Achtung Unfallgefahr!
Verkehr Weil die Erfahrung fehlt, bringen sich junge Erwachsene mit dem Auto oft in Gefahrensituationen. Ein Fahrsicherheitstraining des ADAC soll dem präventiv entgegenwirken. Eine K!ar.Texterin hat es getestet
Ingolstadt Hat man erst einmal den Führerschein bestanden, fühlt ein Großteil der Fahranfänger ähnlich, nämlich: Nichts wie raus auf die Straße! Auf den ersten Kilometern macht es besonders viel Spaß, sich auszuprobieren und auf der Autobahn schnell zu beschleunigen. Doch viele Jugendliche überschätzen ihre Fähigkeiten, gehen unnötige Risiken ein und bauen im schlimmsten Fall sogar einen Unfall. Die „am meisten gefährdeten und zugleich gefährlichsten Verkehrsteilnehmer sind männliche junge Fahrer zwischen 18 und 24 Jahren“, stellt die deutsche Verkehrswache fest. Allerdings wird sich selbst der vorbildlichste und rücksichtsvollste Fahrer früher oder später in einer gefährlichen Verkehrssituation wiederfinden. In diesen Fällen schnell und vor allem richtig zu reagieren, ist gar nicht so einfach.
Ein erster Schritt zum sicheren Fahren ist daher der Besuch eines Fahrsicherheitstrainings, das zum Beispiel der Allgemeine Deutsche Automobil-Club oder kurz ADAC auf seinem Trainingsgelände in Ingolstadt anbietet. Hier können Verkehrsteilnehmer jeden Alters realitätsnahe Gefahrensituationen erleben und sich in der richtigen Handhabung des Kraftfahrtzeugs üben. Auch Thomas Keil arbeitet als Koordinator der Trainerausbildung beim ADAC. Er lobt die „Möglichkeit, unter fachkundiger Anleitung gezielt Erfahrungen zu sammeln, die im Alltag leider oft mit einem hohen Preis bezahlt werden müssen“. Wie Keil erklärt, beziehe sich das Angebot in Ingolstadt vor allem auf die Sorgen und Probleme junger Fahrer. Also nahm auch ich, eine 17-jährige Schülerin, an einem solchen Junge-Fahrer-Seminar teil. So lief der Kurs ab:
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und allgemeinen Informationen zum Übungsplatz bekamen wir Funksprechgeräte ausgehändigt, um mit unserem Trainer während der Fahrt kommunizieren zu können. Auf dem Platz angekommen, fuhren wir uns zunächst ein paar Runden ein. Die ersten Übungen gingen mit einem hohen Spaßfaktor einher. In einem Parcours fuhren wir unter Zeitdruck Slalom. Vorwärts und rückwärts einzuparken, während ein Beifahrer die Musik aufdrehte und einen absichtlich Fahren störte, war übrigens ganz schön schwer – hier wurde uns sechs Teilnehmern bewusst, wie leicht man sich von Dingen ablenken lässt und wie schnell man dabei etwaige Konsequenzen vergisst.
Nach den Aufwärm-Übungen brachte uns der Trainer die korrekte Sitzeinstellung im Auto bei. Was zunächst banal klang, machten sämtliche Teilnehmer ausnahmslos falsch. Mal war der Sitz zu tief, mal das Lenkrad zu weit vorne. „Dass ich beim Autofahren müde werde, passiert mir mit der richtigen Sitzeinstellung nicht“, versicherte er.
Einen wesentlichen Teil des Fahrtrainings machte die Gefahrenbremsung aus. Unser Trainer stellte Führerschein Alter Kosten Ort
Dauer etwa acht Stunden Kapazität maximal zwölf Teilnehmer (Laura Freilinger) dazu ein Hütchen an den Rand des Platzes. Auf dessen Höhe sollte ich bremsen – und rauschte auf Anhieb 20 Meter weiter. So erging es vielen, wenn auch nicht so extrem. Doch war ich zumindest nicht die Einzige.
Wie positioniere ich meine Arme beim Bremsen? Was tun die Beine? Wie bremse ich richtig? Was gilt es sonst zu beachten? Eine hilfreiche Antwort auf diese Fragen bekommt man nur, wenn man es selbst testet. Was der Trainer in der Theorie erklärte, brauchte mehrere Versuche in der Praxis. Und so bewässerten die Mitarbeiter am späten Vormittag einen Hauptteil der Strecke, um eine glatte und rutschige Aquaplaningbeziehungsweise Schneeglätbeim te-Fläche zu simulieren. Wir Teilnehmer versuchten, Hindernissen auszuweichen und das Auto möglichst schnell zum Stehen zu bringen. Besonders erstaunlich war unsere Reaktion bei einer Übung: „Ich stelle euch eine Matheaufgabe. Ist das Ergebnis gerade, weicht ihr rechts aus. Ist es ungerade, dann links“, forderte unser Lehrer. Während es in der Realität wohl zu einigen wirklich schlimmen Unfällen gekommen wäre, konnten wir uns sicher in Reaktionsschnelligkeit üben und „überlebten“die Stresssituation.
Mein Vater, der als begleitender Fahrer anwesend sein musste, wurde auch mit eingebunden. Um uns zu demonstrieren, wie oft Bremswege unterschätzt werden, folgte mein Vater im Auto – parallel versetzt – unserem Trainer mit circa 60 Kilometern pro Stunde. Aufgabe war es, mit minimalem Sicherheitsabstand zu stoppen, sobald auch der Trainer bremste. Ergebnis: Crash – wenn sie nicht parallel gefahren wären.
Es folgte der Höhepunkt des Tages. Die Kurvenstrecke, die wie ein Kreisverkehr befahren werden kann, wurde bewässert und war nun spiegelglatt. Wer wollte, durfte auf eigene Gefahr hin die mechanischen Grenzen des Kraftfahrzeugs austesten. Und so lernte ich in Begleitung meines Vaters, einmal richtig zu driften. Bei so manchem Versuch drehte ich mich in kürzester Zeit um die eigene Achse. Die Fliehkräfte übernahmen die Kontrolle über die Fahrtrichtung. Die Reifen quietschten. Das hat natürlich sehr viel Spaß gemacht. Gleichzeitig wurde mir bewusst, wie schnell man bei Glätte doch die Kontrolle über das eigene Auto und somit auch sein Leben verlieren kann.
Bei all den scheinbar waghalsigen Übungen, stellt sich allerdings die Frage: Wie sicher ist das Training überhaupt? Koordinator Thomas Keil, der selbst schon als Trainer in Ingolstadt tätig war, kann Eltern und Fahranfänger beruhigen: „Falls überhaupt etwas passiert, sind das kleine Parkrempler auf dem Kundenparkplatz.“Und ja, meine Erfahrungen bestätigen das. Das Training hatte einen anderen Sinn, als bloß Grenzen auszutesten. Mir hat es viel Freude und Respekt vor Kraftfahrzeugen verschafft. Dieses Fazit teilen im Übrigen auch die anderen Teilnehmer des Junge-Fahrer-Trainings. »Lies mich!