Freiburg: Minister nimmt Polizei in Schutz
Vergewaltigungsfall wird Politikum
Freiburg Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) hält die Kritik an ihm und seinem Ministerium im Zusammenhang mit der Gruppenvergewaltigung in Freiburg für unangemessen. „Bis zur Stunde kann ich nicht erkennen, dass hier Fehler gemacht wurden“, sagte Strobl gestern mit Blick auf die Polizeiarbeit in Freiburg. Vertuschungsversuche wies er ebenfalls zurück. Allerdings kündigte Strobl nochmals an, er wolle prüfen, ob die Beamten alles richtig gemacht hätten. Insgesamt sitzen acht Männer wegen des Verdachts auf Gruppenvergewaltigung einer 18-Jährigen in Untersuchungshaft, darunter sieben Syrer im Alter von 19 bis 29 Jahren und ein 25 Jahre alter Deutscher. Inzwischen hat die DNA-Analyse noch Hinweise auf zwei weitere Personen ergeben, die jetzt von der Polizei gesucht werden.
Heikel ist, dass gegen den 22-jährigen Hauptverdächtigen, der in der Nacht mit der Frau aus der Diskothek gegangen sein soll, bereits ein Haftbefehl wegen anderer Delikte vorlag. „Der Mann war dem Landeskriminalamt seit August 2018 bekannt“, sagte Strobl. Gerade wegen dieser Tatsache nahm in den vergangenen Tagen der Druck auf den CDU-Politiker zu. Strobl begründete die Nicht-Vollstreckung des Haftbefehls damit, dass der 22-jährige Mann zunächst nicht auffindbar gewesen sei. In BadenWürttemberg gebe es knapp 20000 offene Haftbefehle. „Bei der Masse handelt es sich erfahrungsgemäß um Vollstreckungshaftbefehle aufgrund nicht bezahlter Geldstrafen“, sagte Strobl. Als Beispiele nannte er Diebstahlsdelikte, Schwarzfahren oder Ordnungswidrigkeiten. Strobl kündigte an, er wolle als Reaktion die offenen Haftbefehle zunächst kategorisieren lassen, um einen Überblick zu bekommen. Weiter wies Strobl gestern auch die Kritik zurück, er habe die Öffentlichkeit zu spät informiert. Der CDU-Politiker erklärte, die Frage der Veröffentlichung sei allein Angelegenheit der Staatsanwaltschaft gewesen.