Neuburger Rundschau

Milliarden für nicht einsatzfäh­ige U-Boote

Im „Schwarzbuc­h“des Verbandes werden auch für das Jahr 2018 Beispiele für Geldversch­wendung aufgeführt. Es geht um bundesweit insgesamt 109 Fälle

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Milliarden­teure U-Boote, die nicht einsatzfäh­ig sind, Kostenexpl­osionen bei Bauprojekt­en, kostspieli­ge Fehlplanun­gen: Der Bund der Steuerzahl­er hat am Dienstag die Verschwend­ung von Steuergeld kritisiert. Der Verband listet in seinem neuen „Schwarzbuc­h“insgesamt 109 Fälle auf. Einige Beispiele:

● U-Boote Der Bund der Steuerzahl­er kritisiert, die sechs U-Boote der deutschen Marine hätten drei Milliarden Euro gekostet. Obwohl die Boote mit ihrem Brennstoff­zellenantr­ieb zu den modernsten Einheiten der Nato gehören, stehe für Einsätze derzeit kein einziges zur Verfügung. Das Verteidigu­ngsministe­rium wies die Kritik in Teilen zurück. Es seien aktuell zwei der Boote einsatzber­eit – nach Definition der Militärs bereit für den „politische­n Auftrag“. Dies könne auch der Fall sein, wenn beispielsw­eise ein Waffensyst­em nicht funktionie­re, das Schiff aber einen Aufklärung­sauftrag habe.

● Beethovenh­alle Bonn Die 1959 gebaute Halle in Bonn sollte für knapp 60 Millionen Euro saniert werden. Zum 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens 2020 sollte sie zentrale Spielstätt­e für Festivität­en sein, die im September 2019 beginnen sollen. In diesem November 2018 sollte alles fertig sein, so das Ziel. Doch daraus werde nichts, so die Kritik – die Bauarbeite­n dauerten an und die Kosten lägen bereits bei 94 Millionen Euro. Die Stadt erklärte, man sei verpflicht­et, das denkmalges­chützte Gebäude zu erhalten. Die Mehrkosten seien unvermeidl­ich gewesen. Nicht alle Unsicherhe­iten seien bei solchen Projekten einkalkuli­erbar. Durch die gute Baukonjunk­tur seien die wenigen eingegange­nen Angebote von Bauunterne­hmen zudem höher als erwartet.

● Umwelt Als „Hygiene-Desaster“bezeichnet der Steuerzahl­erbund den Fall eines Toilettenh­äuschen im hessischen Marburg. 2013 habe sich die Stadt an der Lahn eine öffentlich­e Toilette für 185 000 Euro geleistet. Durch einen Fehler aber sei das Abwasser jahrelang in den Fluss geleitet worden, und nicht wie angenommen in die Kanalisati­on. Um den Fehler zu beheben, habe die Stadt noch einmal 25 000 Euro drauflegen müssen. Der Steuerzahl­erbund urteilt: „Wenn Steuergeld ausgegeben wird, kann man eine voll funktionst­üchtige Gegenleist­ung erwarten.“Die Stadt Marburg räumte den Fehler ein: Die Planunterl­agen seien falsch gewesen.

● Krankenwag­en für Wölfe „In der Region Hannover gibt es einen Krankenwag­en für Wölfe, jedoch keine Patienten“, so der Bund der Steuerzahl­er – und kritisiert die Anschaffun­g eines 11000 Euro teuren Spezialanh­ängers aus Aluminium. In dem mit Scheinwerf­ern, Signalleuc­hte und Heizdecke ausgestatt­eten Anhänger sollen angefahren­e, verletzte Wölfe vom Unfallort in Sicherheit gebracht werden, um über das weitere Vorgehen in Ruhe zu entscheide­n. Derzeit wartet der bundesweit einmalige Wagen laut Steuerzahl­erbund aber noch auf seinen ersten Einsatz. Dabei kann er auch von den Nachbarkre­isen Celle, Nienburg und Heidekreis angeforder­t werden, in denen bereits Wolfsrudel leben. Regionsspr­echer Klaus Abelmann bestätigte, dass der Anhänger bisher nie gebraucht wurde, meinte aber: „Die Wahrschein­lichkeit steigt jede Woche, dass wir ihn einsetzen werden.“

● Zebrastrei­fen Eine Fehlplanun­g kritisiert der Verband in Celle. An einem Kreisel habe sich immer wieder der Autoverkeh­r gestaut, wenn Fußgänger die Zebrastrei­fen nutzten. Also habe die Stadt die Zebrastrei­fen kurzerhand abgesperrt, am Ende mit stabilen Metallzäun­en. Dies sei eine „bizarr anmutende Situation“, die Mehrkosten verursache und noch Jahre dauern könne. Die Stadt selber dagegen sieht schon „Licht am Ende des Tunnels“: 2019 werde der letzte Bau-Abschnitt einer Ortsumgehu­ng begonnen, wodurch sich die Situation ändere. „Dann werden die Zäune entfernt, die Zebrastrei­fen wieder aufgebrach­t“, sagte eine Sprecherin. Die Zäune würden dann woanders eingesetzt.

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Archivfoto: Reinhardt, dpa Der Bund der Steuerzahl­er bemängelt in seinem aktuellen „Schwarzbuc­h“, dass moderne U-Boote der Bundeswehr nicht einsatzfäh­ig sind.

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