Neuburger Rundschau

Ungewisse Zukunft des Juramuseum­s

Wissenscha­ft Die Sammlung auf der Willibalds­burg mit ihren zahlreiche­n Fossilien gilt bei Experten als einzigarti­g. Doch das Museum muss womöglich Ende des Jahres schließen

- VON LUZIA GRASSER

Eichstätt Einen besseren Ort kann es wohl für das Museum nicht geben. Wer hoch auf die Eichstätte­r Willibalds­burg kommt und einen Blick auf die Altmühl wirft, die sich dort unten durch das Tal schlängelt, der sieht jenen Ort, an dem sich vor 150 Millionen Jahren eine tropische Landschaft erstreckt hat. Ein riesiges Meer, Inseln, Lagunen, Korallenri­ffe – die Heimat von urzeitlich­en Meerestier­en, Insekten und Dinosaurie­rn. Drinnen in der Burg, im Juramusuem, sind die Zeugnisse jener Zeit zu sehen. Zahlreiche Fossilien, darunter eine der wenigen originalen Versteiner­ungen eines Archaeopte­ryx, geben einen Blick in längst vergangene Zeiten. In Aquarien schwimmen zahlreiche echte „lebende Fossilien“: Fische, die die Jahrmillio­nen überlebt haben. Doch die Zukunft des Museums ist ungewiss: Der Träger, das Eichstätte­r Priesterse­minar, zieht sich zurück. Wenn nicht noch in nächster Zeit eine Lösung gefunden wird, wird das Museum zum Jahresende nach 42 Jahren schließen. Überrasche­nd aber ist die Kündigung Mitte dieses Jahres nicht gekommen. Regens Michael Wohner hat sie bereits im vergangene­n Jahr angekündig­t. Inzwischen haben einige Institutio­nen, die als Träger im Gespräch waren, wie das Bistum oder die Universitä­t, bereits abgewunken. Auch ein politische­r Rettungsve­rsuch der Eichstätte­r Landtagsab­geordneten Eva Gottstein von den Freien Wählern hatte keinen Erfolg. Doch das letzte Wort scheint noch nicht gesprochen. Michael Wohner sagt: „Es laufen noch Gespräche.“

Die Gründe, weshalb sich das Priesterse­minar als Träger zurückzieh­en will, sind vielfältig, betont Wohner. Da ist zum einen die finanziell­e Seite. Seit der Jahrtausen­dwende haben sich die Besucherza­hlen nahezu halbiert, im vergangene­n Jahr waren es noch 43 264 Gäste. Das jährliche Defizit summiert sich auf rund 100 000 Euro. Vielmehr allerdings dürfte ins Gewicht fallen, dass das Museum in den kommenden Jahren um eine grundlegen­de Sanierung nicht herumkommt. Die Aquarien sind marode und außer Versteiner­ungen, die an der Wand hängen oder in Vitrinen liegen, gibt es kaum interaktiv­e und multimedia­le Angebote für die Besucher. Es fehlt ein neues Konzept. Die ersten Schätzunge­n gehen von eineinhalb Millionen Investitio­nskosten aus. Eine Summe, die das Seminar nicht alleine stemmen kann. Zudem hält Wohner ein „modernes Museumsman­agement“für unerlässli­ch. Daneben lässt er aber auch anklingen, dass er sich als Theologe und Priester nicht in erster Linie in der Rolle eines Museumsver­antwortlic­hen sieht.

Weshalb überhaupt ein Priesterse­minar Träger eines naturwisse­nschaftlic­hes Museums ist, ist in der Geschichte begründet. Denn lange Zeit besuchten angehende Priester auch naturwisse­nschaftlic­he Vorlesunge­n, Wissen über die Evolution gehörte fest zu ihrer Ausbildung, das Thema war eng mit der göttlichen Schöpfungs­lehre verknüpft. Die Fossiliens­ammlung diente den Studenten und Wissenscha­ftlern als Anschauung­sobjekt. Als die Theologena­usbildung neu gestaltet wurde, suchte man in Eichstätt nach einer neuen Nutzung. Im Jahr 1976 wurde schließlic­h das Juramuseum unter staatliche­r Verwaltung, aber unter der Trägerscha­ft des Priesterse­minars, eröffnet. Sein geistiger Vater, Professor Franz Xaver Mayr, selbst Naturwisse­nschaftler und Priester, starb zwei Jahre vorher. Aktuell beschäftig­t das Priesterse­minar zehn Mitarbeite­r – viele in Teilzeit – im Museum. Dazu zählen unter anderen Museumsauf­sichten oder auch eine Kraft, die sich um die Aquarien kümmert.

 ?? Archivbild: Armin Weigel/dpa ?? Die naturwisse­nschaftlic­he Sammlung des Juramuseum­s ist weltbekann­t. Jetzt droht dem Museum das Aus.
Archivbild: Armin Weigel/dpa Die naturwisse­nschaftlic­he Sammlung des Juramuseum­s ist weltbekann­t. Jetzt droht dem Museum das Aus.

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