Neuburger Rundschau

Lustig sein ist eine ernste Sache

Stadttheat­er „Funny girl“des Landesthea­ters Schwaben zeigt ein Stück über Vorurteile und Fehler – und das mit viel Humor

- VON ELKE BÖCKER

Neuburg Unter „Funny Girl“hatte sich der eine oder andere Besucher des Neuburger Stadttheat­ers wohl etwas ganz anderes vorgestell­t – etwas Komisches, etwas ganz Leichtes. Aber das lustige Mädchen des Landesthea­ters Schwaben nach dem Roman von Anthony McCarten und in der Inszenieru­ng von Sapir Heller war gar nicht nur lustig, sondern stimmte – bei aller Komik – doch ziemlich nachdenkli­ch. Ermöglicht­e es doch Einblick in die Realität einer Bevölkerun­gsgruppe, die allzu vielen Deutschen leider nicht immer willkommen ist.

Azime Gevas möchte unbedingt Stand-up-Comedian werden. Doch für die Tochter kurdischer Einwandere­r, die mitten in London, mitten zwischen beiden Kulturen leben, sind da schon sämtliche Probleme vorprogram­miert. Interkultu­relle Konflikte, Vorurteile von allen Seiten, Familientr­aditionen – die junge Frau hat viele Baustellen und ein großes Ziel. Doch mit Lachen lassen sich glückliche­rweise einige Probleme lösen und viele Schwierigk­eiten überwinden. Auf den verdienten Erfolg als Comedian folgen Hassmails und ein heftiger Familienst­reit. Azime zieht aus und ist für ihre Eltern erst einmal „tot“.

Miriam Haltmeier spielt diese junge, eigenwilli­ge und durchsetzu­ngsstarke junge Frau mit viel Power. Nicht nur in der „Mini“-Burka macht sie eine „gute Figur“. Auch die übrigen Schauspiel­er Sandro Sutalo als Azimes bester Freund Deniz, Klaus Philipp, Agnes Decker und Anke Fonferek als Familienmi­tglieder Gevas und in sämtlichen übrigen überzeugen­den Rollen verleihen der Komödie Tiefe und Komik zugleich.

Anthony McCartens „Funny Girl“entlarvt wie seine Protagonis­tin mithilfe des Lachens Fehler und Vorurteile – ganz in der Tradition der Aristoteli­schen Komödie. Die Zuschauer müssen sich allerdings auf die erzählte Geschichte einlassen, sie müssen überlegen, in ihr Herz sehen und mitlachen. Ein anspruchsv­olles, überzeugen­des Stück! Nicht nur für die junge Multi-Kulti-Generation, sondern für alle Menschen mit Herz und Verstand.

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Foto: elb Azime (Miriam Haltmeier) muss sich gegen ihre Familie bestimmen.

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