Südamerikaner werden immer dickleibiger
In Chile etwa ist von „Epidemie“die Rede
Santiago de Chile Weltweit werden die Menschen immer dicker. Das beklagen Wissenschaftler seit Jahren. Diese Entwicklung macht auch vor den Menschen in Südamerika nicht halt. In Lateinamerika und der Karibik sind 60 Prozent der Bevölkerung übergewichtig. Wirtschaftswachstum, zunehmende Urbanisierung und höhere Durchschnittseinkommen gelten als Gründe dafür. Spitzenreiter sind die Bahamas (69 Prozent Dickleibige), Mexiko (64 Prozent) und Chile (63 Prozent).
Auch vor der Jugend macht der Trend keinen Halt. 44,5 Prozent aller Kinder in Chile sind laut OECD übergewichtig. Damit übertrifft das südamerikanische Land selbst den langjährigen Spitzenreiter USA (39,9 Prozent). In Mexiko sind es 35 Prozent der jungen Menschen.
Kaum ein Land reagierte darauf so radikal wie Chile, wo man gar von einer „Epidemie“sprach. Dort gibt es nun Warnsymbole auf ungesunden Lebensmitteln. Die markierten Produkte dürfen nicht mehr auf Schulhöfen verkauft werden. Tagsüber ist Werbung für diese Lebensmittel in Fernsehen, Radio und Kino verboten. Von den Neuregelungen waren etliche Hersteller betroffen. Konzerne wie Kellogg’s mussten Zeichentrickfiguren von ihren Müslischachteln entfernen, das Kinder-Überraschungsei wurde komplett aus den Regalen verbannt. Auch McDonald’s musste sein berühmtes Happy Meal in Filialen in Chile anpassen. Ferrero zog zwar vor Gericht – allerdings ohne Erfolg.
In Chile haben die neuen Gesetze bereits Wirkung gezeigt. Schon vor Inkrafttreten des Gesetzes hatten 20 Prozent der Hersteller die Menge an Salz, Zucker, Fett und Kalorien reduziert. Abgenommen haben die Chilenen allerdings noch nicht, sagt die frühere Gesundheitsministerin Carmen Castillo, die diese Entwicklung einleitete. Es wäre verfrüht, nach so kurzer Zeit eine Bilanz zu ziehen. Dennoch sei Chile zu einem Vorbild für andere Länder geworden.