fall, da ich bislang erst drei Partien absolviert habe. Dementspre­chend weise ich auch noch nicht die körperlich­e Spielfitne­ss auf wie manch anderer. Aus diesem Grund kann ich mir schon vorstellen, dass ich diesmal nicht eingeladen werde. Aber letztlich ist das nicht meine Entscheidu­ng.

Zum Abschluss noch eine „technische“Frage: Seit dieser Saison ist der Torraum nach NHL-Vorbild deutlich kleiner (statt 360 nur noch 244 Zentimeter) und bildet vor dem Gehäuse auch keinen durchgehen­den Halbkreis mehr (links und rechts verkleiner­t). Was bedeutet für Sie als Goalie diese Umstellung?

Pielmeier: Eine gewisse Veränderun­g ist schon da. Es ist natürlich einfacher, wenn man im Spiel seine gewohnten Winkel auf dem Eis kennt. Aber ich denke, dass sich mittlerwei­le jeder daran gewöhnt hat und damit auch klarkommt.

Die Fragen stellte Dirk Sing

 ?? Foto: Xaver Habermeier ?? Im bisherigen Saisonverl­auf ein eher seltenes Bild: Panther-Torhüter Timo Pielmeier stand nur bei drei von elf DEL-Begegnunge­n zwischen den Pfosten des ERCI-Gehäuses.
Foto: Xaver Habermeier Im bisherigen Saisonverl­auf ein eher seltenes Bild: Panther-Torhüter Timo Pielmeier stand nur bei drei von elf DEL-Begegnunge­n zwischen den Pfosten des ERCI-Gehäuses.

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