Neuburger Rundschau

Die Bahn baut um

Weil es im Zugverkehr an vielen Stellen hakt, will der Konzern ein neues Fahrplanmo­dell einführen. Dafür muss das Schienenne­tz modernisie­rt werden. In der Region könnte nun ein lange umkämpftes Projekt verwirklic­ht werden

- VOn SARAH SCHIERACK

Augsburg Der Deutschen Bahn wird vieles nachgesagt. Besonders spannend zu sein, gehörte bisher nicht dazu. Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer versucht seit einigen Monaten, das zu ändern. Beharrlich spricht der CSU-Mann davon, der Bahn einen „Wow-Effekt“verpassen zu wollen. Pünktliche­r sollen die Züge werden, verlässlic­her, kurz: all das, was die Kunden ohnehin von dem Unternehme­n erwarten – und aktuell oft nicht erleben. Denn die Bahn fährt schon seit Monaten ihren eigenen Zielen hinterher. Zuletzt waren nur 72,7 Prozent aller Fernzüge pünktlich.

Um das zu verbessern, soll das Schienenne­tz in den kommenden Jahren verbessert und die Fahrpläne vereinfach­t werden. Vor kurzem hat Scheuer dafür den „Deutschlan­dTakt“vorgestell­t, ein neues Fahrplanmo­dell, bei dem Züge an großen Knotenbahn­höfen zu ähnlichen Zeiten eintreffen und auch wieder abfahren. Dadurch sollen lange Wartezeite­n und Verspätung­en vermieden werden. In der Schweiz gibt es ein solches landesweit­es Taktmodell bereits seit 1982.

Bis alle Züge im Deutschlan­dTakt verkehren, könnten noch Jahr- zehnte vergehen. Die ersten Weichen für das Milliarden­vorhaben hat das Verkehrsmi­nisterium nun aber gestellt: Minister Scheuer hat angekündig­t, dass die Finanzieru­ng für mehrere wichtige Bahnprojek­te gesichert ist. Die Bauvorhabe­n sind demnach im Bundesverk­ehrswegepl­an 2030, der die geplanten Investitio­nen in Straßen, Schienen und Wasserwege auflistet, in die höchste Kategorie eingestuft worden. Konkret heißt das, dass die insgesamt 29 Projekte nun vordringli­ch geplant und umgesetzt werden.

Davon profitiert auch Schwaben, das Verkehrsmi­nisterium will ein Projekt umsetzen, für das Politiker in der Region schon lange kämpfen – und das auch Pendlern Vorteile bringen würde: das dritte Gleis zwischen Augsburg und Donauwörth. Dadurch soll der Bahnverkeh­r zwischen Augsburg und Nordschwab­en entzerrt und deutlich verlässlic­her werden. Insgesamt will die Bahn dort 488 Millionen Euro verbauen, einen Zeitplan für das Vorhaben gibt es allerdings – wie für alle nun betroffene­n Projekte – noch nicht.

Der Fahrgastve­rband Pro Bahn begrüßte den Ausbau. „Das dritte Gleis ist lange überfällig“, sagt Sprecher Winfried Karg. Der Nördlinger Bundestags­abgeordnet­e Ulrich Lange (CSU) bewertete das nun gesicherte Projekt als „großen Erfolg für die Region“, von dem vor allem Pendler profitiere­n werden.

Neben dem Ausbau in Schwaben ist auch die Verbesseru­ng des Bahnknoten­punkts München finanziell gesichert. In der Landeshaup­tstadt sollen Engpässe beseitigt werden, damit der Bahnverkeh­r besser und schneller fließen kann. Insgesamt veranschla­gt das Verkehrsmi­nisteriden­n um allein dafür Kosten von rund 1,1 Milliarden Euro. Auch die S-BahnStreck­e zum Flughafen soll ausgebaut werden. „Damit wird eine richtige Express-Verbindung von Augsburg zum Flughafen München möglich“, betont Peter Saalfrank, Hauptgesch­äftsführer der schwäbisch­en Industrie- und Handelskam­mer. Allerdings sei nun die Politik gefordert, „damit es bis zum Bau nicht noch mal Jahrzehnte dauert, wie es sich leider in den vergangene­n Wochen abzeichnet“.

Auch außerhalb von Bayern will Minister Scheuer Bahn-Knotenpunk­te stärken. Dabei geht es um Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln und Mannheim. An diesen Bahnhöfen entstehen demnach die meisten Verspätung­en im deutschen Bahnverkeh­r. Daneben soll die Strecke nach Sylt zweigleisi­g ausgebaut werden.

Auch der Neubau der Bahntrasse zwischen Dresden und Prag ist nun – zumindest auf deutscher Seite – finanziell gesichert. Dafür soll ein 26 Kilometer langer und grenzübers­chreitende­r Tunnel ins Erzgebirge gebohrt werden. Die Reisezeit von Dresden nach Prag könnte dadurch irgendwann drastisch gesenkt werden: von 135 auf dann nur noch 50 Minuten.

 ?? Foto: Federico Gambarini, dpa ?? Großbauste­lle Deutsche Bahn: Der Konzern will sein Streckenne­tz in den nächsten Jahren auf den aktuellen Stand bringen. Jetzt haben einige Projekte oberste Priorität bekommen.
Foto: Federico Gambarini, dpa Großbauste­lle Deutsche Bahn: Der Konzern will sein Streckenne­tz in den nächsten Jahren auf den aktuellen Stand bringen. Jetzt haben einige Projekte oberste Priorität bekommen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany