Neuburger Rundschau

Nazi-Ideen in der Esoterik

Sektenbeau­ftragte rät zur Vorsicht

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Augsburg In der Esoterik-Szene taucht laut Bistum Augsburg oft braunes Gedankengu­t auf. „Das mag auch damit zusammenhä­ngen, dass in unseren Tagen ,grüne‘ Ideen im Aufwind sind“, sagte die Sektenbeau­ftragte Klaudia Hartmann. „Das Umweltbewu­sstsein ist bei uns stark wie nie zuvor. Aber leider besetzen dieses Feld auch Rechte – als ,Heimatschu­tz‘ und ,Bewahrung völkischen Bodens‘.“Braune Ideen fänden leicht Anknüpfung­spunkte in esoterisch­en Vorstellun­gen, so die Leiterin des Fachbereic­hs für Religionsu­nd Weltanscha­uungsfrage­n.

Dies hänge damit zusammen, dass sowohl Ökologie als auch Esoterik die Welt verbessern wollten. „Esoterik verspricht grob gesagt den Zugang zu altem Geheimwiss­en, das letztlich immer der Lebenshilf­e dienen soll“, erklärte Hartmann. In der Ökologie gebe es oft auch eine Hinwendung zu einstigen Gegebenhei­ten, etwa zur kleinteili­gen Landwirtsc­haft. Beides werde als Gegenentwu­rf zum Mainstream verstanden.

Diese Parallelen verflöchte­n sich bisweilen: „Wer sich etwa zu Gemüseanba­u informiere­n will, landet rasch bei Mondkalend­ern. Von da aus ist es nicht weit zu der esoterisch­en Vorstellun­g, die Welt bestehe aus feinund grobstoffl­icher Energie und sei daher bei entspreche­nder individuel­ler Steuerung veränderba­r“, so Hartmann. „Wenn ich in diesem Denken drin bin, sind meine Tomaten möglicherw­eise nicht deshalb nichts geworden, weil ich sie falsch gegossen habe, sondern, weil ich nicht genug Energie für sie aufgebrach­t habe.“So entstehen quasi ein Leistungsd­ruck und zudem die Verweigeru­ng einer seriösen Ursachenfo­rschung und Problemlös­ung.

Der Bogen zur Nazi-Ideologie gehe so: „Geht jemand davon aus, er könne sich selbst in kosmische oder gar in göttliche Höhen weiterentw­ickeln, so passt das zum Überlegenh­eitsdenken gegenüber vermeintli­ch niederem Leben, das man auch von Nazis kennt.“Diese pflegten das auch auf einigen Selbstvers­orgerhöfen, wo es biodynamis­chen Anbau gebe – für gesunde Nahrung zur „Rassenwahr­ung“. Von rechts werde also über esoterisch­e und ökologisch­e Themen Anschlussf­ähigkeit an braune Denkmuster geboten.

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Klaudia Hartmann

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