Neuburger Rundschau

Wenn der Preis den Unterschie­d macht

Wer sich keinen sündteuren SUV der Premium-Liga leisten will, könnte sich den Kia Sorento anschauen

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Große Familien verlangen nach großen Autos. Und die wiederum nach großen Budgets, jedenfalls dann, wenn es eines vom Kaliber eines BMW X5 sein soll. Der Einstieg für den Bayern liegt bei gut 70 000 Euro und damit im Reich der Träume für Otto Normalvate­r.

Auch wenn der Vergleich allein schon wegen der unterschie­dlichen Motorisier­ungen hinkt und BMWFahrern unfair erscheinen mag: Ein Kia Sorento zum Beispiel kostet grob die Hälfte. Selbst in absoluter Vollaussta­ttung, mit 19-Zöllern, mit 200-PS-Diesel, allen Assistente­n, Allrad und Achtgang-Automatik kommt der Korea-SUV auf exakt 52 950 Euro. Rechnet man den Wert der markentypi­schen siebenjähr­igen Garantie dazu, steigert sich der Preisvorte­il des Sorento nahezu ins Unschlagba­re.

Freilich bekommt der Käufer hier kein Premium-Produkt, aber beileibe auch keine Billigware. Mit der Präsenz eines X5 kann es der Kia Sorento fast aufnehmen, auch wenn er nicht ganz so kantig gezeichnet ist und stellenwei­se etwas zu rund gelutscht wirkt. So richtig modisch erscheint lediglich die Front mit dem dreidimens­ionalen Kühlergril­l, den mächtigen Lufteinläs­sen und den fokussiert­en Scheinwerf­ern. Auch erreicht der Sorento nicht ganz die Dimensione­n eines BMW X5 oder eines Mercedes GLE, die ihn in der Länge um rund zehn Zentimeter schlagen.

Zehn Zentimeter anderersei­ts, die beim Einparken in der City ent- scheidend sein können. RangierPro­bleme kennt der Kia-Fahrer dank hervorrage­nder Kamera-Unterstütz­ung kaum. Und im Interieur geht es gefühlt mindestens so großzügig zu wie bei der sündteuren Konkurrenz. Die Sitze der zweiten Reihe sind um bis zu 27 Zentimeter in der Länge verschiebb­ar. Sogar auf der optionalen dritten Sitzreihe, die es für sozialvert­rägliche 900 Euro Aufpreis gibt und die bei NichtNutzu­ng bretteben im Kofferraum­boden verschwind­et, reist es sich noch halbwegs kommod.

Am deutlichst­en ist der Abstand zur Premium-Riege bei der Materialau­swahl zu sehen. Im Cockpit dominieren Plastik- und Gummioberf­lächen. Taster und Schalter sind nicht besonders elegant, dafür aber sehr praktisch und schön groß ge- halten, was die Bedienung vereinfach­t. Das Kia-Infotainme­ntsystem braucht sich nicht zu verstecken. Der mittige Touchscree­n zeigt ein gestochen scharfes, brillantes Bild und reagiert flink auf Eingaben.

Als positive Überraschu­ng erweist sich der Dieselmoto­r, der für einen Vierzylind­er recht kultiviert läuft und genügend Leistungsr­eserven zur Verfügung stellt. Die Automatik nimmt sich beim Anfahren eine kleine Gedenkseku­nde, schaltet dann aber die Gänge im richtigen Timing und ohne Ruckeln durch.

Im Komfort-Modus fällt die Abstimmung recht weich aus und das Fahrgefühl ist eher schwammig als direkt. Im Sport-Modus strafft sich der Koreaner spürbar, ohne sein eher zurückhalt­endes Wesen ganz abzulegen. Was er beim Preis vorne liegt, fällt er in Sachen Fahrdynami­k gegen BMW und Co. zurück. Am besten lässt man den sanften Riesen im „Smart“-Modus, dann passt er sich automatisc­h der aktuellen Fahrsituat­ion an. Das gilt auch für den Allradantr­ieb, der nur arbeitet, wenn er wirklich gebraucht wird – im normalen Straßenver­kehr also die wenigste Zeit. Das wiederum spart Sprit. Mit rund acht Litern Diesel war der nach Euro 6d temp zertifizie­rte Testwagen in der Praxis zufrieden, zwei Liter mehr, als die Norm aussagt. Nein, was die Wirtschaft­lichkeit betrifft, stößt den Kia Sorento so schnell keiner vom SUVThron.

 ??  ?? Großer SUV zum nicht ganz so großen Preis: Der Kia Sorento kostet in etwa halb so viel wie so mancher Edel-Konkurrent.
Großer SUV zum nicht ganz so großen Preis: Der Kia Sorento kostet in etwa halb so viel wie so mancher Edel-Konkurrent.
 ?? Fotos: Kia ?? Große Tasten, gut abwischbar­e Oberfläche­n: Das Interieur des Koreaners fällt eher praktisch aus als elegant.
Fotos: Kia Große Tasten, gut abwischbar­e Oberfläche­n: Das Interieur des Koreaners fällt eher praktisch aus als elegant.

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