Ungewisse Zukunft des Juramuseums
Wissenschaft Die Sammlung auf der Willibaldsburg mit ihren zahlreichen Fossilien gilt bei Experten als einzigartig. Doch das Museum muss womöglich Ende des Jahres schließen
Eichstätt Einen besseren Ort kann es wohl für das Museum nicht geben. Wer hoch auf die Eichstätter Willibaldsburg kommt und einen Blick auf die Altmühl wirft, die sich dort unten durch das Tal schlängelt, der sieht jenen Ort, an dem sich vor 150 Millionen Jahren eine tropische Landschaft erstreckt hat. Ein riesiges Meer, Inseln, Lagunen, Korallenriffe – die Heimat von urzeitlichen Meerestieren, Insekten und Dinosauriern. Drinnen in der Burg, im Juramusuem, sind die Zeugnisse jener Zeit zu sehen. Zahlreiche Fossilien, darunter eine der wenigen originalen Versteinerungen eines Archaeopteryx, geben einen Blick in längst vergangene Zeiten. In Aquarien schwimmen zahlreiche echte „lebende Fossilien“: Fische, die die Jahrmillionen überlebt haben. Doch die Zukunft des Museums ist ungewiss: Der Träger, das Eichstätter Priesterseminar, zieht sich zurück. Wenn nicht noch in nächster Zeit eine Lösung gefunden wird, wird das Museum zum Jahresende nach 42 Jahren schließen. Überraschend aber ist die Kündigung Mitte dieses Jahres nicht gekommen. Regens Michael Wohner hat sie bereits im vergangenen Jahr angekündigt. Inzwischen haben einige Institutionen, die als Träger im Gespräch waren, wie das Bistum oder die Universität, bereits abgewunken. Auch ein politischer Rettungsversuch der Eichstätter Landtagsabgeordneten Eva Gottstein von den Freien Wählern hatte keinen Erfolg. Doch das letzte Wort scheint noch nicht gesprochen. Michael Wohner sagt: „Es laufen noch Gespräche.“
Die Gründe, weshalb sich das Priesterseminar als Träger zurückziehen will, sind vielfältig, betont Wohner. Da ist zum einen die finanzielle Seite. Seit der Jahrtausendwende haben sich die Besucherzahlen nahezu halbiert, im vergangenen Jahr waren es noch 43 264 Gäste. Das jährliche Defizit summiert sich auf rund 100 000 Euro. Vielmehr allerdings dürfte ins Gewicht fallen, dass das Museum in den kommenden Jahren um eine grundlegende Sanierung nicht herumkommt. Die Aquarien sind marode und außer Versteinerungen, die an der Wand hängen oder in Vitrinen liegen, gibt es kaum interaktive und multimediale Angebote für die Besucher. Es fehlt ein neues Konzept. Die ersten Schätzungen gehen von eineinhalb Millionen Investitionskosten aus. Eine Summe, die das Seminar nicht alleine stemmen kann. Zudem hält Wohner ein „modernes Museumsmanagement“für unerlässlich. Daneben lässt er aber auch anklingen, dass er sich als Theologe und Priester nicht in erster Linie in der Rolle eines Museumsverantwortlichen sieht.
Weshalb überhaupt ein Priesterseminar Träger eines naturwissenschaftliches Museums ist, ist in der Geschichte begründet. Denn lange Zeit besuchten angehende Priester auch naturwissenschaftliche Vorlesungen, Wissen über die Evolution gehörte fest zu ihrer Ausbildung, das Thema war eng mit der göttlichen Schöpfungslehre verknüpft. Die Fossiliensammlung diente den Studenten und Wissenschaftlern als Anschauungsobjekt. Als die Theologenausbildung neu gestaltet wurde, suchte man in Eichstätt nach einer neuen Nutzung. Im Jahr 1976 wurde schließlich das Juramuseum unter staatlicher Verwaltung, aber unter der Trägerschaft des Priesterseminars, eröffnet. Sein geistiger Vater, Professor Franz Xaver Mayr, selbst Naturwissenschaftler und Priester, starb zwei Jahre vorher. Aktuell beschäftigt das Priesterseminar zehn Mitarbeiter – viele in Teilzeit – im Museum. Dazu zählen unter anderen Museumsaufsichten oder auch eine Kraft, die sich um die Aquarien kümmert.