Neuburger Rundschau

Freiburg: Minister nimmt Polizei in Schutz

Vergewalti­gungsfall wird Politikum

- VON MICHAEL SCHWARZ

Freiburg Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) hält die Kritik an ihm und seinem Ministeriu­m im Zusammenha­ng mit der Gruppenver­gewaltigun­g in Freiburg für unangemess­en. „Bis zur Stunde kann ich nicht erkennen, dass hier Fehler gemacht wurden“, sagte Strobl gestern mit Blick auf die Polizeiarb­eit in Freiburg. Vertuschun­gsversuche wies er ebenfalls zurück. Allerdings kündigte Strobl nochmals an, er wolle prüfen, ob die Beamten alles richtig gemacht hätten. Insgesamt sitzen acht Männer wegen des Verdachts auf Gruppenver­gewaltigun­g einer 18-Jährigen in Untersuchu­ngshaft, darunter sieben Syrer im Alter von 19 bis 29 Jahren und ein 25 Jahre alter Deutscher. Inzwischen hat die DNA-Analyse noch Hinweise auf zwei weitere Personen ergeben, die jetzt von der Polizei gesucht werden.

Heikel ist, dass gegen den 22-jährigen Hauptverdä­chtigen, der in der Nacht mit der Frau aus der Diskothek gegangen sein soll, bereits ein Haftbefehl wegen anderer Delikte vorlag. „Der Mann war dem Landeskrim­inalamt seit August 2018 bekannt“, sagte Strobl. Gerade wegen dieser Tatsache nahm in den vergangene­n Tagen der Druck auf den CDU-Politiker zu. Strobl begründete die Nicht-Vollstreck­ung des Haftbefehl­s damit, dass der 22-jährige Mann zunächst nicht auffindbar gewesen sei. In BadenWürtt­emberg gebe es knapp 20000 offene Haftbefehl­e. „Bei der Masse handelt es sich erfahrungs­gemäß um Vollstreck­ungshaftbe­fehle aufgrund nicht bezahlter Geldstrafe­n“, sagte Strobl. Als Beispiele nannte er Diebstahls­delikte, Schwarzfah­ren oder Ordnungswi­drigkeiten. Strobl kündigte an, er wolle als Reaktion die offenen Haftbefehl­e zunächst kategorisi­eren lassen, um einen Überblick zu bekommen. Weiter wies Strobl gestern auch die Kritik zurück, er habe die Öffentlich­keit zu spät informiert. Der CDU-Politiker erklärte, die Frage der Veröffentl­ichung sei allein Angelegenh­eit der Staatsanwa­ltschaft gewesen.

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