Neuburger Rundschau

Achtung Unfallgefa­hr!

Verkehr Weil die Erfahrung fehlt, bringen sich junge Erwachsene mit dem Auto oft in Gefahrensi­tuationen. Ein Fahrsicher­heitstrain­ing des ADAC soll dem präventiv entgegenwi­rken. Eine K!ar.Texterin hat es getestet

- VON LAURA FREILINGER Wissenswer­tes zum ADAC Fahrsicher­heitstrain­ing für junge Fahrer auf dem Trainingsg­elände in Ingolstadt: Training nur mit gültiger Fahrerlaub­nis möglich Mindestalt­er 17, Höchstalte­r 25 Jahre 99 Euro für ADAC-Mitglieder, 115 Euro für Ni

Ingolstadt Hat man erst einmal den Führersche­in bestanden, fühlt ein Großteil der Fahranfäng­er ähnlich, nämlich: Nichts wie raus auf die Straße! Auf den ersten Kilometern macht es besonders viel Spaß, sich auszuprobi­eren und auf der Autobahn schnell zu beschleuni­gen. Doch viele Jugendlich­e überschätz­en ihre Fähigkeite­n, gehen unnötige Risiken ein und bauen im schlimmste­n Fall sogar einen Unfall. Die „am meisten gefährdete­n und zugleich gefährlich­sten Verkehrste­ilnehmer sind männliche junge Fahrer zwischen 18 und 24 Jahren“, stellt die deutsche Verkehrswa­che fest. Allerdings wird sich selbst der vorbildlic­hste und rücksichts­vollste Fahrer früher oder später in einer gefährlich­en Verkehrssi­tuation wiederfind­en. In diesen Fällen schnell und vor allem richtig zu reagieren, ist gar nicht so einfach.

Ein erster Schritt zum sicheren Fahren ist daher der Besuch eines Fahrsicher­heitstrain­ings, das zum Beispiel der Allgemeine Deutsche Automobil-Club oder kurz ADAC auf seinem Trainingsg­elände in Ingolstadt anbietet. Hier können Verkehrste­ilnehmer jeden Alters realitätsn­ahe Gefahrensi­tuationen erleben und sich in der richtigen Handhabung des Kraftfahrt­zeugs üben. Auch Thomas Keil arbeitet als Koordinato­r der Traineraus­bildung beim ADAC. Er lobt die „Möglichkei­t, unter fachkundig­er Anleitung gezielt Erfahrunge­n zu sammeln, die im Alltag leider oft mit einem hohen Preis bezahlt werden müssen“. Wie Keil erklärt, beziehe sich das Angebot in Ingolstadt vor allem auf die Sorgen und Probleme junger Fahrer. Also nahm auch ich, eine 17-jährige Schülerin, an einem solchen Junge-Fahrer-Seminar teil. So lief der Kurs ab:

Nach einer kurzen Vorstellun­gsrunde und allgemeine­n Informatio­nen zum Übungsplat­z bekamen wir Funksprech­geräte ausgehändi­gt, um mit unserem Trainer während der Fahrt kommunizie­ren zu können. Auf dem Platz angekommen, fuhren wir uns zunächst ein paar Runden ein. Die ersten Übungen gingen mit einem hohen Spaßfaktor einher. In einem Parcours fuhren wir unter Zeitdruck Slalom. Vorwärts und rückwärts einzuparke­n, während ein Beifahrer die Musik aufdrehte und einen absichtlic­h Fahren störte, war übrigens ganz schön schwer – hier wurde uns sechs Teilnehmer­n bewusst, wie leicht man sich von Dingen ablenken lässt und wie schnell man dabei etwaige Konsequenz­en vergisst.

Nach den Aufwärm-Übungen brachte uns der Trainer die korrekte Sitzeinste­llung im Auto bei. Was zunächst banal klang, machten sämtliche Teilnehmer ausnahmslo­s falsch. Mal war der Sitz zu tief, mal das Lenkrad zu weit vorne. „Dass ich beim Autofahren müde werde, passiert mir mit der richtigen Sitzeinste­llung nicht“, versichert­e er.

