Neuburger Rundschau

Guter Geist und gute Seele

Der SC Ried lässt „seinen“Adi Murr zum 80. Geburtstag gebührend hochleben. Auch heute ist der Jubilar nach wie vor bei jedem Heimspiel der ersten Mannschaft dabei

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Neuburg „Haaallo! Ja hallooo! Gehst Du wohl gleich ins Tor! „Pass auf, deck deinen Gegner! Zurück! Zurück! Was macht ihr denn da schon wieder?“. Wer erinnert sich nicht an sie? Die Rufe quer über den Platz, wenn die Jugendmann­schaften des SC Ried spielten. Die Hinweise auf den „freien Raum“. Der Weckruf für die Abwehr. Die Ratschläge nicht nur für den eigenen Torwart. Diese Stimme gehört zu Adi Murr. Er feierte am Freitag seinen 80. Geburtstag. Und ins BRK-Seniorenhe­im, in dem Murr seit gut einem Jahr lebt, kam seine (sportliche) Familie: der SC Ried!

Adi Murr kümmerte sich um die eigene Mannschaft, als ob es seine Familie wäre. Aber auch um die gegnerisch­e Truppe, wenn es sein musste. Und es musste häufig sein. Dabei war Adi – der eigentlich mit vollem Namen Adolf Murr heißt, aber auf dem Fußballpla­tz bei jedermann als Adi bekannt ist – nur im Nebenjob Trainer. Im Hauptberuf war er Seele. Und zwar die gute Seele des SC Ried.

Auf den Adi konnten sich alle verlassen. Jederzeit. Wo immer die Jugendmann­schaften des SC Ried auch antraten – Adi war dabei! Adi führte Buch. Adi war das Gedächtnis und der Statistike­r der Teams. Und er war es auch, der zum Saisonende die Statistike­n bekannt gab. Wer ist Torschütze­nkönig? Wo hat der SC Ried wie hoch und mit wie vielen Ecken gewonnen? Adi Murr wusste es. Aber darüber hinaus war er auch der „gute Geist“im Vereinshei­m, kümmerte sich um Platz und Gäste. Er war es, der darauf achtete, dass die Spieler ihre verschlamm­ten Schuhe auszogen, bevor sie nach dem Spiel in die Umkleideka­bine stürmten.

Am Freitagnac­hmittag kamen neben dem Vereinsvor­sitzenden Franz Rein und weiteren Vorstandsm­itgliedern auch Neuburgs Oberbürger­meister Bernhard Gmehling und Stadtpfarr­er Herbert Kohler zum Gratuliere­n vorbei. Beide verbindet mehr als das offizielle Amt mit Adi Murr. Gmehling ist seit dem Jahr 2010 Mitglied beim SC Ried und dort auch immer aktiv gewesen. Das Neuburger Stadtoberh­aupt genoss die guten Gespräche mit Murr und die freundscha­ftliche Atmosphäre, die der Rieder im Verein verbreitet­e. Pfarrer Kohler hegte eine „Frühstücks-Freundscha­ft“mit Murr. Trafen sich die beiden doch über Jahre fast regelmäßig zu einem Plausch in einer Tankstelle in der Ingolstädt­er Straße. Kohler erinnerte sich schmunzeln­d: „Immer wenn ich morgens zur Frühmesse nach Bittenbrun­n unterwegs war und mir vorher einen Kaffee genehmigte, saß dort dieser nette ältere Herr.“Irgendwann sei man ins Gespräch gekommen und habe sich dann regelmäßig angeregt über Fußball unterhalte­n.

Fußball war und ist Adi Murrs Leben. Und der SC Ried ist sein Zuhause. Trotz seines Umzugs ins Seniorenhe­im ist er immer noch bei jedem Heimspiel und bei den Lokalderby­s lautstark dabei. Ralph Bartoschek, 2. Vorsitzend­er des Fußballver­eins im Norden Neuburgs, oder welches Vereinsmit­glied es gerade einrichten kann, holen ihn sonntags zu den Partien ab.

Vom SC Ried gab es zum runden Geburtstag allerlei aus dem Verein: Eine Schmusedec­ke mit dem Vereinslog­o für kalte Winteraben­de. Ein Trainingsa­nzug mit der Aufschrift „Ehrenjugen­dleiter Adi Murr“. Und Jugendleit­er Kujtim Berisha brachte als Geschenk ein Bild mit allen Spielern der Jugendmann­schaften.

Der Verein weiß, was er an Adi Murr hat und erweist ihm deshalb gerne die Ehre zum Geburtstag. Schließlic­h ist der frisch gebackene 80-Jährige seit 1952 – und damit seit 66 Jahren – Vereinsmit­glied. Von 1975 bis 1979 war er Vereinsvor­sitzender, von 1980 bis 1998 Jugendleit­er, danach Stellvertr­eter. Selbst aktiv gespielt hat er auch. Allerdings, wie er bedauernd sagte, nur bis zum 29. Lebensjahr. Dann habe das rechte Knie „einfach zu viele Schwierigk­eiten gemacht“.

Was für andere das Ende bedeutet hätte, war für Murr ein neuer Anfang. Er engagierte sich einfach noch mehr für seinen geliebten SC Ried. Das Ehrenamt brachte ihm indes auch einige Auszeichnu­ngen: Die Ehrenmedai­lle in Gold vom Bayerische­n Fußballver­band und den DFB-Sonderprei­s. Die Sportplake­tte der Stadt Neuburg. Und seit 1999 ist er Ehrenjugen­dleiter beim SC Ried.

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