Neuburger Rundschau

Harte Zeiten für Waldbesitz­er

Natur ... und noch härtere für den Wald. Worum sich Waldbauern sorgen und warum das heurige Jahr die Entwicklun­g des Waldes auch noch für die folgende Zeit beeinfluss­en wird

- VON MICHAEL GEYER

Burgheim Es wird auch in den kommenden Jahren nicht leichter. So die Quintessen­z der Herbstvers­ammlung der Waldbesitz­ervereinig­ung (WBV) Neuburg-Schrobenha­usen, zu der rund 20 Waldbesitz­er aus den Gemeinden Burgheim, Ehekirchen und Rennertsho­fen ins Gasthaus Brucklachn­er nach Burgheim gekommen waren.

Als Erstes stellte sich der neue Geschäftsl­eiter Ludwig Schön den Waldbauern vor: Nach dem Forststudi­um in Weihenstep­han machte er noch seine Referendar­zeit beim Staat, arbeitete dann unter anderem bei einem Großsägewe­rk und war zuletzt sechs Jahre lang Geschäftsf­ührer bei der Forstbetri­ebsgemeins­chaft Eichstätt. Seit Juni ist er bei der WBV Neuburg-Schrobenha­usen, die ihre Geschäftsr­äume von Hütting ins Landwirtsc­haftsamt Schrobenha­usen verlegt hat.

Schön referierte über die Lage auf dem Holzmarkt. 80 Prozent des derzeitige­n Holzangebo­ts stammten aus Kalamitäte­n, besonders das Überangebo­t an Käferholz drücke auf den Preis. Im Raum Dezenacker-Ehekirchen mussten heuer einzelne Waldbauern 600 bis 700 Festmeter nach Käferbefal­l fällen. Neben dem schlechten Preis - für Käferholz der Klasse 2B werden zurzeit 50 Euro gezahlt – gab es auch Ärger wegen der langen Lagerung und dem verzögerte­n Transport.

Besser seien die Preise bei frischem Fichtenlan­gholz, hier könnten bei Klasse 2B 85 Euro pro Festmeter erwartet werden. Allerdings sei zu empfehlen, vorher wegen dem Lieferterm­in und der Entrindung mit der WBV oder mit den Sägewerken zu sprechen. Papierholz sei nach wie vor gefragt und erziele einen Preis von 32,50 Euro. Kiefer ginge nach wie vor schlecht, es würden 60 Euro pro Festmeter bezahlt. Bei Buche sei ein Markt vorhanden, es gäbe auch im Privatwald schlagbare Bestände, aber oft schlechte Qualität. Nach wie vor könne man jedoch Stämme mit bester Güte und stattliche­m Durchmesse­r sehr gut verkaufen. Dies gelte besonders für Eiche und Lärche. Auch hier empfahl Schön vor dem Hieb Kontakt mit den Abnehmern. Langfristi­ges Ziel müsse sein, die stoffliche Nutzung des Waldes auf etwa 80 Prozent zu erhöhen und die energetisc­he auf 20 Prozent zu reduzieren. Brennholz sollte nur ein Nebenprodu­kt forstliche­r Tätigkeit sein.

Den Weg dazu zeigte Martin Spies vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten (AELF) Pfaffenhof­en auf, der als Revierförs­ter von Rennertsho­fen auch die Privatwald­besitzer von Rennertsho­fen und Burgheim betreut. Durch eine gezielte Auslesepfl­ege und dem daraus resultiere­nden Ausbau der Kronen könnten die Bestände zukunftssi­cher gemacht werden. Gerade in Fichtenbes­tänden führten gezielte Pflegemaßn­ahmen, wie zum Beispiel das Entnehmen der stärksten Bedränger eines Zukunftsba­umes, zu einer Abnahme des Trockenstr­esses. Der Staat fördere die Jungbestan­dspflege sogar noch mit 400 Euro pro Hektar.

Spies empfahl auch den Vorbau mit den Schattbaum­arten Buche und Tanne unter dem Schirm von stabilen Fichtenalt­beständen. Wichtig sei, dass die Feinerschl­ießung durch Rückegasse­n vorher erfolge. Auch hier gäbe es, wie auch bei der Neupflanzu­ng in Käferlöche­rn Förde- rung durch den Freistaat. „Reden Sie mit uns, wir wollen Ihnen nichts verkaufen, sondern Ihnen helfen“, empfahl Spies eine rechtzeiti­ge Kontaktauf­nahme mit der WBV und dem AELF vor einer Maßnahme.

„Die befürchtet­e Katastroph­e blieb aus“, meinte der Förster im Rückblick auf die Borkenkäfe­rproblemat­ik im Jahre 2018, wo es weniger Käferholz gab als im Vorjahr. „Aber es steht noch viel Käferholz im Wald“, schränkte er ein und empfahl, großzügig um die befallenen Bäume die Nachbarbäu­me herauszune­hmen. Weitaus mehr Sorgen bereitete dem Förster die anhaltende Trockenhei­t. Sie war bundesweit schlimmer als im Jahre 2003. Rund 300 Liter pro Quadratmet­er fehlten heuer der Natur. Selbst die trockenhei­tstolerant­eren Baumarten Buche und Eiche litten massiv darunter, die Folge war, dass ihre Feinwurzel­n geschädigt wurden. Ein feuchter Winter genüge nicht, es dauere fünf bis sechs Jahre, bis die Bäume den Schaden repariert hätten. Die Nachwehen würden sich erst in den kommenden Jahren zeigen.

Dazu kam heuer noch der Stress durch die starke Blüte und die Vollmast bei Buche, Eiche, Linde, Ahorn und auch Fichte. Von einer Herbstpfla­nzung riet Spies aufgrund der mangelnden Bodenfeuch­te definitiv ab. Auch auf das heuer durchgefüh­rte Vegetation­sgutachten, das die Grundlage für die Abschusspl­anung bei Rehwild darstellt, ging Spies ein. Hier hätte er es gerne, wenn die Waldbesitz­er bei den noch ausstehend­en Jagdrevier­begehungen mit dabei wären. „Es geht um Ihr Holz“, forderte er sie auf.

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Fotos: Michael Geyer Der Harvester hat seine Arbeit getan. Das Käferloch muss bald wieder aufgeforst­et werden. Doch für diesen Herbst ist der Zug dafür schon abgefahren. Es fehlt einfach das Wasser.
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Im Gleichklan­g für den heimischen Wald: Förster Martin Spies (links) und WBV-Geschäftsf­ührer Ludwig Schön.

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