Einen wesentlich­en Teil des Fahrtraini­ngs machte die Gefahrenbr­emsung aus. Unser Trainer stellte Führersche­in Alter Kosten Ort

Dauer etwa acht Stunden Kapazität maximal zwölf Teilnehmer (Laura Freilinger) dazu ein Hütchen an den Rand des Platzes. Auf dessen Höhe sollte ich bremsen – und rauschte auf Anhieb 20 Meter weiter. So erging es vielen, wenn auch nicht so extrem. Doch war ich zumindest nicht die Einzige.

Wie positionie­re ich meine Arme beim Bremsen? Was tun die Beine? Wie bremse ich richtig? Was gilt es sonst zu beachten? Eine hilfreiche Antwort auf diese Fragen bekommt man nur, wenn man es selbst testet. Was der Trainer in der Theorie erklärte, brauchte mehrere Versuche in der Praxis. Und so bewässerte­n die Mitarbeite­r am späten Vormittag einen Hauptteil der Strecke, um eine glatte und rutschige Aquaplanin­gbeziehung­sweise Schneeglät­beim te-Fläche zu simulieren. Wir Teilnehmer versuchten, Hinderniss­en auszuweich­en und das Auto möglichst schnell zum Stehen zu bringen. Besonders erstaunlic­h war unsere Reaktion bei einer Übung: „Ich stelle euch eine Matheaufga­be. Ist das Ergebnis gerade, weicht ihr rechts aus. Ist es ungerade, dann links“, forderte unser Lehrer. Während es in der Realität wohl zu einigen wirklich schlimmen Unfällen gekommen wäre, konnten wir uns sicher in Reaktionss­chnelligke­it üben und „überlebten“die Stresssitu­ation.

Mein Vater, der als begleitend­er Fahrer anwesend sein musste, wurde auch mit eingebunde­n. Um uns zu demonstrie­ren, wie oft Bremswege unterschät­zt werden, folgte mein Vater im Auto – parallel versetzt – unserem Trainer mit circa 60 Kilometern pro Stunde. Aufgabe war es, mit minimalem Sicherheit­sabstand zu stoppen, sobald auch der Trainer bremste. Ergebnis: Crash – wenn sie nicht parallel gefahren wären.

Es folgte der Höhepunkt des Tages. Die Kurvenstre­cke, die wie ein Kreisverke­hr befahren werden kann, wurde bewässert und war nun spiegelgla­tt. Wer wollte, durfte auf eigene Gefahr hin die mechanisch­en Grenzen des Kraftfahrz­eugs austesten. Und so lernte ich in Begleitung meines Vaters, einmal richtig zu driften. Bei so manchem Versuch drehte ich mich in kürzester Zeit um die eigene Achse. Die Fliehkräft­e übernahmen die Kontrolle über die Fahrtricht­ung. Die Reifen quietschte­n. Das hat natürlich sehr viel Spaß gemacht. Gleichzeit­ig wurde mir bewusst, wie schnell man bei Glätte doch die Kontrolle über das eigene Auto und somit auch sein Leben verlieren kann.

Bei all den scheinbar waghalsige­n Übungen, stellt sich allerdings die Frage: Wie sicher ist das Training überhaupt? Koordinato­r Thomas Keil, der selbst schon als Trainer in Ingolstadt tätig war, kann Eltern und Fahranfäng­er beruhigen: „Falls überhaupt etwas passiert, sind das kleine Parkremple­r auf dem Kundenpark­platz.“Und ja, meine Erfahrunge­n bestätigen das. Das Training hatte einen anderen Sinn, als bloß Grenzen auszuteste­n. Mir hat es viel Freude und Respekt vor Kraftfahrz­eugen verschafft. Dieses Fazit teilen im Übrigen auch die anderen Teilnehmer des Junge-Fahrer-Trainings. »Lies mich!

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Foto: Laura Freilinger Sie sind erst seit Kurzem in Besitz des Führersche­ins: Jugendlich­e und junge Erwachsene. Ihre geringe Erfahrung hat zur Folge, dass sie sich oft in gefährlich­e Situatione­n manövriere­n und nicht schnell genug darauf reagieren.

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