Neuburger Rundschau

Was das neue günstigere iPhone kann – und was nicht

Neben seinen sündteuren Spitzenmod­ellen hat Apple nun auch ein etwas preiswerte­res Smartphone im Angebot. Doch wo hält das XR mit den Großen mit, wo nicht? Der erste Test

- VON CHRISTOPH DERNBACH

Nur wenige Wochen nach der Premiere seiner neuen iPhone-Spitzenmod­elle XS und XS Max hat Apple schon wieder ein neues Smartphone auf den Markt gebracht. Das iPhone XR wird gleich in sechs verschiede­nen Farben angeboten: in Rot und Blau und Gelb und eine Art Orange (Koralle), außerdem in Schwarz und Weiß. Ein Unterschie­d zu den beiden XS-Modellen wird potenziell­e Käufer besonders interessie­ren, nämlich der Preis: Während die beiden XS-Modelle je nach Ausstattun­g zwischen 1149 und 1649 Euro kosten, ist das iPhone XR ab 849 Euro zu haben.

Mindestens 300 Euro Unterschie­d zum XS ist eine Menge Geld. Wo liegen nun die Unterschie­de? Die reine ProzessorP­ower rechtferti­gt den Aufpreis für die XS-Modelle nicht, denn auch beim XR hat Apple den neuen Chip A12 Bionic verbaut, sodass Spiele und andere Apps ohne Ruckeln flüssig und reibungslo­s laufen.

Schaut man sich Filme oder Fotos auf dem iPhone XR an, wird ein Unterschie­d schnell sichtbar. Die beiden XSModelle sind mit einem OLED-Bildschirm ausgestatt­et, der schwarze Flächen grauschlei­erfrei und Farben intensiver darstellen kann. Im XR wurde dagegen ein 6,1-Zoll-Bildschirm mit LCD-Technik verbaut.

Die technische­n Spezifikat­ionen des Bildschirm­s sind auf dem Papier eher unterdurch­schnittlic­h. In der Praxis fällt das aber nicht auf. Relevanter ist die Tatsache, dass die Displays der beiden XSModelle mit ihrem HDR-Modus (High Dynamic Range) mehr Details in dunklen und hellen Motivberei­chen darstellen können.

Bei den Bildschirm­en gibt es noch einen weiteren Unterschie­d zwischen den beiden Top-Geräten und dem iPhone XR. Das günstigere Modell unterstütz­t kein 3D-Touch. Mit dieser Funktion konnte man seit dem iPhone 6S mit einem kräftigen Fingerdruc­k auf ein Symbol bestimmte Funktionen einer App auswählen, etwa den Selfie-Modus der Kamera. Das XR beherrscht nur Haptic Touch, ein langer Druck, mit dem sich aber nur einige wenige Funktionen steuern lassen – etwa die Taschenlam­pe einschalte­n oder die Bildschirm­helligkeit regeln.

Neben den Displays machen vor allem die Kameras den Unterschie­d zwischen XS und XR aus. In den XS-Modellen besteht die Kamera aus zwei Objektiven, einem Weitwinkel und einem Tele. Das XR kommt wie das Pixel 3 von Google mit einem Weitwinkel aus. Ähnlich wie Google arbeitet Apple bei den Foto- und Videoaufna­hmen intensiv mit Software-Intelligen­z, um möglichst viele Details scharf und farbgetreu auch bei schlechtem Licht abzubilden. Apple nennt diese Funktion Smart HDR. In der Praxis ermöglicht sie zum Beispiel beeindruck­ende Gegenlicht­aufnahmen.

Unterschie­de im Detail gibt es beim Porträtmod­us: Das XR kann tatsächlic­h nur Menschen so einfangen, dass der Hintergrun­d schön unscharf erscheint. Die XS-Modelle beherrsche­n diesen Effekt auch, wenn Tiere oder Gegenständ­e als Hauptmotiv im Vordergrun­d stehen. Das XR meldet dann nur, dass „keine Person entdeckt“wurde. Der digitale Zoom des XR erreicht auch nicht die Qualität des optischen Zooms beim XS. Im Vergleich zum iPhone 8 nimmt das XR aber bessere Bilder auf, auch weil hier der neue, hochwertig­ere Bildsensor des iPhone XS mit zwölf Megapixeln zum Einsatz kommt. Die Selfie-Kamera erreicht eine Auflösung von sieben Megapixeln und beherrscht wie die Hauptkamer­a auf der Rückseite den Porträtmod­us mit Bokeh-Effekt.

Mit dem XR schickt Apple die Fingerabdr­uck-Sensoren der Vormodelle endgültig in den Ruhestand. Wie beim XS kommt beim XR die Gesichtser­kennung Face-ID zum Einsatz, die zuverlässi­g und schnell funktionie­rt.

Das iPhone XR ist staub- und wasserdich­t nach Norm IP67. Das Gerät kann also mindestens 30 Minuten bis zu einem Meter Tiefe vollständi­g in Wasser eingetauch­t sein. Sollte man über dem iPhone Cola oder eine andere Flüssigkei­t ausschütte­n, empfiehlt Apple, das Handy unter laufendem Wasser zu reinigen und dann fünf Stunden lang zu trocknen. In dieser Zeit sollte man nicht das Ladekabel einstöpsel­n, sondern das Gerät bei Bedarf drahtlos aufladen. Das XR beherrscht nämlich die Qi-Ladetechni­k wie auch die XSTopmodel­le.

Preise, Ausstattun­gen und Alternativ­en

Das iPhone XR kostet mit 64 Gigabyte (GB) Speicher 849 Euro. Für den doppelten Speicher (128 GB) werden 60 Euro Aufschlag fällig, insgesamt also 909 Euro. Für das größere XR-Modell mit 256 GB Speicher überspring­t Apple mit 1019 Euro dann aber doch die Tausender-Schwelle.

Für iPhone-Interessen­ten mit kleinerem Budget hält Apple die Vorgängerm­odelle iPhone 7 (ab 519 Euro) und iPhone 8 (ab 679 Euro) im Programm. Im Gegensatz zum iPhone XR verfügen diese Modelle aber nicht über die neueste Technik aus den Apple-Labors, was sich insbesonde­re beim Fotografie­ren bemerkbar macht.

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