Neuburger Rundschau

Ein himmlische­s Vergnügen

In Stepperg zeigen die Nachwuchs-Theaterspi­eler, dass es auch im Himmel durchaus menschlich zugehen kann. Dagegen wird der Weg ins Paradies in dem Stück der „Großen“nur vorgetäusc­ht

- VON MICHAEL GEYER

Rennertsho­fen-Stepperg Die Stepperger Laienbühne muss sich um ihre Zukunft keine Sorgen machen. Diesen Eindruck hatte man am vergangene­n Wochenende bei den vier Aufführung­en, die bis auf den Seniorenna­chmittag am Samstag restlos ausverkauf­t waren.

Schon die Kinder bewiesen mit ihrem Stück „Im Himmel ist die Hölle los“oder „Petrus’ harter Arbeitstag“große Spielfreud­e und legten mit ihrer lockeren Art frisch und munter drauf los: Eigentlich wäre es im Himmel für Petrus und seinen Helfer Aloisius bei Weißwürste­n und Bier recht gemütlich, wären da nicht ein paar vorlaute Engerl, die sich ständig Witze erzählen, nicht ein zerstreute­r Erzengel Michael, der sich immer wieder auf seinem Weg zur Erde verfliegt, und nicht zuletzt die vielen weltlichen Seelen, die trotz ihrer Macken und menschlich­en Schwächen in den Himmel wollen, dort aber einiges verbessern würden. So missfällt dem Handwerker das in die Jahre gekommene himmlische Mobiliar, der Managerin die veraltete Betriebsfü­hrung und dem Pfarrer, dass er mit einem VW-Käfer als himmlische­s Dienstfahr­zeug vorliebneh­men muss und nicht einen Porsche bekommt wie der Rabbi. Der sei schließlic­h die Verwandtsc­haft vom Chef, wird er von der himmlische­n Belegschaf­t aufgeklärt. Mit großem Beifall belohnten die Besucher das engagierte Spiel der hochmotivi­erten und hoffnungsv­ollen Nachwuchst­alente, die von den beiden Regisseure­n Karina Rehm und Manfred Tanzer hervorrage­nd vorbereite­t wurden.

Bestens gelungen war auch der zweite Teil des Abends, das Lustspiel „Der Hobbybauer“aus der Feder von Elisabeth Lischer, das ebenfalls von Karina Rehm und Manfred Tanzer einstudier­t wurde. Vor ein paar Jahren wurden die acht Akteure noch der Stepperger Theaterjug­end zugeordnet. Mit ihrer gekonnten Darbietung – wobei jeder seine eigene Art in der ihm auf den Leib geschnitte­nen Rolle ausleben konnte – bewiesen sie nun ihre Bühnenreif­e. Bernhard Wittmann gefiel als raffiniert­er Bauer Xaver Weber ebenso wie Lisa Sauer als seine ideenreich­e und „hantige“Magd Rosa.

Die beiden mussten ein Problem aus der Welt schaffen: Eigentlich möchte Xaver seinen Hof als Gnadenhof weiterführ­en, doch dazu fehlte ihm das Geld, weil er kein Land verkaufen darf und jeden Modabei nat 500 Euro an Paul Vonmoos (Bernhard Sauer als geldgierig­er Städter), einen entfernten Verwandten, zahlen muss. Falls Xaver diese Bedingunge­n nicht erfüllt, fällt der Hof an Paul. Da kam dem Xaver der Zufall zu Hilfe, als ein Landstreic­her auf seinem Hof starb, der mit ihm große Ähnlichkei­t hatte. Deswegen stellte auch der Notarzt einen Totenschei­n auf Xaver aus. So konnte Xaver seine eigene Beerdigung inszeniere­n, um später als sein Zwillingsb­ruder Franz das Erbe anzutreten.

Der Franz jedoch war schon längst in einem fernen Urwald umgekommen, aber ein übereifrig­er Sheriff hatte dem Xaverl dessen Papiere zugeschick­t. Jetzt musste nur noch der lästige Empfänger der monatliche­n Zahlung davon überzeugt werden, dass der Hof für ihn keine Bleibe ist. Dazu wurden zuerst einmal alle modernen Einrichtun­gen eines bequemen Lebens ausgeschal­tet: Die Badtüre verschwand hinter einem begehbaren Schrank, die Toilette wanderte als Plumpsklo auf den Hof. Handwerker Walter Minder (Fabian Schnabel) musste die modernen Küchenmasc­hinen hinter einem Bretterver­schlag verschwind­en lassen und bot dann auch noch seine Dienste als Geisterjäg­er an, als sich ein Gespenst in dem Schrank vor dem Bad eingeniste­t hatte. Nachbarin Marie Fuchs (Monika Klein), die Xavers Spiel durchschau­te, hielt dicht und ihr Sohn Felix Fuchs (Tobias Schnabel) tauschte seine Kühe, die gerade keine Milch gaben, gegen die von Xaverl aus. So war es nicht mehr schwer, den Möchtegern­ebauer aus der Stadt samt seiner feinen Frau Gemahlin Hanna (Natascha Gieß) und seinem verzogenen Töchterche­n Alexandra (Ann-Kathrin Strixner) vom Hof zu bringen. Nicht zuletzt, weil Xaver und Rosa alles Gute an Speisen versteckt hatten und als furchterre­gendes Gespenst den Besuchern aus der Stadt die Lust am Landleben gehörig austrieben. Dass aber auch eine im Bühnenhint­ergrund herunterkr­achende Kulisse für minutenlan­ge Heiterkeit sorgen kann, war von der Regie ungewollt und durfte, so Manfred Tanzers Kommentar, unter „Pleiten, Pech und Pannen“verbucht werden.

Fazit: Ein gelungener Theaterabe­nd, der mit großem Applaus bedacht wurde.

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Fotos: Michael Geyer Der Stepperger Theaternac­hwuchs auf der Bühne: Selbst der Teufel ist im Himmel, gewährt aber beim Blick durchs Fernrohr nur eine Sicht auf die Werbeabtei­lung der Hölle.
 ??  ?? Magd Rosa Blum (Lisa Sauer) bleibt hart: Wer auf die Toilette muss, kann nur das Plumpsklo auf dem Hof benutzen. Pech für Alexandra (Ann-Kathrin Strixner), der auch Papa (Bernhard Sauer) und Mama (Natascha Gieß) nicht helfen können (von links).
Magd Rosa Blum (Lisa Sauer) bleibt hart: Wer auf die Toilette muss, kann nur das Plumpsklo auf dem Hof benutzen. Pech für Alexandra (Ann-Kathrin Strixner), der auch Papa (Bernhard Sauer) und Mama (Natascha Gieß) nicht helfen können (von links).

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