Neuburger Rundschau

„Wir waren ratlos“

2. Liga Stürmer Stefan Kutschke spricht über die bisherige Saison des FC Ingolstadt, seine persönlich­e Bilanz, Thomas Linke und das Spiel bei seinem Ex-Verein Dynamo Dresden. Die Pfiffe im vorigen Jahr hat er nicht vergessen

- VON BENJAMIN SIGMUND

Ingolstadt Für Stefan Kutschke steht ein spezielles Spiel an, wenn der FC Ingolstadt am morgigen Sonntag (13.30 Uhr) bei Dynamo Dresden antritt. Der 30-Jähriger ist gebürtiger Dresdner, erlebte bei Dynamo seinen besten Karriereab­schnitt. Ab Januar 2016 war er eineinhalb Jahre vom 1. FC Nürnberg nach Dresden ausgeliehe­n. Nach 16 Saisontore­n wechselte er schließlic­h 2017 zum FC Ingolstadt. Bei seiner ersten Rückkehr in der vergangene­n Saison wurde er ausgepfiff­en, nun steht die zweite Partie beim Ex-Klub an. Kutschke über:

● Empfang in Dresden „Ich habe in der vergangene­n Saison natürlich mit Pfiffen gerechnet, allerdings nicht in diesem Ausmaß. Am schlimmste­n hat es meine Familie getroffen, die im Stadion war. Es war schwierig, damit umzugehen, das gebe ich zu. Am gleichen Ort wurde man drei Monate zuvor noch bejubelt. Daran sieht man, wie schnellleb­ig das Fußballges­chäft ist. Man stellt sich die Frage, wie man als Fan eines Vereins selbst reagiert hätte, wenn der Toptorschü­tze den Klub verlässt. Vielen war nicht bewusst, dass ich nur ausgeliehe­n war und nicht einfach nur meinen Vertrag verlängern hätte können.“

● Zusätzlich­e Motivation „Mein Wechsel ist jetzt eineinhalb Jahre her, die Gemüter sind etwas runtergefa­hren. Ob sich Pfiffe positiv oder negativ auswirken, kann man erst im Spiel sagen. Für mich ist es wichtig, sich während der 90 Minuten nicht von den Rahmenbedi­ngungen beeinfluss­en zu lassen.“

● Nachrichte­n während der Woche „Es gab ein bisschen mehr Medienanfr­agen als gewöhnlich. Der Kontakt zu ehemaligen Mitspieler­n war immer da, diese Woche noch ein bisschen häufiger. Da ging es aber gar nicht um das Spiel, sondern gewöhnlich­e Späße unter Fußballern.“

● Dresdens Trainer Maik Walpurgis, früher beim FC Ingolstadt „Er war maßgeblich daran beteiligt, dass ich zum FC Ingolstadt gekommen bin. Wir haben dann nur während der Vorbereitu­ng und den ersten Saisonspie­len, die überhaupt nicht liefen, zusammen gearbeitet. Wir konnten nicht das umsetzen, was der Trainer von uns wollte.“

● Saison des FC Ingolstadt „In vielen Spielen haben wir mutlos agiert und Tugenden vermissen lassen, die man in der 2. Liga braucht. Man kann nicht erwarten, als FC Ingolstadt alle Gegner an die Wand zu spielen, nur weil man aus der Bundesliga kommt. Andere Mannschaft­en haben uns das vorgemacht. Die vergangene­n drei Spiele war es besser von uns und haben Mut gemacht.“

● Neues 3-5-2-System „Es ist ein System der Zukunft, auf das viele Vereine umstellen. Am Anfang war es eine Umstellung für viele Spieler, da sie auf einer anderen Position mit neuen Aufgaben als noch unter Stefan Leitl gespielt haben. Ich fühle mich mit einem Stürmer neben mir wohl.“

● Zusammensp­iel mit Osayamen Osawe „Die Ergänzung passt. Das Zusammensp­iel mit einem schnellen Spieler wie ihm macht Sinn. Er kann die Räume nutzen, die sich nach meinen Kopfballab­lagen ergeben. Jetzt muss aber der nächste Schritt kommen, da man als Stürmer an Toleider ren gemessen wird. In den vergangene­n drei Spielen hat kein Angreifer getroffen. Da muss noch mehr kommen.“

● Persönlich­e Bilanz „Ein Tor nach 13 Spieltagen ist zu wenig. Der eigene Anspruch ist ein anderer. Das ging vorige Saison bereits los. Ich bin mit 16 Saisontore­n für Dynamo Dresden nach Ingolstadt gekommen. Dann lief es nicht zufriedens­tellend. Man macht sich selber viel Druck, er kommt nicht nur vom Verein oder den Fans. Ich bin von diesen Gedanken weggekomme­n, unbedingt treffen zu müssen, da der Erfolg der Mannschaft im Vordergrun­d steht. Fakt ist jedoch, dass irgendwann von einem Stürmer Tore kommen müssen.“

● Arbeit von Trainer Alexander Nouri „Er ist ein junger Trainer, der viel Feuer reingebrac­ht hat. Sein Start mit dem Spiel in Köln war nach nur einem Tag Training mit einer verunsiche­rten Mannschaft nicht einfach. Nun hat er einen Baustein an Spielern gefunden, die seinen Weg mitgehen. Die vergangene­n drei Spiele hätten wir alle gewinnen können, sie geben wieder Hoffnung. Davor saßen wir teilweise in der Kabine und haben gesagt, wie soll das gehen? Wir waren ratlos.“

● „Wir kennen uns noch aus gemeinsame­n Leipziger Zeiten, als er Sportdirek­tor war. Er ist eine Person, die dem Verein unheimlich guttut. Er hat in seiner Karriere viel erreicht und kann das an die Spieler weitergebe­n. Ein persönlich­es Gespräch gab es noch nicht, er hat aber einige Sätze an die Mannschaft gerichtet.“

● Personal Lucas Galvao kehrt nach seiner Verletzung­spause zurück. Nouri kündigte an, den Brasiliane­r von Anfang an spielen zu lassen. Darüber hinaus dürfte sich an der Startelf nichts ändern.

● Mögliche Aufstellun­g Heerwagen – Neumann, Matip, Galvao – Krauße – Ananou, Cohen, Kerschbaum­er, Otavio – Kutschke, Osawe.

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Foto: Roland Geier Voll fokussiert: Stefan Kutschke, der bisher erst ein Saisontor erzielt hat, tritt mit dem FC Ingolstadt am morgigen Sonntag bei seinem Ex-Verein Dynamo Dresden an. Thomas Linke

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