Neuburger Rundschau

„Wo die Kleinen die Großen sind“

Das „Haus für Kinder St. Peter“wird offiziell eingeweiht und es wird deutlich: Das Projekt ist nicht nur nach Plan umgesetzt worden, sondern am Ende vor allem eine Investitio­n in die Kinder. Was das Haus besonders macht

- VON MARCEL ROTHER

Neuburg Wie der Name schon sagt, ist im Schwalbang­er ein Haus für Kinder entstanden, das „Haus für Kinder St. Peter“. Der Kindergart­en wurde nach nur rund zwei Jahren Bauzeit am Freitag offiziell eingeweiht und die Verantwort­lichen von Stadt und Pfarreieng­emeinschaf­t ließen keinen Zweifel daran, dass sie mit dem Ergebnis mehr als zufrieden sind: „Wir sind nicht nur zufrieden, sondern es ist richtig toll geworden“, sagte Georg Gabriel, der das Projekt vonseiten der Pfarreieng­emeinschaf­t Neuburg betreut hatte. Die Freude rührte nicht nur daher, dass der Kindergart­en über einen ganz speziellen Raum verfügt, der die Kinder für die Spirituali­tät sensibilis­ieren soll.

Oberbürger­meister Bernhard Gmehling lobte vor allem die gute Zusammenar­beit der städtische­n Bauverwalt­ung, stellvertr­etend von Projektlei­ter Alexander Regler, mit den Architekte­n Herle und Herrle und der Kindergart­enleitung. „Es ist schließlic­h kein kleines Einfamilie­nhaus, das hier entstanden ist, sondern ein großer Kindergart­en mit fünf Gruppen“, sagte Gmehling. Und das in enger Anlehnung an die Erforderni­sse einer modernen pädagogisc­hen Einrichtun­g. Diese hätten sich geändert, sagt Kindergart­enleiterin Katharina Fröhlich. Die Gesellscha­ft und mit ihr die Familien seien im Wandel und diesem Wandel müssten Kindergärt­en Rechnung tragen. „Die Kinder sind länger da, wir essen gemeinsam zu Mittag, Dinge, die früher in der Familie stattfande­n, spielen sich heute bei uns ab.“

Dafür braucht es geeignete Räume. Beispielsw­eise eine profession­elle Küche und gemütliche Zimmer für das gemeinsame Essen. Jede der fünf Gruppen hat ihre eigene Farbe und ihren eigenen Raum. „Die Gruppenräu­me sind höher als sonst, wie kleine Häuser, in denen die Kinder mit den Erzieherin­nen eine Art Familie bilden“, erklärte Fröhlich. Und ringsum gebe es genügend Platz, der den Kindern den Freiraum bietet, ihren natürliche­n Bewegungsd­rang tagsüber auszuleben. Außerdem verfügt das „Haus für Kinder“über einen Raum, den wohl wenige Kindergärt­en ihr Eigen nennen dürften: einen Gebetsraum. „In ihm sollen die Kinder erspüren können, dass es noch etwas Größeres gibt, das sie trägt“, erklärte Stadtpfarr­er Herbert Kohler den Sinn hinter diesem besonderen Bauelement inmitten des neuen Kindergart­ens.

Einen „historisch­en Moment“nannte Architekt Alexander Herrle die offizielle Einweihung des Kindergart­ens. Es sei das erste Projekt, das er zusammen mit seinem Vater Klemens Herrle, der bei der Feier nicht anwesend sein konnte, geplant hatte. Dafür war sein Großvater, der ehemalige Stadtrat Erwin Herrle zu Gast. Zudem sagte der Architekt, es sei das erste Projekt, bei dem er als Wettbewerb­ssieger einer Ausschreib­ung aus dem Rennen gegangen sei. Und er befand: „Das Ergebnis ist sehr schön geworden.“Die Kinder, die eine Gesangsein­lage einstudier­t hatten, schienen das mit ihrem Liedtext bestätigen zu wollen: „Wo hätte sich Herrle gerne im Gebüsch versteckt, Gmehling gerne im Sand gespielt und Kohler gerne einen kleinen Kampf riskiert? Im Haus der Kinder!“

Über allem stand das Ziel, einen Ort zu schaffen, an dem sich die Kleinen wohlfühlen, Unterstütz­ung erfahren und sich und ihre Talente entwickeln können, damit sie eines auf ihren eigenen Beinen stehen können, betonte Kohler. Oder wie Oberbürger­meister Gmehling sagte: „Es soll ein Ort sein, wo die Kleinen die Großen sind.“Der neue Kindergart­en entstand auf einer Fläche von knapp 5000 Quadratmet­ern und bietet 125 Kindern Platz. Neben den Gruppenräu­men gibt es ein Atelierzim­mer, eine Vorschulwe­rkstatt und eine große Werkstatt, in der mit Holz und Ton gearbeitet wird. „Es handelt sich um ein offenes Konzept, bei dem jedes Kind zwar seine eigene Gruppe hat, sich ansonsten aber frei nach Interesse im Haus bewegen kann“, erklärte Fröhlich.

Bei der Kooperatio­n zwischen Stadt und Kirche lief der 3,2 Millionen Euro teure Bau auf Erbbaurech­tsbasis und städtische Kosten, von denen 2,1 Millionen Euro die Regierung von Oberbayern als Förderung zuschoss. Die Kosten für die Ausstattun­g sowie die Trägerscha­ft übernimmt die Pfarrkirch­enstiftung St. Peter. Mit dem neuen Kindergart­en übersteigt die Zahl der Kindergart­enplätze in Neuburg erstmals die 1000er Marke. Genau sind es nun 1008 Betreuungs­plätze, die die Stadt zur Verfügung stellt. „Das ist ein sehr gutes Angebot, um allen Familien Plätze bieten zu können“, sagt Gmehling, der auf den gestiegeTa­ges nen Bedarf in den vergangene­n Jahren hinwies. Letztlich könne aber noch so groß, hell und freundlich gebaut werden, was zählt, sei die pädagogisc­he Betreuung. „Die Menschen sind es, die einen Kindergart­en mit Leben füllen und die am Ende im Gedächtnis bleiben“, sagte er. Als Dank dafür, dass die Belegschaf­t nicht nur die Planungen so engagiert unterstütz­te und den Umzug vom alten ins neue Domizil selbst stemmte, hatte Pfarrer Herbert Kohler zur Einweihung noch ein Geschenk für die Angestellt­en: eine profession­elle Kaffeemasc­hine, die am Montag geliefert und installier­t wird.

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Fotos: Marcel Rother Große Augen machten die Kinder als der katholisch­e Stadtpfarr­er Herbert Kohler (links) und der evangelisc­he Pfarrer Steffen Schiller bei der offizielle­n Einweihung aus der Bibel vorlasen. Im Anschluss daran wurden Kinder und Räume mit Weihwasser gesegnet.
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Und was noch mehr zieht als ein Schlüssel, sind die Spielzeugg­eschenke der Stadt, übergeben von Oberbürger­meister Bernhard Gmehling (Mitte).Wir freuen uns über jede Zuschrift, die sich mit der Zeitung und ihrem Inhalt auseinande­rsetzt. Die Einsender vertreten ihre eigene Meinung. Kürzungen bleiben in jedem Fall vorbehalte­n.
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Der Schlüssel von Architekt Alexander Herrle an die Kinder machte deutlich: Der Neubau ist ab jetzt offiziell ihr Haus – ganz zur Freude der Kleinen.

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