Geht wieder!
Dass er Mohammed heißt, weiß ich nur, weil gerade dieser Paketbote in den Laden kam, als ich da stand und auf den winzigen Schraubenzieher blickte, mit dem der seelenruhige Mann hantierte. „Päckchen für Mohammed?“– „Ja, das bin ich.“Mohammed ist der Mann, der mich gerettet hat. Er brauchte dafür keine Viertelstunde. Mir kam sie vor wie eine Ewigkeit. Über meine Verzweiflung und heillose Betroffenheit, aus der dann riesige Erleichterung wurde, wundere ich mich selbst.
Bloß weil das Smartphone plötzlich schwarz wurde und mit nichts mehr wiederzubeleben war. Aber so war es: In Wien unterwegs, einige wichtige Verabredungen erwartend (zu treffen per Handy, wie sonst? Das ist die Zentrale von allem ...) – und das Gerät plötzlich tot. Reagiert nicht mehr. Alle Tastenkombinationen und Beschwörungen führen zu nichts. Kein Zucken mehr. Auch nicht, als ich zurück ins Hotel eile und das schwarze smarte Schweigen ans Kabel hänge, hoffend auf Erlösung von diesem Spuk. Von wegen. Also: Alle Fotos weg? Unerreichbar für andere und selbst hilflos. Für immer? Eine Strafe? Wofür, weshalb ich? Alles, was ich vom Leben noch verlange, ist: Bitte spring an, liebes iPhone. Alle Nummern, die ich gebraucht hätte, alles war ja da drin, eingeschlossen im schwarzen Handy. Vom Hotel kommend durch Wien irrend sehe ich den winzigen Handyladen. Darin, inmitten von Kabeln, offenen Telefonen und teetrinkenden Besuchern: Mohammed, so gelassen. Schließt mein Problem an diverse Laptops an – ohne Effekt. Dann schraubt er dieses blöde Wunderding auf! Klappt es auf, macht irgendwas in diesem filigranen Innenleben, pustet, nimmt dazwischen sein Päckchen entgegen. Da! Der Apfel! Licht auf dem Screen. Leben! „Wir warten“, sagt Mohammed. Nach fünf Minuten schraubt er zu. „Geht wieder“, sagt er.