Soll das Brandlbad im Sommer künftig länger geöffnet haben?
Ja, es stimmt: Die Stadt muss sparen, und die Stadtwerke erst recht. Aber den Rotstift am Brandlbad anzusetzen, ist keine gute Idee. Warum:
Dem Brandl das Wasser ablassen – dass dieser Schritt nach hinten losgehen würde, hätte jeder Wochenmarktbesucher vorhersagen können. Kaum ein Thema eignet sich mehr, die Bürger einer Stadt zu verprellen wie Hand an geliebte öffentliche Einrichtungen zu legen. In Augsburg, meiner Heimatstadt, gründen sich sogar private Initiativen, um Freibäder vor der Schließung zu bewahren. Warum? Weil fast jeder Kindheitserinnerungen damit verbindet: das Cola-Eis, das Kokossonnenöl oder das erste Mal als Freischwimmer der König im Becken – bis die Eltern das erschöpfte Kind aus dem Wasser fischen. Kurzum, ein Freibad ist nichts weniger als ein emotional besetztes Kulturgut.
Dagegen mit nüchternen Zahlen anzuargumentieren, ist eh schwierig. Unmöglich wird es, wenn man sich die Summen vor Augen führt, um die es eigentlich geht: 27 000 Euro. Bei einem für Normalsterbliche absurd abstrakten Schuldenberg der Stadtwerke von 65 Millionen Euro ernsthaft zu glauben, man könnte der arbeitenden Bevölkerung plausibel vermitteln, warum sie sich im Sommer wegen eines fünfstelligen Betrags nicht mehr im Freibad abkühlen sollte, ist eine typische bürokratische Kopfgeburt: komplett an der Lebensrealität der Bürger vorbei. Erst recht in einer strukturstarken Region wie dieser.
Beim Aufzug im neuen Parkdeck haben die Mandatsträger ihre Einsichtsfähigkeit unter Beweis gestellt und noch einmal die Kurve bekommen. Auch beim Brandlbad haben sie die Chance, getroffene Entscheidungen zu überdenken und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.