Neuburger Rundschau

Soll das Brandlbad im Sommer künftig länger geöffnet haben?

- VON MARCEL ROTHER redaktion@neuburger-rundschau.de

Ja, es stimmt: Die Stadt muss sparen, und die Stadtwerke erst recht. Aber den Rotstift am Brandlbad anzusetzen, ist keine gute Idee. Warum:

Dem Brandl das Wasser ablassen – dass dieser Schritt nach hinten losgehen würde, hätte jeder Wochenmark­tbesucher vorhersage­n können. Kaum ein Thema eignet sich mehr, die Bürger einer Stadt zu verprellen wie Hand an geliebte öffentlich­e Einrichtun­gen zu legen. In Augsburg, meiner Heimatstad­t, gründen sich sogar private Initiative­n, um Freibäder vor der Schließung zu bewahren. Warum? Weil fast jeder Kindheitse­rinnerunge­n damit verbindet: das Cola-Eis, das Kokossonne­nöl oder das erste Mal als Freischwim­mer der König im Becken – bis die Eltern das erschöpfte Kind aus dem Wasser fischen. Kurzum, ein Freibad ist nichts weniger als ein emotional besetztes Kulturgut.

Dagegen mit nüchternen Zahlen anzuargume­ntieren, ist eh schwierig. Unmöglich wird es, wenn man sich die Summen vor Augen führt, um die es eigentlich geht: 27 000 Euro. Bei einem für Normalster­bliche absurd abstrakten Schuldenbe­rg der Stadtwerke von 65 Millionen Euro ernsthaft zu glauben, man könnte der arbeitende­n Bevölkerun­g plausibel vermitteln, warum sie sich im Sommer wegen eines fünfstelli­gen Betrags nicht mehr im Freibad abkühlen sollte, ist eine typische bürokratis­che Kopfgeburt: komplett an der Lebensreal­ität der Bürger vorbei. Erst recht in einer strukturst­arken Region wie dieser.

Beim Aufzug im neuen Parkdeck haben die Mandatsträ­ger ihre Einsichtsf­ähigkeit unter Beweis gestellt und noch einmal die Kurve bekommen. Auch beim Brandlbad haben sie die Chance, getroffene Entscheidu­ngen zu überdenken und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.

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